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Film & Serien Robin Williams: Zu viel war ihm gerade genug

US-Schauspieler Robin Williams war einer der vielseitigsten und beliebtesten Hollywood-Stars. Kaum einer war auf der Leinwand komischer, rührseliger, und – was viele vergessen – bösartiger. Zu viel war Robin Williams gerade genug. Auf und neben der Leinwand.

Sprühende Energie: Robin Williams 1978 als Ausserirdischer Mork in der TV-Serie «Mork & Mindy».
Legende: Sprühende Energie: Robin Williams 1978 als Ausserirdischer Mork in der TV-Serie «Mork & Mindy». Getty Images

Ein «Maniac» war er, ein Verrückter. Im positiven Sinne. Wer Robin Williams einmal im Interview gesehen hatte, wurde diesen Eindruck nicht mehr los. Da sass ein dicklicher Typ, grinste über beide Backen, redete wie ein Wasserfall und löste bei Moderatoren und Studiopublikum gleichermassen Lachanfälle aus.Dieser Mister-100'000-Volt war nicht zu bremsen. Die Pointen sprudelten aus ihm hinaus. Robin Williams, die Spasskanone, der immer gutgelaunte Comedian – das war aber nur eine Seite des Schauspielers.

Williams erfüllte das Klischeebild des traurigen Clowns. Er galt als depressiv, trank und nahm Kokain. «Gebt mir alles, was paranoid und impotent macht», rief er mal während eines Live-Programms. Noch Anfang dieses Jahres wies Williams sich selbst in eine Entzugsklinik ein. In der Nacht auf Dienstag starb er 63-jährig. Vermutlich hat er sich das Leben genommen.

Der Mann voller Gegensätze

Wie seine Person, ist auch Robin Williams Werk voller Gegensätze: «Nanoo, Nanoo», die ikonische Grussformel aus der TV-Comedy-Serie «Mork and Mindy», in der Williams von 1978 bis 1982 das Fernsehpublikum als Ausserirdischer begeisterte, der mit den alltäglichen Dingen des menschlichen Daseins nicht zu Recht kam und Wasser mit dem Zeigefinger trank. Schon damals spürte man seine sprühende Energie, die er in diversen Komödien, von «Mrs Doubtfire» bis «Hook» immer wieder abrief.

Der ernsthafte Schauspieler

Audio
Zum Tod von Robin Williams – Würdigung von Michael Sennhauser
aus Rendez-vous vom 12.08.2014.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 45 Sekunden.

Robin Williams entwickelte sich weiter. Wollte nicht nur der Komiker sein. In den 1980ern legte er den Grundstein für seine zweite Karriere im ernsten Fach. «The World according to Garp» (1982), eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von John Irving, «Good Morning, Vietnam» (1987), die Geschichte eines Radiomoderators im Vietnamkrieg, und natürlich «Dead Poets Society» (1989), in dem er einen ungewöhnlichen Englischlehrer spielte. Für jeden dieser Filme hätte er den Oscar verdient. Er bekam ihn erst 1998 für eine durchschnittliche Leistung in «Good Will Hunting».

2002 ging Robin Williams noch einen Schritt weiter und wagte sich an Psychopaten-Rollen. Vielleicht seine stärksten und ungewöhnlichsten Auftritte: zurückgenommen, ruhig, lauernd, mit Augen, die den Wahnsinn versprachen. Egal ob als Stalker in «One Hour Photo» oder in «Insomnia», wo er als psychopathischer Killer Al Pacino das Leben schwer macht.

Manche Filme waren schlecht

Williams hat auch schlechte Filme gemacht. Die waren berühmt-berüchtigt. Zu recht. Weil sie unerträglich kitschig und sentimental sind. Wer einmal «Patch Adams» gesehen hat, in dem ein Arzt versucht, seine Patienten mit der heilenden Kraft des Lachen zu heilen, wird wissen, wovon hier die Rede ist. Meistens agierte Williams in diesen empfindungsvollen Schmonzetten als idealistischer Gutmensch, der nie die gute Laune verlor, auch wenn die Welt unterging. Der Schlimmste von diesen Tränendrüsen-Streifen ist das Drama «What Dreams May Come». Williams Figur landet nach einem tödlichen Autounfall im Himmel. Als seine Frau nach einem Selbstmord in der Unterwelt landet, macht er sich auf zur Rettung. Klar, dass er es schafft.

Diese überemotionalisierten Filme hatten einfach zu viel von allen. Die Aufforderungen, das Taschentuch zu ziehen, kamen zu deutlich. Das war grausam für die Kinozuschauer, passte aber zu Robin Williams, bei dem man immer das Gefühl hatte, dass zu viel gerade genug ist.

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