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Das war 2016 Diese fünf Fragen beschäftigten 2016 die Kunstwelt

Nicht nur grosse Ausstellungen prägten das Kunstjahr, auch grosse Fragen. Kunstredaktorin Ellinor Landmann schaut zurück.

Was heisst schon echt?

Eine Besucherin wandert durch eine Ausstellung zu Hieronymus Bosch in Berlin.
Legende: Ein echter oder falscher Bosch? In der Mitte dieser Berliner Ausstellung steht das Original «Johannes auf Patmos». Keystone

Das war 2016

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Redaktorinnen und Redaktoren von SRF Kultur schauen auf die Highlights des Jahres 2016 zurück:

Alle Jahre wieder tauchen neue Bilder alter Meister auf. 2016 traf es den Monstermeister Hieronymus Bosch, dessen Œuvre untersucht wurde. Einige Bilder, die bisher als Kopien galten, seien neu als Originale, und bisherige Originale neuerdings als Kopien anzusehen – so die Forscher.

Das ärgerte die Museen, deren Bosch plötzlich als Kopie galt. Wichtiger ist aber die Frage, wie viel Werkstattbeteiligung bei einem Bild erlaubt ist, damit es noch als «echt» gilt. Denn ein Hieronymus Bosch pinselte seine Bilder vor über 500 Jahren nicht alleine auf die Leinwand, sondern befriedigte die hohe Nachfrage mittels komplexer Arbeitsteilung in der Werkstatt. Vielleicht zu komplex für den heutigen Wunsch nach Eindeutigkeit.

Hieronymus Bosch-Forschung: Er korrigierte, seine Kopisten nicht

Was heisst schon falsch?

Ein Frans-Hals-Porträt.
Legende: 2011 zahlte ein Amerikaner für dieses Frans-Hals-Porträt zehn Millionen Dollar. Jetzt wurde es als Fälschung entlarvt. Sotheby's

Jedes Kunstjahr hat seinen Fälschungsskandal. 2016 drehte sich die Aufregung um Altmeister, die von einem gewissen Giulano Ruffini auf den Markt gebracht wurden. Ein Frans-Hals-Porträt, das Sotheby’s verkaufte, stellte sich als gut gemachte Fälschung heraus. Noch ungeklärt ist die Echtheit weiterer Bilder aus derselben Quelle.

Für Aufregung sorgte dies, weil namhafte Experten das Hals-Gemälde für echt hielten und eine technologische Untersuchung ihre Einschätzung stützte. Und die Frage sei erlaubt: Wenn alle von Originalen profitieren, wer hat im Kunstsystem Interesse, Fälschungen zu entdecken?

Neuer Fälscherskandal um alte Meister

Wie sieht das Museum der Zukunft aus?

Ein Bild des Neubaus des Kunstmuseum Basel.
Legende: Der Erweiterungsbau des Basler Kunstmuseums wurde vom Architektenbüro Christ & Gantenbein entworfen. Keystone

2016 war das Jahr der Eröffnungen: Von der Tate Modern in London über die Kunstmuseen in Basel und Chur bis zum Landesmuseum in Zürich feierten bestehende Museen ihre Neubauten und mehr Quadratmeter für mehr Sammlung.

Die architektonischen Glanzleistungen wurden ausgiebig beklatscht, etwas unter den Tisch fiel die Frage nach der Funktion dieser vergrösserten Bauten: Die Hülle ist fertig, aber welche Aufgaben sollen Museen künftig wahrnehmen?

Neue Architektur-Wahrzeichen für Basel und Zürich

Was darf Kunst kosten?

Der renommierte Designer für visuelle Kommunikaiton Ruedi Baur gibt der Manifesta 11 ein Gesicht.
Legende: Manifesta 11: Die europäische Biennale für zeitgenössische Kunst fand vom 16. Juni bis 18. September in Zürich statt. Keystone

Viel nahm sich die europäische Kunstbiennale «Manifesta» für ihre Zürcher Ausgabe 2016 vor: «What People Do for Money» war die Leitfrage von Kurator Christian Jankowski, der Künstlerinnen und Künstler zu Zürcher Zahnärztinnen, Securitybuden und Imbissläden auf Hausbesuch schickte.

Die anschliessende künstlerische Reflexion über Arbeit beschäftigte sich mit vielem, bloss nicht mit dem Prekariat. Während pikanterweise die EU-Stiftung Manifesta nur dank prekärer Anstellungsverhältnisse ihrer Helfer in der Lage war, die hohen Kosten einer Zürcher Ausstellung überhaupt zu tragen.

Manifesta 11: Geld, Houellebecqs Körper und ganz normale Leute

Wem gehört geraubte Kunst?

Ein Bild des Einganges des Kunstmuseum Bern.
Legende: Auch nach dem abgeschlossenen Gerichtsverfahren ist nicht sicher, dass die Sammlung nach Bern gehen wird. Keystone

Auch 2016 brachte der unendlichen Geschichte um die Sammlung von Hildebrand Gurlitt keinen Abschluss. Die Sammlung des Kunsthändlers, der im NS-Regime gute Geschäfte machte, ging auf seinen Sohn Cornelius Gurlitt über, der sie 2014 überraschend dem Kunstmuseum Bern vermachte.

Sein Testament ist gültig, das hat ein Gericht nun bestätigt. Ob die Sammlung wirklich nach Bern kommt, ist aber nach wie vor unklar. Und unklar bleibt auch, wie viel NS-Raubkunst sich in der Sammlung befindet. Die Forschung läuft noch, aber schon jetzt zeichnet sich ab: Lückenlose Aufklärung ist nicht in allen Fällen zu haben.

Was passiert jetzt mit der Gurlitt-Sammlung?

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