Sie lesen gerade einen Roman, der die Lebensgeschichte einer Nebenfigur aus Ihrer Lieblings-Fernsehserie erzählt. Sie sitzen im Kino und wissen bereits, dass sich die entscheidende Pforte gleich öffnen wird, weil Sie in einem Online-Game dafür gekämpft haben.
Diese beiden Beispiele illustrieren, wofür Transmedia-Storytelling steht: das Erzählen von Geschichten über Mediengrenzen hinweg. Das Ziel: Über verschiedene Kanäle Menschen für die eigenen Inhalte begeistern.
Das ist nicht einfach Marketing. Davon ist der geistige Vater des Begriffes, der US-Medienforscher Henry Jenkins überzeugt. Es handle sich vielmehr um die Erzählform, die den Erwartungen künftiger Medienkonsumenten entspreche.
Auch in der Schweiz wird mit dem Einsatz verschiedener Medien experimentiert. Aber die neue Arbeitsweise trifft auf alte Förderstrukturen. Deshalb haben die Solothurner Filmtage ein Pilot-Projekt durchgeführt: «Call for Transmedia Projects, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen». Eine Jury durfte für zwei Ausgaben Geld des Bundesamtes für Kultur und der Pro Helvetia sprechen.
Diese vier Projekte haben Fördergelder für die Umsetzung erhalten:
1. «My survival Story»
Krebskranken Mut machen, diese Kernidee liegt «My survival Story» zu Grunde. In kurzen Videos erzählen Betroffene, wie sie dem Krebs entgegentreten. Zusätzlich werde man bald auch ausführliche Podcasts anbieten, so Martin Inderbitzin, Initiant des Projektes. Via Instagram können Betroffene ihre Geschichte mit dem Hashtag #mysurvivalstory posten und sich so beteiligen.
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2. «Kids»
Bei «Kids» geht es um das Verhalten der Masse. Im Game, das sich noch in Entwicklung befindet, rennen einfach gezeichnete schwarze Männchen auf weissem Grund. Mit dem Finger kann man die Figuren manipulieren, versuchen, die Masse zu trennen, die Gruppen aufeinander zuzusteuern oder im Kreis laufen zu lassen. Das Game hat keine Hürden und Levels, sondern ist eine Einladung zur Entdeckung. Aus den Spielerfahrungen des Games wird Koproduzent Michael Frei, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen einen Kurzfilm entwickeln, vielleicht auch noch eine Kunstinstallation.
3. «Metamorphoses»
Ovids Metamorphosen einem neuen Publikum zugänglich machen, so das Ziel des Projektes «Metamorphoses». Zum Beispiel jene von Ikaros, dessen Wachsflügel schmolzen, als er zu nah an die Sonne flog. Die – über 200 – Geschichten sollen in mehreren Übersetzungen, aber auch verschiedenen Längen in einem E-Book zur Verfügung gestellt werden. Bei vorerst 20 soll aus der Geschichte ein Game werden, wenn man den Bildschirm dreht. «Metamorphoses» wird frühestens in einem Jahr umgesetzt sein, prognostiziert Raphaël Muñoz, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen, einer der Macher.
4. «Confusion Today»
Confusion Today ist der Titel eines Spielfilmes, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen, bei dem es um einen ehemaligen Guantanamohäftling geht. Das Transmedia Projekt «Confusion Today» hat zum Film einen Videoplayer entwickelt. Darin tauchen unterhalb des Spielfilms immer neue Stichwörter auf (z.B. «Geopolitik»), die dann noch verfeinert werden können (z.B. «Afghanistan», «Pakistan»). Durch die Auswahl entsteht unter dem Film eine neue Playlist, bestehend aus Interview-Ausschnitten, Teilen von Reportagen etc. «So entsteht ein neuer Film», sagt Mitinitiant Ulrich Fischer, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen. Die Playlist lässt sich verändern und kann geteilt werden.
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