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20 Jahre Pink Apple «Schwullesbische Filme sind kein Karrierekiller mehr»

Das schwullesbische Filmfestival Pink Apple wird 20. Was hat sich über die Jahre verändert? Mediensprecher Michi Rüegg über Qualität, Geld und Toleranz.

SRF: Wenn Sie zurückblicken: Wie haben sich schwullesbische Filme am «Pink Apple» in den letzten 20 Jahren entwickelt?

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Michi Rüegg ist Medienverantwortlicher des schwullesbischen Filmfestivals Pink Apple.

Michi Rüegg: Die Qualität hat zugenommen. Es gab früher schon Perlen in der schwullesbischen Filmlandschaft.

Aber ich muss ehrlich sagen: Es gab auch sehr viele schlechte Filme. Es gab noch keine grosse Auswahl an Filmen zu diesem Thema. Heute ist das anders. Wir haben eine wirklich gute Auswahl.

Warum hat sich die Qualität so verbessert?

Für Filmschaffende ist es nicht mehr ein Karrierekiller, wenn sie einen schwulen oder lesbischen Film machen. Früher musste man sich das gut überlegen. Heute erntet man eher Bewunderung als Kritik.

Hat sich das Filmschaffen also professionalisiert?

Auf alle Fälle. Es ist einfacher geworden, Fördergelder zu bekommen als früher. Viele Filme waren nicht so gut, weil sie bescheidene Budgets hatten. Das merkte man.

Heute haben wir zum Teil Produktionen, die unter sehr komfortablen Bedingungen entstanden. Aber das sind trotzdem nicht immer die besten.

Heute erntet man mit schwullesbischen Filmen eher Bewunderung als Kritik.

Haben sich die gezeigten Filme inhaltlich verändert?

Zum Teil. Früher ging es oft ums Coming-Out. Der Coming-Out-Film ist ein typischer Film für Schwule und Lesben. Die gibt es immer noch.

Pink Apple

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Das wichtigste schwullesbische Filmfestival der Schweiz findet vom 26. April bis 4. Mai 2017 in Zürich und vom 5. Mai bis 7. Mai in Frauenfeld statt. Hier wurde es vor 20 Jahren gegründet.

Aber es gibt heute auch Geschichten, deren Figuren eher zufällig schwul oder lesbisch sind. Das kann eine Komödie sein, die in dem Milieu spielt. Da steht nicht mehr so die Tragik des eigenen Lebens im Mittelpunkt.

Die westliche Gesellschaft geht heute mit Homosexualität eher tolerant um. Wie sieht das schwullesbische Filmschaffen in anderen Gegenden der Welt aus?

Über den Film spürt man sehr gut, wie schwierig es ist, über diese Themen zu sprechen. Wir haben heute zum Beispiel aus Südamerika sehr gute und sehr viele Filme. Auch aus Asien kommen langsam mehr Filme. Thailand war schon immer dabei. Vietnam haben wir das erste Mal am Festival.

Es gibt immer noch blinde Flecken auf der Landkarte: zum Beispiel der ganze arabische Raum und mehrheitlich afrikanische Länder. Letztes Jahr hatten wir einen Film aus Indien. Das war die erste Grossproduktion mit ein bisschen lesbischen Inhalten. Da haben offenbar Hindu-Nationalisten Todesdrohungen gegen den Regisseur ausgesprochen.

Der Coming-Out-Film ist ein typischer Film für Schwule und Lesben.

«Pink Apple» wurde in Frauenfeld gegründet. Das Festival hat später nach Zürich expandiert. Ist die Geschichte des Festivals auch ein Thema im Programm 2017?

Ja, wir wollen auch Nabelschau betreiben. Wir blicken auf unsere Wurzeln zurück. Damals war es ein ganz kleines Festival.

Besucher des zweiten oder dritten Festivals wurden damals noch von demonstrierenden Christen begrüsst. Die warnten mit Plakaten davor, für Homosexualität zu werben. Aber das war eine Erscheinung in den ersten Jahren, an die man sich irgendwann auch gewöhnt hatte.

Das Gespräch führte Sarah Herwig.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 26. April 2017, 6.50 Uhr

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