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Gesellschaft & Religion Der Alltag im Kloster ist von Angst geprägt

Heute feiert der Dalai Lama seinen 80. Geburtstag. Ein Grund zum Feiern für die tibetisch-buddhistischen Nonnen in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu. Eigentlich. Doch die Angst vor neuen Erdbeben ist immer noch gross. Viele schlafen draussen in Zelten, das klösterliche Leben ist eingeschränkt.

Die Aufräumarbeiten in Kathmandu sind schon weit fortgeschritten. In der nepalesischen Hauptstadt hat sich wieder ein gewisser Alltag eingestellt. Zwar gebe es noch viele Einschränkungen, doch die letzten Nachbeben hätten sie Mitte Juni gespürt, erzählt die tibetisch-buddhistische Nonne Tensin Zomo. Mit 400 weiteren Nonnen lebt die deutsch-italienische Doppelbürgerin im Frauenkloster Kopan.

Die Häuser sind eine Bedrohung

Doch etwas hat sich seit dem verheerenden Erdbeben Ende April diesen Jahres für viele verändert: Die Häuser sind kein Zufluchtsort mehr, sondern eine Bedrohung. «Bei vielen ist ein posttraumatischer Stress zu beobachten», so die Einschätzung der jungen Buddhistin Tensin Zomo. «Wenn es etwas ruckelt, weil ein Flugzeug zu tief landet oder ein schwerer Lastwagen vorbeifährt, dann rennen alle sofort hinaus, aus Angst vor neuen Beben.» Zwar habe der Ingenieur die Statik bei ihrem Kloster positiv beurteilt, trotzdem sei sie fast die einzige, die bereits wieder in ihrem Schlafraum nächtige.

Fast das ganze klösterliche Leben findet nach wie vor draussen statt. Da es oft geregnet hat, ist an einen normalen Unterricht nicht zu denken. Monsunartige Regenfälle würden alles überspülen, zudem sei es kalter Regen. «Niemand ist 100-prozentig bei der Sache», beschreibt Tensin Zomo die Situation. Ohne Dach über dem Kopf, leide auch die Konzentration.

Von den Chinesen gedrängt

Am Montag 6. Juli ist in den tibetisch-buddhistischen Klöstern Feiertag. Der Unterricht fällt aus, denn der Dalai Lama feiert seinen 80. Geburtstag. Ob die tibetischen Nonnen und Mönche in Kathmandu den runden Geburtstag ihres religiösen Oberhauptes feiern können, hängt aber weniger von den Erdbebenschäden ab als von der Haltung des nepalesischen Militärs.

Die Regierung in Kathmandu wird von den Chinesen gedrängt, die tibetischen Flüchtlinge, besonders Mönche und Nonnen, einzuschränken. China hält Tibet seit Jahrzehnten besetzt und will jedes Aufsehen verhindern. Eine grosse Gefahr sind in ihren Augen protestierende Nonnen und Mönche.

Tensin Zomo erinnert sich an die vergangenen Jahre. Die Feiern finden normalerweise ausserhalb des Klosters statt. Die Nonnen seien aber von Soldaten daran gehindert worden, ihr Kloster zu verlassen.

«Wer keinen Pass vorweisen konnte, musste im Kloster bleiben», so die Erinnerung der jungen deutschen Buddhistin. Da tibetische Flüchtlinge selten einen Pass besitzen, durfte nur die wenigsten Nonnen an den Geburtstagsfeierlichkeiten zu Ehren des Dalai Lama teilnehmen.

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