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Gesundheit Triclosan: Ärzte fordern Verbot des Keimkillers in Zahnpasta

Triclosan wird in diversen Kosmetikprodukten eingesetzt, um sie haltbar zu machen. Der Stoff steht aber in Verdacht, die Gesundheit zu schädigen. Die Vereinigung «Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz» fordert deshalb ein sofortiges Verbot. Die Kosmetikbranche entgegnet, Triclosan sei «sicher».

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Triclosan: Schädlicher Keimkiller in Zahnpasta & Co.
aus Espresso vom 25.09.2014. Bild: Colourbox
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 26 Sekunden.

Das Biozid namens Triclosan ist umstritten. Es steht es in Verdacht, im Körper wie ein Hormon zu wirken und vielleicht sogar Brustkrebs auszulösen. Ausserdem bilden sich durch diesen Stoff auch resistente Keime, die für Menschen gefährlich werden können.

Sofortiges Verbot gefordert

Unter Konsumentenschützern, Forschern und Behörden auf der ganzen Welt wird deshalb seit Jahren diskutiert, den Stoff zu verbieten. Die Schweizer Vereinigung «Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz» (AefU) hat nun eine Petition an den Bundesrat lanciert und fordert ein sofortiges Verbot des Stoffs.

AefU ging in den vergangenen Wochen auf Einkaufstour: bei Coop, Migros, Manor und Globus sowie in Apotheken und Drogeriemärkten. Dabei fand die Ärztevereinigung knapp 70 Produkte, die Triclosan als Inhaltsstoff aufweisen. Enthalten ist Triclosan in Zahnpasten, Deodorants, Seifen, Gesichtswasser, Abdeckstiften, Fusspuder und weiteren Kosmetika, die direkt mit der Haut in Berührung kommen. Eine Auswahl dieser Produkte finden Sie oben in der Bildergalerie.

Biozid taucht in Muttermilch auf

Besonders beunruhigend ist für Martin Forter von AefU, dass sich der Stoff im Fettgewebe der Menschen ablagert und mittlerweile auch in der Muttermilch auftaucht: «Es ist eine hochchlorierte Verbindung. Ähnliche Stoffe, wie zum Beispiel das Insektizid DDT, wurden längst verboten. Nur Triclosan hat die Kritik an dieser Stoffgruppe überlebt und ist immer noch auf dem Markt.»

Kosmetikindustrie hält Triclosan für «sicher»

Der Schweizer Kosmetik- und Waschmittelverband wiegelt auf Anfrage des Konsumentenmagazins «Espresso» von Radio SRF 1 ab. Mit 0,3 Prozent sei die Dosierung in Kosmetikprodukten so klein, dass dies keinen Einfluss auf die Gesundheit habe. «In hoher Dosierung ist Triclosan sicher gefährlich. Aber in kleinen Mengen gibt der Stoff zu keiner Besorgnis Anlass», sagt der Geschäftsführer des Kosmetikverbands, Bernard Cloëtta. Auch dass durch die Muttermilch schon Kleinkinder mit dem Biozid in Kontakt kommen, hält Bernard Cloëtta nicht für beunruhigend. «Wir gehen davon aus, dass Triclosan in dieser Dosierung kein Problem ist.»

EU verschärft die Vorgaben und diskutiert ein Verbot

Im Ausland sieht man das offenbar anders. Der US-Bundesstaat Minnesota hat Triclosan dieses Jahr verboten. In Deutschland darf man den Stoff in Verbindung mit Lebensmitteln, also auch in Folien und auf Schneidbrettern, seit Jahren nicht mehr verwenden. Und ab Oktober 2014 gelten in der EU verschärfte Richtlinien für Triclosan.

Bundesamt für Risikobewertung empfiehlt «Verzicht»

Das deutsche Bundesamt für Risikobewertung (BfR) empfiehlt den Konsumentinnen und Konsumenten gar den vorsorglichen Verzicht. Dies vor allem wegen der gefährlichen Resistenzbildung. Annegret Blume vom BfR sagt auf Anfrage von «Espresso»: «Wir fordern schon seit fünf Jahren, den Stoff aus Verbraucherprodukten herauszunehmen und nur noch im medizinischen Bereich einzusetzen.»

Im Moment ist auf EU-Ebene eine Abklärung im Gang, ob Triclosan in Zukunft ganz verboten wird. Beim zuständigen Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV heisst es, man verfolge in der Schweiz die laufenden Diskussionen und werde die gesetzlichen Verschärfungen der EU «voraussichtlich Anfang 2016 nachvollziehen».

Schweizer Detailhändler und Apotheken sind sich des Problems «bewusst»

Auf Anfrage von «Espresso» heisst es bei Migros, Coop, Globus und beim Schweizer Apothekerverband, man sei sich des Problems bewusst. Die Migros beispielsweise hat nur noch eine Zahnpasta mit Triclosan im Angebot. Bis Ende Jahr werde aber auch dieses Produkt frei von Triclosan sein, so die Migros. Der Apothekerverband schreibt, man müsse vor einem allfälligen Verbot «ernsthaft prüfen, durch welche harmlose Substanzen Triclosan ersetzt werden kann».

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