Mathias (Kevin Kline), ein ausgebrannter New Yorker hofft auf seine finanzielle Rettung in Paris. Dort erwartet ihn ein ansehnliches Erbe. Ein Stadthaus mitten in Paris. Der Haken: Sein Vater kaufte das Haus mit einem Viager-Vertrag. Eine französische Spezialität: Man ersteht die Immobilie günstig. Dafür darf der ehemalige Eigentümer, in diesem Fall Madame Girard (Maggie Smith), lebenslänglich wohnen bleiben.
Der neue Eigentümer muss ihr sogar die Monatsrente zahlen. Mathias erbte somit nicht nur das Haus, sondern auch die alte Lady darin. Zu diesem miesen Deal gesellt sich Madam Girards unausstehliche Tochter Chloé (Kristin Scott Thomas). Sie wohnt auch in dem Haus und macht Mathias‘ Leben zusätzlich schwer. Das Blatt wendet sich, als Mathias die Schatten von Madame Girards Vergangenheit herausfindet. Denn die drei verbindet mehr miteinander als ihnen lieb ist.
Das stärkste Zitat
Madame Girard rät Mathias doch erst mal an die frische Luft zu gehen, nachdem sie ihn über die Tücken seines Erbglücks aufgeklärt hat: «Gehen Sie spazieren. Ein Spaziergang an der Seine. Es wird eine herrliche Nacht. Aber bitte nicht reinspringen. Sich selbst zu ertränken ist nicht so leicht und man holt sich schnell eine Erkältung.»
Der Regisseur
Israel Horovitz ist in der Theaterwelt ein gefeierter Autor. Über 70 Bühnenstücke stammen aus seiner Feder. Davon wurden viele international und in verschiedenen Sprachen aufgeführt. Auch in der Filmwelt hat er sich einen Namen gemacht. Zum Beispiel schrieb er die Drehbücher von «New York, I Love You» und «Sunshine». Mit 75 Jahren will er es noch mal wissen und verfilmte sein erfolgreiches Bühnenstück. «My Old Lady» ist Israel Horovitz‘ Regiedebüt und eine Hommage an Paris.
Fakten, die man wissen sollte
Als Mathias von seiner Vergangenheit erfährt, ertränkt er den Schock im Alkohol. Ab der zweiten Filmhälfte sieht man den Hauptdarsteller oft mit einer Weinflasche in der Hand. In einem Interview wurde Kevin Kline dafür gelobt, so gut den Betrunkenen zu spielen. Er antwortete, dass es oft gar nicht gespielt war: «In Frankreich bekommt man ständig Rotwein serviert. Was will man da machen.»
Das Urteil
Man merkt, dass «My Old Lady» ursprünglich ein Bühnenstück ist. Zwar spielt die Geschichte nicht nur in geschlossenen Räumen. Auch gibt es mehr Figuren als die drei Hauptdarsteller. Doch lebt der Film hauptsächlich von seinen starken Dialogen, statt von einer beeindruckenden Bildsprache. Das lässt ihn manchmal eintönig wirken. Das charismatische Schauspieler-Trio Kevin Kline, Maggie Smith und Kristin Scott Thomas retten den Film vor der Langeweile. «My Old Lady» ist eine unaufgeregte Tragikkomödie – witzig und beklemmend zugleich.