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Gesellschaft & Religion Der Weg zu einer modernen Kirche ist noch weit

Zwei Wochen lang tagten über 190 Bischöfe in Rom zu den Themen Ehe, Familie, Sexualität und Kindererziehung. In ihrer knappen Abschlussbotschaft wünschen sie sich eine Kirche, die offen ist für alle. Klare Reformaussagen enthält die Botschaft jedoch keine.

Aus aller Welt waren die Bischöfe angereist, um sich im Beisein von Papst Franziskus zu beraten. Diskutiert wurde der Umgang der katholischen Kirche mit der modernen Lebenswirklichkeit von Familien. Theologinnen und Familienexperten gaben Inputs dazu. Umfragen aus dem weltweiten Kirchenvolk wurden ausgewertet.

Die Synode erhielt ein ungewöhnlich grosses Medienecho, denn es ging umstrittene Themen wie Homosexualität, Scheidung oder Empfängnisverhütung. Doch am Ende der Versammlung macht die dürre, nur zwei Seiten umfassende Abschlussbotschaft klar: Das war erst der Anfang eines langen Konsultationsprozesses. Den begrüssen allerdings nicht nur der Papst, sondern auch die Laienorganisationen.

Nachdenken statt entscheiden

Video
Vatikan zieht Fazit nach Familiensynode
Aus Tagesschau vom 18.10.2014.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 17 Sekunden.

Am längsten debattierten die Bischöfe über die Frage von Ehescheidung und Wiederverheiratung. Doch auch hier gab es weder einen Konsens noch ein konkretes Signal, wohin die Reise gehen könnte. «Wir haben über den Zugang wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten nachgedacht», hiess es lapidar in der Schlussbotschaft. Darin verlieren die Bischöfe auch kein Wort mehr über Homosexualität. Entsprechende Andeutungen im Zwischenbericht hatten vorher noch für ein Medienbeben gesorgt. Das war wohl gar verfrüht.

Frage der Homosexualität spaltet die Bischöfe

Auch im viel beachteten Zwischenbericht stellten die bischöflichen Autoren lediglich die vorsichtige Frage, ob denn allenfalls auch gleichgeschlechtlich Liebende eine Bereicherung für Kirche und Gesellschaft sein könnten. Und ob man sich als Kirche nicht vorstellen könnte, diese Menschen zu umarmen.

«Die Kirche soll ein offenes Haus sein für alle.» So heisst es nun in der Schlussbotschaft ebenso freundlich wie unkonkret. Die Öffentlichkeit hat wohl aber auch die Absicht dieser ausserordentlichen Weltbischofssynode verkannt. Von Anfang an war betont worden, dass es sich hier um eine reine Beratungssynode handle. Beschlüsse waren also gar nicht vorgesehen. Die könnten erst im Oktober 2015 an der ordentlichen Weltbischofssynode zum selben Thema fallen.

Kontinentale Differenzen zwischen den Bischöfen

Diese Weltbischofssynode zeigt, wie weit die Positionen der Bischöfe auseinander liegen. Für die einen sind nur zum Beispiel Ehescheidung und Wiederheirat ein absolutes Tabu. Für andere ist das längst pastorale Realität angesichts gestiegener Lebenserwartung.

Beim Thema Empfängnisverhütung klaffen vatikanische Lehre und gelebte Kirche ähnlich weit auseinander. Kondome können Leben retten, das vertreten Nonnen aus den USA genauso vehement wie Schwestern aus Afrika. Und auch in Südamerika klären sie darüber auf.

Der Anfang eines langen Reformprozesses

Traditionelle Lehre und Ortskirchenrealität – sie gilt es zusammen zu bringen. Dabei sollen so viele Bischöfe und Ortskirchen wie möglich im Konsens vereint werden. Das ist noch ein langer Weg. Nicht zuletzt Papst Franziskus ist gewillt, ihn zu gehen, damit die römisch-katholische Kirche im Leben der Menschen wieder eine Rolle spielt.

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