Einzelne Tulpenzwiebeln kosten so viel wie zwei Stadthäuser. Da sind sogar Frauen günstiger zu haben: Der reiche Geschäftsmann Cornelis Sandvoort (Christoph Waltz) erkauft sich seine viel jüngere Gattin Sophia (Alicia Vikander) dadurch, dass er ihren verwaisten Geschwistern die Reise zu Verwandten bezahlt. Willkommen in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts.
Ein verhängnisvolles Porträt
Das historische Drama «Tulip Fever» erzählt vom Ehepaar Sandvoort drei Jahre nach der Hochzeit. Materiell fehlt es den beiden an nichts. Sie haben ein grosses Haus in Amsterdam, Kunst an den Wänden und ein Dienstmädchen (Holliday Grainger), das ihnen den Haushalt erledigt.
Doch Sophia, obwohl dankbar, ist unglücklich, einsam und genervt von ihrem dauerpalavernden Ehemann. Er ist zwar stolz auf seine junge Frau, wartet aber noch immer sehnlichst auf einen Nachkommen.
Um der Nachwelt immerhin etwas zu vermachen – und seine hübsche Gattin zu präsentieren – beschliesst Cornelis Sandvoort, ein Porträt von sich und Sophia anfertigen zu lassen. Doch mit dem jungen Maler Jan Van Loos (Dane DeHaan) holt sich der Kaufmann das Chaos in sein geordnetes Leben.
Plan mit Dienstmädchen und Tulpen
Jan verliebt sich auf den ersten Blick in Sophia. Sie wehrt sich erst noch gegen ihre Gefühle, doch schon bald beginnen die beiden eine leidenschaftliche Affäre. Gemeinsam möchten die Verliebten ein neues Leben anfangen. Um von Cornelis weg und an Geld zu kommen, schmieden sie einen Plan, bei dem das schwangere Dienstmädchen und die Spekulation mit Tulpenzwiebeln eine wichtige Rolle spielen.
Der erste Börsencrash der Geschichte
Der Titel verrät es: «Tulip Fever» spielt zur Zeit der Tulpenmanie in den Niederlanden. In den 1630er-Jahren wurden die Pflanzen zu begehrten Spekulationsobjekten und zu horrenden Preisen verkauft. Immer mehr Leute lockte das grosse Geld. Als die Blase 1637 platzte, verloren viele ihren gesamten Besitz. Dies gilt als erster Börsencrash der Geschichte.
Ein stimmiges Setting für eine Story über Menschen, die aus Leidenschaft alles auf eine Karte setzen. Und über die Ernüchterung, wenn das erste Fieber verflogen ist.
Christoph Waltz für einmal kein Bösewicht
Vorlage für «Tulip Fever» ist der gleichnamige Bestseller von Deborah Moggach aus dem Jahr 1999. Das Drehbuch schrieb Tom Stoppard, der unter anderem auch für «Shakespeare in Love» (1998) verantwortlich ist. Was dem Drehbuchautor besonders gut gelang: Die im Roman vorhandene Vielschichtigkeit und die persönlichen Probleme der einzelnen Charaktere hervorzuarbeiten. Dies führt dazu, dass es kein strikt getrenntes Gut und Böse gibt.
Beispiel Christoph Waltz: Als Cornelis Sandvoort ist er zwar kein Sympathieträger, aber eben auch keiner, dem man es wünscht, hintergangen zu werden. Bis zum Schluss bleibt unklar, mit wem der Zuschauer mitfiebern soll. Das macht die Geschichte spannend.
«Tulip Fever» ist kein klassischer Liebesfilm. Viel mehr als um die Turtelei zweier frisch Verliebter geht es um Macht, Spekulation und Betrug. Selbst wer sich nichts aus Kostümfilmen und Botanik macht, sollte über den etwas langatmigen Einstieg hinwegsehen und diesem Drama eine Chance geben. Und sei es nur, um einen Eindruck vom damaligen Spekulations-Wahnsinn zu bekommen.
Kinostart: 24. August 2017
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 23.8.2017, 17.22 Uhr
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