Mehr als 500 Seiten umfasst «Das Klima-Buch. Greta Thunberg schrieb es zusammen mit Dutzenden von Wissenschaftlerinnen und Experten. Ihr Ziel: alle Fakten zum Klimawandel sammeln, damit die Lesenden sich ein realistisches Bild der Klimaerwärmung machen können.
Sie hasse den Titel des Buches, sagte die 19-jährige Schwedin vor Kurzem in einem Interview mit der «Zeit». Es gehe darin nicht nur ums Klima und es stehe sicher auch nicht alles drin, was man übers Klima schreiben könne, so ihre Begründung.
Ein Buch mit überraschenden Aspekten
Einen Zusammenhang mit der Klimaveränderung haben alle Kapitel aus dem «Klima-Buch». Doch einige Aspekte überraschen, denn sie kommen selten vor in den Diskussionen rund um CO2, fossile Energien und Flugscham.
Zum Beispiel schreibt eine kenianische Umweltschützerin davon, wie die Frauen in vielen afrikanischen Ländern besonders stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Die preisgekrönte Schriftstellerin Margaret Atwood entwirft eine «praktische Utopie» davon, wie eine nachhaltige Zukunft auf der Erde aussehen könnte. Und auch die Rolle der Medien – worüber und wie sie im Kontext des Klimawandels berichten – wird kritisch unter die Lupe genommen.
Dazu passt, dass eine erfreuliche Vielfalt an Autoren und Autorinnen zu dem Buch beigetragen haben. Nebst den etablierten, meist älteren weissen Forschern aus Europa oder den USA sind auch Stimmen aus Weltregionen zu lesen, in denen der Klimawandel schon viel deutlicher Realität ist: aus Bangladesch, verschiedenen afrikanischen Ländern, dem Amazonas oder aus dem Gebiet der indigenen Samen aus Skandinavien.
Komplexe Vorgänge, verständlich erklärt
Natürlich haben auch die wissenschaftlichen Grundlagen ihren Platz, insbesondere in den ersten beiden Teilen des Buches. Forscherinnen und Wissenschaftler – viele von ihnen sehr renommiert – erklären darin, wie diese nie zuvor beobachtete Erwärmung des Erdklimas physikalisch zustande kommt und welche Auswirkungen bereits messbar sind.
Es gelingt ihnen recht gut, diese komplexen Abläufe und Zusammenhänge herunterzubrechen und einem breiten Publikum zu erklären: von der Entdeckung, dass das vom Menschen freigesetzte CO2 die Atmosphäre der Welt schrittweise erwärmen würde bis hin zu konkreten Übersetzungen, was die Prognosen der Klima-Modelle für das Leben in Zukunft bedeuten werden.
Ungenügende Quellenangaben
Nicht gut gelöst haben die Herausgeber des Verlages S. Fischer die Quellenangaben. Im Buch gibt es keine Hinweise darauf, woher ein Zitat stammt oder auf welche Studie sich eine Aussage stützt. Der Verlag stellt diese Quellen in einem separaten Dokument zur Verfügung. Leider ist auch dieses Verzeichnis nicht vollständig – was zwingend wäre für ein Buch, das eine umfassende Faktensammlung sein möchte.
Dennoch: Weil das Buch so viele verschiedene Blickwinkel auf das grosse Thema Klimawandel auftut, weckt «Das Klima-Buch» die Neugierde. Zu manch einem Thema, das im Buch vielleicht allzu kurz vorkam, will man hinterher mehr wissen. Ganz gemäss einem Zitat von Greta Thunberg: «Der effektivste Weg aus dieser verfahrenen Lage ist, uns weiterzubilden.»
