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CINEMAsuisse - Special Michel Soutter - Rebellischer Poet der Bilder

Sein Werkstoff war die Poesie: Michel Soutters erste Filme gelten heute als Meilensteine des Neuen Schweizer Films – er selbst als ein rebellischer Poet der Bilder, dessen Filme mitunter sperrig und jenseits politischer Aktionen gleichwohl hochpolitisch waren.

CINEMAsuisse

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Zehn grosse Schweizer Filmschaffende und jeder ein Meister seines Fachs: Ihnen widmete CINEMAsuisse, die Fernsehreihe der SRG SSR, 2012 je einen Porträtfilm. Zehn weitere Porträtfilme folgen ab Juni 2013.

Michel Soutter rebellierte schon früh – zunächst gegen die Erziehung des strengen, hartherzigen Vaters. Seine Schulbildung brach er vorzeitig ab, da er sie als zutiefst «antipoetisch» empfand. Er schrieb zunächst Gedichte und trat als junger Chansonnier in seiner Heimatstadt Genf und in Paris auf.

Als späterer Filmemacher faszinierte ihn das Programm der Nouvelle Vague – jener Leinwandrevolution, durch die Regisseure wie Jean-Luc Godard und François Truffaut bis in die 60er Jahre hinein gegen alles Perfekte, Vorhersehbare und allzu Geschliffene antraten.

Erster Film scheiterte grandios

In die Welt von Film und Fernsehen wurde Michel Soutter durch den Filmemacher Alain Tanner eingeführt, den er 1960 kennenlernte.Später begann er als Regieassistent von Claude Goretta, dann auch als Regisseur für das Westschweizer Fernsehen zu arbeiten.

Mann in Zimmer
Legende: «La Lune avec les dents» – eine cineastische Revolte gegen den Geist der Enge. SRF

Sein Leinwanddebut gab Soutter 1967 am Filmfestival Locarno: «La Lune avec les dents» – eine cineastische Revolte gegen den Geist der Enge. Der Film scheiterte grandios: Die Zuschauer flüchteten regelrecht aus der Vorführung. Für Soutter ein unvergleichliches Desaster, das er bis zu seinem frühen Tod 1991 nicht überwand.

Nominierung für die Goldene Palme

1968 gründete Michel Soutter zusammen mit fünf Filmfreunden, unter ihnen Goretta und Tanner, die legendäre «Groupe 5», mit der die Produktion französischsprachiger Filme in der Schweiz gefördert werden sollte. In der Folge erlebte das Westschweizer Filmschaffen seine Blütezeit.

Michel Soutter produzierte eine Reihe von Filmen, die heute als Meilensteine der Schweizer Filmkultur angesehen werden: «Haschisch» (1968), «James ou pas» (1970) und «Les arpenteurs», welche ihm 1972 sogar eine Nominierung für die Goldene Palme in Cannes eintrugen.

Filmemachen als politischer Akt

Obwohl Soutter in seinen Filmen kaum je auf direkte politische Aktionen setzte, war für ihn das Filmemachen in einem Land, wo man bis dahin von keiner eigentlichen Kinokultur sprechen konnte, ein dezidiert politischer Akt. Er glaubte inständig an den Schweizer Film: In einem Interview appellierte Michel Soutter 1971, doch endlich damit aufzuhören, immer nur «vom Unglück des Schweizer Films» zu reden.

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