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Gestohlene Maestro-Karte: Geld weg, Bank zahlt nicht
Aus Kassensturz vom 23.04.2013.
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Geld Gestohlene Maestro-Karte: Geld weg, Bank zahlt nicht

Bezugslimiten sollen verhindern, dass Bankkarten-Diebe das ganze Konto plündern. Nur: Viele Kunden wissen nicht, dass sie hohe Standard-Limiten haben. «Kassensturz» zeigt, wie Diebe dies dreist ausnützen und wie Bankkunden sich schützen können.

Das Pech beginnt im Fall von Anita Utzinger harmlos: Es ist Samstag, der 24. Dezember, sie will über Mittag noch kurz einkaufen. Seit ihrer Geburt ist sie cerebral gelähmt, trotzdem hat die 69Jährige immer gearbeitet und den Haushalt geführt. Zum Gehen benutzt sie einen Rollator.

An der Kasse der Migros in Wetzikon muss es passiert sein: Anita Utzinger bezahlte mit der Maestro-Karte. Dabei muss jemand ihren PIN-Code ausspioniert haben. Anschliessend wurde ihr die Karte gestohlen. Wie das genau passiert ist, weiss sie nicht. Sie betont: «Ich hatte den Eindruck, ich sei vorsichtig gewesen beim Zahlen mit der Karte.»

Bezugslimite von 5000 Franken

Innerhalb von kürzester Zeit plündern Unbekannte ihr Konto. Bei der UBS in Wetzikon wird am 24. Dezember um 13.46 Uhr 2000 Franken bezogen und eine Minute später nochmals 2900 Franken. Dann war die Tageslimite von 5000 Franken erreicht. 

Am andern Tag bezogen die Kartendiebe am Bankomaten der UBS Frauenfeld nochmals 3720 Franken mit ihrer Karte. Da endlich stoppt die monatliche Bezugslimite die Diebe. Allerdings war die Limite von 10‘000 Franken viel zu hoch für Anita Utzinger.

Sie bemerkt den Diebstahl erst am 27. Dezember, als sie online Einzahlungen machen wollte. Sie sah die drei Bezüge, auf ihrem Konto fehlten total 8620 Franken. Sie liess die Karte sperren und machte bei der Polizei eine Anzeige.

Anita Utzinger kritisiert ihre Bank. Sie sagt, die UBS hätte sie über die hohen Limiten informieren müssen: «Ich bin mir dessen nicht bewusst gewesen und weiss nicht, weshalb die Limiten so hoch waren. Ich war sehr erstaunt.»

Bezugslimiten gezielt ausnützen

«Kassensturz» hat Kenntnis von einem zweiten Fall, der aufzeigt, wie schnell und raffiniert die Täter vorgehen, um Bezugslimiten gezielt auszuschöpfen. Ein Kunde der Basler Kantonalbank wollte am Morgen des 27. Novembers mit dem Zug von Basel nach Zürich fahren. Der Code zu seiner Maestro-Karte wurde ausspioniert, als er im Bahnhof Basel am SBB-Automaten ein Ticket löste.

Auf dem Weg zum Gleis müssen ihm die Betrüger das Portemonnaie aus der Jackentasche gestohlen haben. Der Betroffene merkte den Diebstahl erst im Wagen. Sofort stieg er wieder aus und liess die Karte unverzüglich sperren.

Zu spät. Die Täter bezogen mit seiner Karte Minuten nach dem Diebstahl um 07.11 Uhr am Bankomaten der UBS 1000 Franken, nur gerade drei Minuten später standen sie am Bankomaten der Basler Kantonalbank, um insgesamt 4554 Franken abzuheben.

Bank änderte Limite von sich aus

Dass Diebe sein Konto mit der Maestro-Karte leeren konnten ärgert den Betroffenen. Er dachte, er hätte eine Bezugs-Limite als Sicherheit: «Ich ging immer davon aus, dass ich maximal 1000 Franken pro Tag beziehen kann. Das war die Limite, die ich mit der Bank abgemacht hatte.» Was er nicht wusste: Die Maestro-Karte der Basler Kantonalbank hat zwei verschiedene Limiten. Eine Tageslimite von 1000 Franken für den Barbezug an fremden Bankomaten. An eigenen Bankomaten gibt es jedoch zusätzlich eine Tageslimite 5000 Franken. Die Diebe mussten darüber genauestens im Bilde gewesen sein.

Der BKB-Kunde kritisiert, dass an bankeigenen Automaten so hohe Bezüge möglich sind. Darüber habe ihn die Bank nie informiert. Deshalb forderte er eine vollständige Entschädigung. Aus Kulanz bot ihm die Bank 1367 Franken an, ein Drittel des Schadens. Die BKB erklärt diesbezüglich, dass sie 2007 die Bezugslimite von 3000 auf 5000 Franken erhöht habe – auf Kundenwunsch.

An «Kassensturz» schreibt die BKB: «Gemäss Vertragsbestimmungen ist die Bank frei, die Limiten zu ändern, falls sie dies den Kunden angemessen kommuniziert. Die BKB hat die Limite von 5000 Franken an bankeigenen Automaten mittels einer grossflächigen Werbekampagne und auf allen Bankbelegen kommuniziert.»

Sorgfaltspflichten von Bankkunden

Der Bankenombudsman Hanspeter Häni weiss aus Erfahrung. Bei Diebstahl übernehmen die Banken meistens keine Verluste: «Die Banken sagen, der Kunde hätte die Sorgfaltspflichten verletzt, zum Beispiel beim Abdecken während der Code-Eingabe. Deshalb sind sie sehr zurückhaltend, bei der Übernahme von Schäden.»

Eine Umfrage von «Kassensturz» zeigt: Es gibt Banken mit hohen Tages-Bezugslimiten.

Bancomat-Bezugslimiten - ein kurzer Einblick

BankStandard-Limiten
Bank CoopPro Tag: 4000 Fr. (bei eigenen Automaten)/ Pro Monat: 4000 - 10'000 Fr.
Credit SuissePro Tag: 2000 Fr. / Pro Monat: 4000 Fr.
Kantonalbankenje nach Kanton unterschiedlich
Post FinancePro Tag: 1000 Fr. / Pro Monat: 5000 Fr.
RaiffeisenPro Tag: 3000 Fr. / Pro Monat: 5000 Fr.
UBSPro Tag: 5000 Fr. / Pro Monat: 5000 Fr.

Weitere Banken und Informationen finden Sie hier.

Alle Banken weisen darauf hin, dass die Limiten angepasst werden können. Deshalb empfiehlt der Bankenombudsman Hanspeter Häni tiefe Bezugslimiten: «Wichtig ist, dass der Kunde eine Tageslimite hat, die so hoch ist, wie er sie braucht und dass er nach Möglichkeit eine Monatslimite einrichten lässt. So, dass nicht das ganze Geld vom Konto geräumt werden kann.»

Diese Ratschläge kommen zu spät für Anita Utzinger. Die UBS wirft ihr vor, sie habe die Sorgfaltspflicht verletzt, weil ihr Pin-Code ausspioniert wurde. Die Grossbank will nichts von ihrem Verlust von 8620 Franken übernehmen. Die Bank schreibt, dass jeder Bezug für gültig befunden werde, wenn die Originalkarte sowie der korrekte Pin zur Anwendung komme. Anita Utzinger fühlt sich unfair behandelt: «Beim Abdecken habe ich etwas Mühe, weil ich die Hand nicht so gut darüber halten kann.» Die Limiten ihrer Maestro-Karte hat sie mittlerweile auf ein Minimum reduziert.

Sorgfaltspflichten

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Banken machen eine Entschädigungszahlung bei Diebstahl von der Einhaltung der Sorgfaltspflichten ab. Diese Pflichten sind in den Bedingungen (AGB) für die Benutzung der Maestrokarte beschrieben. Ein Beispiel finden Sie hier.

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