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Kritik an Billigflügen innerhalb der Schweiz
Aus Espresso vom 18.06.2014. Bild: Keystone
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Umwelt und Verkehr «Ökologische Frechheit»: Billigflüge innerhalb der Schweiz

Ein Flug von Zürich nach Genf für 79 Franken – hin und zurück. Mit solchen Tiefpreisangeboten macht sich die Fluggesellschaft «Etihad Regional» nicht nur Freunde. Derart tiefe Ticketpreise würden zum sinnlosen Fliegen animieren und die Bahn konkurrenzieren, monieren umweltbewusste Kritiker.

«Eine ökologische Frechheit!» Die Zürcher Ständerätin Verena Diener lässt kein gutes Haar am Tiefpreisangebot von Etihad Regional. Der Preis von 79 Franken für ein Retourticket Zürich-Genf führe dazu, dass Reisende von der Bahn aufs Flugzeug ausweichen. «Solche Tiefpreise sind ein klares Zeichen dafür, dass der Flugverkehr seine tatsächlichen Kosten nicht deckt», sagt Verena Diener im Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF1. Solche Billigstangebote führten zu einem ungebremsten Wachstums des Flugverkehrs, befürchtet die grünliberale Ständerätin.

Flugtarife sind nicht verursachergerecht

Inserat von Etihat.
Legende: Zürich-Genf für 79 Franken. Das neue Angebot von Etihad. SRF

Der Flugverkehr spielt bei den Treibhausgas-Emissionen eine wichtige Rolle. Auch Lärm- und Luftverschmutzung sind sogenannte externe Kosten, welche vom Flugverkehr verursacht werden. Würde man solche Kosten in die Ticketpreise miteinberechnen, wären die 79 Franken-Tickets von Etihad Regional nicht mehr realistisch, erklärt Patrick Hofstetter, Leiter Klima- und Energie beim WWF Schweiz gegenüber «Espresso». «Für Kurzstreckenflüge kommen nochmals 50 Franken für die Kosten des Klimawandels hinzu.» Diese Kosten würden momentan die Allgemeinheit und zukünftigen Generationen zahlen. «Der klimaschädliche Flugverkehr kommt uns alle teuer zu stehen», warnt Patrick Hofstetter.

Mehr Verursachergerechtigkeit dank Klimaabgabe

Mehrere europäische Länder haben bereits Ticketabgaben eingeführt. Diese bewegen sich zwischen 20 und 100 Franken, je nach Flugdistanz. Der WWF fordert auch für die Schweiz eine solche Abgabe auf den Flugtarifen. Das eingenommene Geld könne an die Bevölkerung rückerstattet oder für den globalen Klimaschutz verwendet werden. «Es ist höchste Zeit, dass die Allgemeinheit etwas weniger bezahlen muss und die Verursacher etwas mehr», so Patrick Hofstetter vom WWF.

Etihad Regional rechtfertigt Lockpreise

Die Airline Etihad Regional ist erst seit kurzem auf dem Schweizer Markt aktiv. Die Golf-Airline Etihad ist Ende 2013 bei der Tessiner Darwin Airline eingestiegen. Die Tiefpreise von 79 Franken zwischen Genf und Zürich seien Einführungspreise, erklärt der Tarif-Verantwortliche Christian Schneider auf Anfrage von «Espresso». Wer kurzfristig buchen will, zahle auch schon mal 200 bis 300 Franken. Angesprochen aufs ökologische Gewissen von Etihad Regional meint Christian Schneider: «Unsere Flotte besteht aus zwölf Propellermaschinen, dieser Typ hat im Vergleich zu herkömmlichen Jets einen tieferen CO2-Ausstoss.»

(K)eine Konkurrenz für die Bahn

Die rund 300 Kilometer zwischen Genf und Zürich können auch mit der Bahn zurückgelegt werden. Die SBB beobachtet die neue Konkurrenz aus der Luft relativ gelassen. SBB-Mediensprecher Reto Schärli verweist auf die sogenannten «Spartickets». Mit diesen Billets koste eine Reise nach Genf und zurück mit Halbtax weniger als bei Etihad Regional. Die Bahn habe im Vergleich zum Fliegen noch andere Vorteile, zählt Reto Schärli auf: «Die Bahn fährt von Zentrum zu Zentrum, langwierige Sicherheitskontrollen und Check-Ins kann sich der Bahnkunde sparen.»

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