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Bühne So fühlt sich Schauspielern an

Was treibt den Menschen auf die Bühne? Auf der DVD «Spielweise» geben zehn Schauspieler darauf ehrliche und persönliche Antworten. Über Ekstase, Leid und Spielrausch.

Er habe mit der Schauspielerei aufgehört, erzählt der Schauspieler Joseph Bierbichler, weil «ich keine Gier mehr habe, auf die Bühne zu treten». Er habe keine Lust mehr, «sich herzuzeigen». Nicht Angst, sondern Scham hätte er nämlich vor jedem Auftritt verspürt.

Die DVD «Spielweisen»

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Spielweisen. Gespräche mit Schauspielern. DVD Edition, herausgegeben von der Akademie der Künste Berlin 2014.

Es sind intime Beobachtungen, die die fünf Schauspieler und fünf Schauspielerinnen preisgeben, wenn sie über ihren Beruf sprechen. Es sind allesamt Ausnahmekünstler des deutschsprachigen Theaters, viele von ihnen (wie Ullrich Matthes, Sandra Hüller, Maren Eggert) sind auch vom Film bekannt

«Dieses Jahrzehnt gehört den Schauspielern»

Die Akademie der Künste in Berlin hat diese DVD im Rahmen ihres Projekts «Schwindel der Wirklichkeit» herausgegeben. Im Blick hat man einen Paradigmenwechsel: «Die letzten Jahrzehnte lag der Fokus immer auf den Regisseuren und Regiekonzepten», sagt die Projektleiterin Petra Kohse. «Vielleicht könnte man einfach sagen, dieses Jahrzehnt gehört den Schauspielern.»

Was bringt jemanden dazu, auf die Bühne zu treten und zu behaupten, dass er jemand anderes ist? Welcher Preis ist dafür zu zahlen?

Als wäre man frisch verliebt

Ullrich Matthes hat als Präsident der Akademie der Künste die Auswahl der Schauspielerinnen und Schauspieler getroffen. Auch selber macht er mit und gibt zu, dass er in manchen Phasen seiner Karriere das Privatleben vernachlässigt habe. Aber der Beruf des Schauspielers sei für ihn so «beglückend», dass er vieles kompensiere. Auf der Bühne erlebe er «Intensitäten, die man sonst nur von frischester, zweiwöchiger Verliebtheit kennt».

Die DVD Edition «Spielweisen» gibt einen vielschichtigen Einblick in die Schauspielerei und zeigt, wie der Beruf sich in den letzten Jahren verändert hat. Längst reicht es nicht mehr, einfach ein virtuoser Spieler zu sein. Es geht darum, diesen spezifischen Moment zwischen Bühne und Publikum, den es so nur im Theater gibt, zu gestalten.

Knochenarbeit und Magie

Petra Kohse spricht in ihrem Einleitungsaufsatz denn auch von einem «dritten Zustand, einer dritten Sache», um die es Publikum und Schauspielern gemeinsam geht. Und so rar diese magischen Momente auch sind, sie machen den Sog des Theaters aus. Schauspieler Joachim Meyerhoff sagt, man könne dann «die Wahrheit dreidimensional machen und sie sich von allen Seiten angucken».

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