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Schweizer Filmpreis «Als Filmemacher bin ich ein Beobachter der Gesellschaft»

Gruppendruck, Sex und soziale Medien: In seinem Sittenbild «Amateur Teens» zeigt Niklaus Hilber Zürcher Jugendliche auf der Suche nach Orientierung. Ein gemütlicher Film ist das nicht – Hilber will seine Zuschauer zwingen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Ihr Film «Amateur Teens» handelt von den Schwierigkeiten der Pubertät, von Social Media, Freundschaften und Sex. Was fasziniert Sie an diesem Thema?

Zur Person

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Niklaus Hilber (geboren 1970) studierte Regie an der Tisch School of the Arts in New York und Drehbuch am American Film Institute in Los Angeles. Seit 1998 ist er als freier Autor und Regisseur tätig. Filme wie «Cannabis» (2006) und «Ziellos» (2014) machten ihn bekannt. Niklaus Hilber lebt und arbeitet in Zürich.

Soziale Medien erzeugen heute ein Klima von Schein und Sein. Das kann unter Jugendlichen leicht zu Wahrnehmungsverzerrungen führen, beispielsweise zwischen Sex und Liebe. Viele Jugendliche werden mit eigenartigen Rollenbildern aus dem Internet konfrontiert und können diese nicht mit ihren eigenen Erfahrungen in Einklang bringen. Wie es durch diese Verwirrung zur Eskalation kommen kann, wollte ich untersuchen.

Wie sind Sie zu diesem Projekt gekommen?

Als Filmemacher bin ich ein Beobachter der Gesellschaft. Die Themen Jugend, Sex und Medien sind omnipräsent, ich musste nur die Augen öffnen. Das Problem war eher die lange Produktionsphase: Wir wussten während der Planung des Films nicht, ob die Problematik auch dann noch aktuell sein würde, wenn der Film vier Jahre später in die Kinos kommt.

Sechs Fragen an ...

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Wir haben die Regisseure getroffen, die in der Kategorie «Bester Spielfilm» für den CH-Filmpreis nominiert waren.

Ist während den Dreharbeiten etwas passiert, mit dem Sie nicht gerechnet hätten?

Ich bin jünger geworden! Die Arbeit mit den jugendlichen Laiendarstellern hat mich in meine eigene Teenie-Zeit zurückversetzt. Das war für mich sehr überraschend. Der Film hat es mir ermöglicht, noch einmal zurückzugehen in meinem eigenen Leben und darüber nachzudenken, wie meine eigene Pubertät war.

Welche Reaktionen haben Sie auf den Film erhalten?

Wir haben hauptsächlich positive Reaktionen erhalten. Das liegt wohl vor allem daran, dass wir jede Figur in ihrer Widersprüchlichkeit dargestellt haben. Es gibt in «Amateur Teens» keine schwarz-weissen Figuren. Alle haben etwas Verletzliches, handeln aus unbewussten Motiven und sind beeinflusst durch das Klima, in dem sie leben. Damit können sich die Zuschauer sehr gut identifizieren.

Was wünschen Sie sich für die Schweizer Filmlandschaft?

Filmpreis bei SRF

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Die Preisverleihung am 24. März 2017 in Genf gibt's ab 19:30 Uhr im Live-Stream auf www.srf.ch. Die anschliessende Aftershow «Der Schweizer Filmpreis – Die Gewinner» ist ab 22:05 Uhr live im Netz und auf SRF 2 zu sehen. News, Hintergründe und Interviews finden Sie im Filmpreis-Special.

Ich wünsche mir, dass es weiterhin möglich ist, kompromisslose Filme zu drehen. Auch wenn sie dadurch nur für ein spezielles Publikum in Frage kommen. «Amateur Teens» ist in seiner Narration ein radikaler Film. Die Weissblenden zwischen den Szenen schaffen eine fragmentarische Erzählweise und alle Einstellungen sind im Close-up gedreht. Die Dramaturgie zwingt den Zuschauer dazu, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und den Film nicht einfach nur zu konsumieren.

Was bedeutet der Schweizer Filmpreis für Sie?

Die Auszeichnung ist sicher ein Beleg dafür, dass man nicht alles falsch gemacht hat! Und man erhält Anerkennung von anderen Filmschaffenden. Jeder in diesem Metier weiss, wie schwierig es ist, überhaupt einen Film zu machen.

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