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Gross im Kommen Babyccino, der letzte Schrei für die Kleinen

Der Obelix-Teller. Das Schlumpf-Glacé. Die Wirtschaft hat die Kinder längst als Kunden entdeckt. Neuerdings gewinnt ein Phänomen namens «Babyccino» an Fahrt.

Babyccino ist ein schönes Wort. Nur schon weil es so hübsch das Englische und das Italienische mischt. Es nennt die Zielgruppe des Angebots und definiert durch seinen zweiten Wortstamm – «cino» – die Art des Produkts. Denn bei Babyccino denkt man sogleich an Capuccino.

Milchschaumschlägerei

Der Capuccino besteht aus Kaffee mit viel Milchschaum und einer Schokoladenpulver-Krone. Der Babyccino dagegen lässt das böse Koffein weg, weil Kaffee für Kinder als Teufelszeug gilt. Er besteht höchstens aus einigen Tropfen koffeinfreien Kaffees. Vor allem aber aus warmer Milch mit viel Milchschaum. Wahlweise mit Schoko- oder Zimtpulver drauf.

Das ist die Babyccino-Basic-Variante, wie sie in Australien seit zehn Jahren der Renner ist. Damit das nun doch nicht zu gesund ist, muss – in der Genuss-Version – Zucker dazu: Marshmallows oder andere bunte Zucker-Deko-Stückchen.

Die kann man aufs Tellerchen neben das Tässchen legen. Oder man kann damit auf dem Schaum ein Gesichtchen darstellen, das den Babykunden anlächelt und ihm zu verstehen gibt: Du gehörst auch zur hippen Kaffeekultur.

Kind und Kontrolle

Man kann den «Babyccino» als Symbol dafür sehen, dass sich die Grenze zwischen der Kindheit und dem Erwachsenenalter immer mehr vermischt. Nach Kleiderboutiquen für Kinder, nach Kindertellern im Restaurant wird den Dreikäsehochs nun auch im Kaffeehaus ein Revier geschaffen.

Das Kind muss heute sein wie die Grossen – immer dabei, immer beteiligt, immer ein Konsument. Und die Helikopter-Eltern sind zufrieden: Auch im Café sind die Kinder unter Kontrolle.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, 100 Sekunden Wissen, 29.6.2017, 06:20 Uhr

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