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ESC-Moderatorin im Interview Sandra Studer: «Der ESC war wie eine Achterbahn mit 351 Loopings»

Sandra Studer ist Moderatorin, Sängerin, vierfache Mutter und stand 2025 beim Eurovision Song Contest im Rampenlicht. Nun spricht sie über Erfolg und Erdung, 35 Jahre Partnerschaft, Menopause, Mut – und das Glück, sich nicht zu wichtig zu nehmen.

Sandra Studer

Moderatorin, Sängerin und Schauspielerin

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Sandra Studer, geboren 1969 in Zürich, ist eine Schweizer Sängerin und Fernsehmoderatorin. Unter dem Künstlernamen Sandra Simó vertrat sie 1991 die Schweiz am Eurovision Song Contest und wurde Fünfte. Seither prägte sie zahlreiche SRF-Formate, darunter «Darf ich bitten?», «Traumziel» und den «Swiss Award». 2025 stand sie erneut im ESC-Scheinwerferlicht, diesmal als Moderatorin in Basel. Studer lebt mit ihrem Partner, dem Rechtsanwalt Luka Müller, im Kanton Zürich und ist Mutter von vier Kindern.


SRF: 2025 war Ihr Jahr – Sie haben den Eurovision Song Contest moderiert. Was bleibt von dieser Zeit?

Sandra Studer: Ich habe mich gefühlt, als sässe ich in einer Achterbahn mit 351 Loopings und plötzlich war alles vorbei. Es war mit nichts vergleichbar, was ich je gemacht habe. Die Dimension, die Energie, die internationale Bühne – das war überwältigend.

Sie gelten als geerdet, freundlich, immer positiv. Wie schaffen Sie es, im Rampenlicht authentisch zu bleiben?

Ich bade nicht im Erfolg. Wenn der Applaus vorbei ist, geht es für mich einfach weiter. Ich habe gelernt, mich nicht über Äusserlichkeiten zu definieren. Privat sehe ich ganz anders aus als im Fernsehen: ungeschminkt, mit zerzausten Haaren. Das gehört dazu.

Erfolg ist kein Ziel, sondern ein Zustand.

Sie sind seit 35 Jahren mit Ihrem Partner, dem Rechtsanwalt Luka Müller, zusammen. Was ist Ihr Rezept für diese Beständigkeit?

Wir trinken jeden Morgen zusammen Kaffee, zwanzig Minuten nur für uns. Das klingt banal, ist aber unser Ritual. Wir reden, stimmen uns ab, tauschen uns aus. Für mich ist das kein «Arbeiten an der Beziehung», sondern einfach ein Dranbleiben. Und ich empfinde grosses Glück, dass wir so selbstverständlich in die gleiche Richtung schauen.

Was bedeutet für Sie Erfolg heute?

Erfolg ist kein Ziel, sondern ein Zustand. Wenn du das tun darfst, was dir Freude macht, und gleichzeitig ein normales, liebevolles Leben führen kannst, dann ist das Erfolg. Das Wort «Karriere» mag ich gar nicht. Ich habe es aus jeder Biografie gestrichen.

Sie sprechen offen über Themen wie die Menopause. Warum ist Ihnen das wichtig?

Weil Ehrlichkeit entlastet. Ich war immer positiv und plötzlich hatte ich Stimmungsschwankungen – ohne Grund. Das war neu für mich. Ich finde es wichtig, dass Frauen darüber reden. Es erklärt vieles, ohne dass man sich dafür schämen muss. Und ja, mein Mann erträgt das mit viel Gelassenheit. (lacht)

In Ihrer langen Beziehung klingt vieles leicht. Gab es auch stürmische Zeiten?

Natürlich. Ich kann ziemlich dirigieren, das nervt sicher manchmal. Aber wir haben gelernt, im Gespräch zu bleiben. Und wir teilen denselben Humor. Das hilft enorm.

Ich hätte gerne mehr Musik gemacht, eigene Lieder geschrieben.

Nach vier Kindern stehen Sie nun vor dem «Empty Nest». Wie erleben Sie das?

Es ist ein grosser Abschied. Zwei Kinder sind schon ausgezogen, zwei noch zu Hause. Ich freue mich, wenn sie flügge werden und gleichzeitig vermisse ich das Durcheinander. Unser Haus war immer offen, voller Menschen, Chaos, Leben. Das war mein Element.

Und die Musik – Ihre erste grosse Liebe?

Sie ist ein kleiner Schmerzpunkt. Ich hätte gerne mehr Musik gemacht, eigene Lieder geschrieben. Aber das Leben war so voll. Vielleicht kommt das noch. Dann einfach für mich, nicht für die Charts.

Zum Schluss: Sie haben einmal Björn von ABBA einen Liebesbrief geschrieben ...

Ja! Ich war ungefähr zehn und dachte strategisch: Der hübscheste bekommt sicher die meisten Briefe, also schreibe ich dem weniger hübschen – dem Björn. Geantwortet hat er leider nie. Jahrzehnte später sass ich dann bei ihm zu Hause am Esstisch. Das Leben spielt manchmal herrlich verrückt.

Das Gespräch führte Judith Wernli.

Radio SRF 3, Focus, 27.10.2025, 20:03 Uhr ; 

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