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Film & Serien Die Sängerin vor der Linse: Jaël Malli in ihrem ersten Film

Die Bernerin Jaël Malli kennt man als Stimme der Band Lunik. Nun ist die Sängerin auch als Schauspielerin zu sehen – im Drama «Unser Kind». Warum suchen viele Musiker den Weg vor die Kamera? Und wie ist es, nach 15 Jahren als Team-Player plötzlich alleine dazustehen?

SRF: Jaël Malli, bisher kannte man Sie vor allem als Sängerin der Band Lunik. Nun sind Sie auch als Schauspielerin zu sehen. Gibt es eine Gemeinsamkeit zwischen den beiden Metiers?

Zur Person

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Legende: Copyright SRF/Severin Nowacki

Jaël Malli war von 1998 bis 2014 Sängerin der Band Lunik. 2011/12 absolvierte sie in London eine Schauspiel-Ausbildung. Im Sommer 2014 war sie im Freilichttheater «1476» in Murten zu sehen. «Unser Kind» ist Jaël Mallis erste Filmrolle, derzeit arbeitet sie an einem Solo-Album.

Jaël Malli: Für mich gibt es diese Gemeinsamkeit extrem. Als Sängerin und Songwriterin schlüpfe ich auch in eine Rolle, erzähle eine Geschichte. Ich tue das aber mit meinen eigenen Worten. Bei der Schauspielausbildung war nun für mich das Wichtigste, es zu schaffen, andere Worte zu meinen eigenen zu machen.

Hat Ihnen die Erfahrung als Sängerin bei den Dreharbeiten geholfen?

Beim Film hat mir das nicht so stark geholfen. Wenn man auf der Bühne steht, muss man immer leuchten und stark nach aussen transportieren. Beim Film ist es wichtig, dass man nicht «überspielt». Gerade bei meiner Rolle in «Unser Kind» wäre es meiner Meinung nach verheerend gewesen, wenn ich sie überzeichnet hätte. Da hat mir die Bühnenerfahrung nicht so sehr geholfen, sondern vor allem meine Ausbildung. Ich habe für diese Rolle sehr stark auf meine Technik zurückgegriffen.

Hilft Ihnen Ihre Bekanntheit dabei, Rollen zu bekommen?

Das finde ich schwierig zu sagen. Dass ich schon viele Leute kannte, hat mir sicher geholfen, zu Castings eingeladen zu werden. Aber dort musste ich mich ja noch gegen erfahrenere Schauspieler durchsetzen. Als Sängerin, die findet, sie müsse jetzt auch noch Schauspielerin sein, hat man da nicht viele Bonuspunkte, glaube ich. Da trifft man oft auf die Haltung «Die muss jetzt aber erst noch beweisen, dass sie wirklich etwas kann».

«Unser Kind»

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Ein junges Paar erwartet ein Kind. Bei einer Untersuchung stellt sich heraus, dass – damit Trisomie 21 ausgeschlossen werden kann – weitere Tests nötig sind. Die Beziehung der werdenden Eltern wird durch die anstehende Entscheidung auf die Probe gestellt. Jaël Malli spielt Leas Schwester Sabine.

«Unser Kind» ist bis zum 6.11.2014 online abrufbar.

Letzten Sommer haben Sie auch Theater gespielt. Man könnte sagen, das Theater ist ein wenig wie ein Livekonzert, ein Filmdreh gleicht eher einer CD-Aufnahme. Stimmt dieser Vergleich?

Ja, das ist ein guter Vergleich. Ich habe das Theater als sehr unmittelbar erlebt. Ein Filmdreh ist harte Arbeit, man wartet viel und wiederholt oft die gleichen Szenen. Das hat Parallelen zur Aufnahme eines Songs im Studio, wo man auch tausendmal das Gleiche aufnimmt. Da muss man aufpassen, dass es lebendig bleibt. Bei einem Liveauftritt oder im Theater ist es einfacher, die Energie hoch zu halten.

Sie waren 15 Jahre lang Teil einer Band, eines Teams. Nun gehen Sie als Schauspielerin Ihren eigenen Weg und arbeiten auch an einem Solo-Album. War es eine bewusste Entscheidung, stärker alleine zu arbeiten?

Ich habe bei der Arbeit sehr gerne Leute um mich, mit denen ich mich austausche. Neu ist für mich, dass ich mir noch stärker aussuchen kann, mit wem ich zusammenarbeite. Ich kann wirklich ausprobieren, ob es stimmt. In einer Band mit einem Label, mit Managern und Bookern war es nicht immer stimmig. Nach Lunik war für mich der erste Schritt, alles selber zu machen. Jetzt bekomme ich Anfragen über meine Homepage, beantworte sie selbst, verhandle selbst und setze selbst die Verträge auf. Es tut mir gut zu wissen, dass ich alles selbst in den Händen habe und dass ich jeden Schritt mache, weil ich ihn machen will.

Vermissen Sie es manchmal auch, sich zurücknehmen zu können und auch mal die anderen machen zu lassen? Ist es manchmal anstrengend, immer selbst hinstehen zu müssen?

SRF-Koproduktion

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Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) hat diesen Film koproduziert.

Ja, das ist es. Es war sehr schön, mit der Band zusammen wirklich ein Team zu haben. Das vermisse ich manchmal. Nach über zehn Jahren Zusammenarbeit hatten wir bei Lunik eine Eingespieltheit, die unersetzbar ist. Dass ich jetzt alles selbst entscheiden kann, ist manchmal toll. Aber es kann auch schwierig sein. Wenn ich jetzt einen Fehlentscheid treffe, dann habe ich den alleine getroffen und kann die Schuld nicht «dritteln» (lacht). Für mich hätte das mit der Band noch 100 Jahre weitergehen können. Aber nun hat es die Trennung geben und da soll doch dann auch etwas Neues, Positives daraus entstehen.

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