Matthias Hartman trägt offenbar doch eine Mitschuld am Millionendefizit des Wiener Burgtheaters: Der österreichische Kulturminister Josef Ostermayer hat Konsequenzen aus der aktuellen Finanzaffäre des Hauses gezogen und den Burgtheater-Direktor Hartmann entlassen. «Um weiteren Schaden für die Republik und das Burgtheater abzuwenden, musste dieser Schritt gesetzt werden», so Ostermayer.
Der Aufsichtsrat des Theaters hatte Ende Februar den Verdacht auf Urkunden- und Bilanzfälschung sowie Untreue geäussert. Zwei Rechtsgutachten hätten nun gezeigt, dass Mängel im Rechnungswesen und im Kontrollsystem über mehrere Jahre nicht behoben worden seien.
Hartmann selbst bestätigte seine Entlassung und kündigte zugleich rechtliche Schritte an: «Man möchte meinen, dass sich der künstlerische Geschäftsführer auf die kaufmännische Direktion, die Kontrollfunktion der Holding und die Wirtschaftsprüfer verlassen könnte. Da wurde ich offensichtlich völlig im Stich gelassen und muss dafür jetzt büssen.»
Er wolle die Entlassung jedoch nicht zu akzeptieren und habe bereits eine Rechtsanwaltskanzlei damit beauftragt, Klage gegen die Entlassung einzubringen.
Klaffendes Finanzloch an der «Burg»
Das 1776 gegründete Wiener Burgtheater gilt als eine der wichtigsten Bühnen im deutschsprachigen Raum. In der Spielzeit 2012/2013 rechnet das Haus mit einem Verlust von rund 8,3 Millionen Euro. Ausserdem drohen Steuernachzahlungen von rund 5 Millionen Euro.
Intendant Hartmann stritt bisher ab, von dem riesigen Finanzloch gewusst zu haben. Er wies auf die strikte Trennung des kaufmännischen und des künstlerischen Bereichs hin – und will sich als künstlerischer Leiter des Hauses nie um so etwas Profanes wie Geld gekümmert haben: «Der Kaufmann setzt sich ja auch nicht ans Regiepult, und ich gehe nicht in die Buchhaltung, um dort misstraurisch zu prüfen.»
Die Vizedirektorin Silvia Stantejsky ist bereits vor einigen Wochen entlassen worden. Auch sie hat jede Schuld von sich gewiesen und ihrerseits gegen die Entlassung geklagt. Das Burgtheater soll zunächst von einem interimistischen Geschäftsführer geleitet werden. Wer die Position besetzen könnte, steht noch nicht fest.
Probleme auch in Zürich
Von 2005 bis 2009, vor seiner Berufung ans Burgtheater, amtete Matthias Hartmann als Intendant am Schauspielhaus Zürich. Auch diese Zürcher Jahre waren überschattet von allerlei Auseinandersetzungen und Streitigkeiten, wie etwa einem Streik des technischen Personals.
Eine geharnischte Reaktion in Zürich rief Hartmanns kürzlich geäusserter Hinweis hervor, er habe das Schauspielhaus als Sanierungsfall übernommen.
Der ehemalige Kulturchef der Stadt Zürich, Jean-Pierre Hoby, wies dies mit deutlichen Worten zurück. Hartmanns Behauptung sei «eine mutwillige Beleidigung», sagte Hoby dem Magazin «profil». Hartmann habe damals seine erste Spielzeit mit einem Verlust von mehr als 220'000 Franken abgeschlossen.