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Gesellschaft & Religion Geld verdienen mit gutem Gewissen

Immer mehr, immer schneller, immer höhere Gewinne: Wachstum und Gewinnmaximierung scheinen die unabdingbaren Ziele des Kapitalismus zu sein. «Social Business» verzichtet dagegen ganz bewusst auf Maximalgewinn zu Gunsten gesellschaftlichen Nutzens.

Die politischen Konsequenzen der weltweiten Banken- und Wirtschaftskrise sind weitgehend ausgeblieben. Das ökonomische Handeln ist noch immer von der schnellstmöglichen Gewinnmaximierung geprägt. Der Kapitalismus, so scheint es, fiel nur mal kurz in ein Loch und jagt schon wieder weiter nach der höchsten Rendite. Doch seit längerem gibt es eine Bewegung, die zeigt, dass man auch anders wirtschaften kann.

Ausgerechnet in Bangladesch, einem der ärmsten Länder der Welt, wurde am 2. Oktober 1982 eine Bank gegründet, die antrat, nicht alles anders, aber vieles besser zu machen: die Grameen Bank. Wörtlich übersetzt heisst Grameen Bank so viel wie «dörfliche Bank». Und darin steckte bereits ein Kern ihres Programms: Förderung von Selbständigkeit und Kleinstunternehmen in ländlichen Gebieten.

Mikrokredite für die Armen

Die Bank gab armen Bauern und Familienbetrieben ohne Vermögen und Sicherheiten Geld, damit ihnen der Schritt in die Selbständigkeit gelang. Die Zinsen waren hoch, das Risiko für die Bank ebenso. Der Gewinn hingegen war eher gering – jedenfalls der monetäre.

Der gesellschaftliche Gewinn dagegen war gigantisch. Er zielte auf nichts weniger als auf den Aufbau einer Mittelschicht in einem agrarisch geprägten Entwicklungsland. Der schwierigste Schritt hierbei ist immer der erste Schritt, der Zugang zum Kapitalmarkt.

Friedensnobelpreis für einen Banker

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Friedensnobelpreis geht an Mohammed Yunus
Aus 10 vor 10 vom 13.10.2006.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 22 Sekunden.

2006 erhielt die Grameen Bank und ihr Gründer, Mohammed Yunus, den Friedensnobelpreis. Der Kern der Würdigung war die Tatsache, dass für die Bank der Gewinn für die Gesellschaft vor dem finanziellen Gewinn steht: Der Wirtschaftswissenschaftler Yunus forderte, die Struktur des Kapitalismus müsse vervollständigt werden durch Sozialunternehmen.

Zweck dieser Unternehmen solle nicht die Gewinnmaximierung sein, sondern der gesellschaftliche Nutzen – sei er sozialer, kultureller oder ökologischer Natur.

Auch in der Schweiz ein Thema

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Thomas Grädel über die Alternative Bank Schweiz
Aus Kulturplatz vom 27.08.2014.
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Solche Unternehmen können auch in entwickelten Industrienationen gegründet werden, wenn diese ebenfalls eine Bank finden, die den ersten Schritt finanziert. Das dies funktioniert, zeigt die Alternative Bank Schweiz (ABS) hierzulande. Dazu Thomas Grädel, Leiter Firmenfinanzierungen: «Wir wollen Zugang zum Kapitalmarkt für noch nicht etablierte Projekte, für Initiativen, die in die Zukunft reichen, schaffen.»

Es mag seltsam klingen, aber in zwei wirtschaftlichen Problemen gleichen sich die Schweiz und Bangladesch: Zum einen in der Finanzierung des ersten Schrittes, wo die Bank noch nicht so genau weiss, ob das Geschäft ein Gewinn oder ein Verlust wird. Denn natürlich muss die Grameen Bank genauso wie die ABS Gewinne erwirtschaften.

Das andere Problem ist noch viel grundsätzlicher: Unser System honoriert Erfolg mit Gewinn, sprich Geld. Die Konzentration von immer mehr Geld in immer weniger Händen schadet aber der Gesellschaft, statt ihr zu nutzen. Deshalb stellen Sozialunternehmen den Gewinn für die Gesellschaft vor den Profit.

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