Warum werden wir wütend, empfinden Freude, Kummer oder Angst? Der Animationsfilm «Inside Out» geht unserer Psyche auf den Grund und verpackt die menschlichen Gefühle in eine kunterbunte Charakter-Clique.
Fräulein Freude spielt die Hauptrolle. Mit ihren Kolleginnen Kummer, Angst, Ekel und Wut schmeisst sie die Hauptzentrale im Kopf der kleinen Riley und steuert von dort aus die Gefühlsregungen des Kindes. Und es gibt viel zu tun. Mit elf Jahren zieht Riley mit ihren Eltern vom Land in die Stadt San Francisco. Das vorpubertäre Mädchen wird aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen und mit völlig neuen Eindrücken konfrontiert. Das bringt Chaos in ihre Gefühlswelt. Durch ein Missgeschick werden Fräulein Freude und ihre Kollegin Kummer aus der Hauptzentrale geschleudert und müssen sich vom letzten Eck des labyrinthartigen Hirns ihren Weg zur Zentrale zurückkämpfen.
Ein lustiges Zitat
Um die traurige Riley aufzuheitern, geht ihre Mutter mit ihr in einer hippen Gegend von San Francisco Pizza holen. Als diese dann mit Broccoli belegt ist, tobt Herr Wut in der Hirnzentrale: «Danke, San Francisco! Du hast Pizza ruiniert! Zuerst die Hawaiianer und jetzt du!»
Der Regisseur
Pete Docter gehört zu den wichtigsten Drehbuchautoren und Regisseuren des Animations-Studios Pixar. Er ist der Schöpfer von «Toy Story» eins und zwei, «Monsters, Inc.» und «Up». Wenn ein so kreativer Kopf versucht, sich in die Gedankenwelt seiner störrischen Teenager-Tochter hineinzuversetzen, dann kann dabei nur eine Filmidee mit Köpfchen rauskommen. Pete Docters Tochter Eli ist das Vorbild für die Filmfigur Riley. Wie im Film begann die vorpubertäre Phase seiner Tochter mit elf Jahren. Plötzlich schien in ihrem Kopf alles kopfüber zu stehen. Verantwortlich dafür: bunte Winzlinge, die im menschlichen Hirn schalten und walten. So jedenfalls stellte es sich Pete Docter bildlich vor. Fünf Jahre brauchte er, bis die Idee filmreif war.
Fakten, die man wissen sollte
Obwohl das Pixar-Animationsstudio mit seinen Filmen wie «Toy Story», «Nemo» und «Ratatouille» erfolgsverwöhnt ist, musste es die letzten Jahre Kritik einstecken. 2006 wurde die Firma Teil des Disney-Konzerns. Auch der Wagemut schien in den vergangenen fünf Jahren geschrumpft zu sein. So waren drei der letzten vier Produktionen Fortsetzungen wie «Monsters University», «Cars 2» und «Toy Story 3». Gleichzeitig zeigte die Konkurrenz, dass sie nicht schlief. Mit Filmen wie «Frozen» oder «Minions» haben andere Studios die Spitzenreiter sogar überholt. Da war es höchste Eisenbahn für die kreativen Köpfe von Pixar, mit einer neuen Originalstory aufzuwarten. Mit «Inside Out» hat sich die Animations-Schmiede wieder ihren Platz an der Spitze zurückgekämpft. Er steht bereits jetzt auf Platz 11 der erfolgreichsten Animationsfilme aller Zeiten.
Das Urteil
Auf ihrem Weg zurück zur Haupthirnzentrale erleben Fräulein Freude und Kollegin Kummer einen regelrechten Action-Trip durch die menschliche Psyche. Sie kämpfen sich durch ein Labyrinth von Erinnerungen und stürzen ins dunkle Tal des Unterbewusstseins. Dass es ein Animationsfilm schafft, die Entstehung unserer Persönlichkeit verspielt und kreativ zu erklären, ist grosses Kopf-Kino. «Mama, Papa, was ist die Psyche?» Wer Angst davor hat, diese Frage irgendwann mal seinem Kind beantworten zu müssen, kann beruhigt durchatmen. Ab jetzt muss man nicht mehr neurowissenschaftliche Theorien googeln, sondern braucht den neugierigen Kleinen nur noch «Inside Out» zeigen.
Kinostart: 01.10.2015