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Gesellschaft & Religion Klima-Marsch: Seit Occupy gibt es in New York eine Protest-Kultur

Hunderttausende haben weltweit für Klimaschutz demonstriert, die grösste Kundgebung fand in New York statt. Der Protest richtete sich nicht nur gegen die Energie-Politik: Die Demonstranten wollten generell ein Zeichen setzen – gegen das System. Wie Occupy in den Köpfen weiterlebt.

Ziemlich genau vor drei Jahren besetzten einige wenige Aktivisten den Zuccotti Park in Downtown Manhattan in New York City; dort, nahe der Wallstreet, wo das globale Kapital an der Börse gehandelt wird und Banker Millionen verdienen. Der Frust nach dem Zusammenbruch der Bank Lehman Brothers und den Milliardenhilfen der Staaten mit Steuergeldern brachte die Menschen zusammen. Aus dem kleinen Protest wurde nach wenigen Tagen ein weltweites Massenphänomen: Die «Occupy Wallstreet».

Am dreijährigen Jubiläum von «Occupy Wallstreet» vergangene Woche fanden nur noch einige hundert Menschen den Weg zum Park. Trotzdem hat «Occupy Wallstreet» die Protestkultur in den USA nachhaltig geprägt. Die Bewegung war für viele, vor allem jüngere Menschen, ein Augenöffner, der sie für sozial- und umweltpolitische Probleme sensibilisierte und aktivierte.

Nach Occupy Wallstreet kommt der Climat March

Maskierter Mann verbrennt Dollarnote.
Legende: Ein Demonstrant der Occupy-Bewegung verbrennt eine 1-Dollarnote (2. November 2011). Reuters

«‹Occupy Wallstreet› hat mir die Augen geöffnet», sagt Lindsay, eine junge Künstlerin aus Brooklyn in New York, die am Sonntag am Climat March (Klima-Marsch) teilgenommen hat. So wie ihr ist es tausenden Menschen ergangen. Die Occupy-Bewegung hat die Kapitalismus-Kritik, die lange Zeit belächelt wurde, in den Mainstream katapultiert. Und mit ihr auch alle übrigen globalen Probleme: Krieg, Klimaschutz, Armut, Gas-Fracking, Öl-Pipelines, Arbeitslosigkeit.

Zurzeit geht die Entwicklung in Richtung Einheit. «Die verschiedensten Protestformen, die früher unabhängig voneinander funktionierten, kommen nun immer mehr zu einer einheitlichen Protestform zusammen», sagt Bruce Wright, ein Geistlicher, der sich in Florida für die Rechte ärmerer Bevölkerungsschichten engagiert. Ohne «Occupy» wäre der Klima-Protest nicht möglich gewesen, ist er sich sicher. Der Kampf gegen einen «Systemwechsel» werde nun zu einem verbindenden Element.

«Die Klima-Demonstration mit mehr als 300‘000 Teilnehmern wird wiederum mehr Menschen animieren sich politisch zu engagieren», ist sich der New Yorker Kulturschaffende Ryan Camero sicher.

Workshops für wirksamen Protest

Für mehr politisches Engagement sorgen auch Workshops. An der New Yorker «Climate Convergence», einer Gegenveranstaltung zur offiziellen Uno-Klimakonferenz, gab es am Wochenende diverse Workshops, in denen Teilnehmern beigebracht wurde, wie man Protest am effektivsten organisiert und wie man weitere Mitstreiter an Bord holt.

Audio
Protestkultur in den USA
aus Kultur kompakt vom 22.09.2014.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 41 Sekunden.

Neben den öffentlichen Veranstaltungen wie der «Climate Convergence» organisieren sich auch immer mehr Menschen im privaten Rahmen. Glenn, ein Lehrer Mitte 30, gehört zur wohl progressivsten Gruppe in New York City. «Angesichts der akuten globalen Probleme halte ich eine Demonstration für Klimaschutz als nicht ausreichend». Für ihn gibt es nur eine Lösung: Besetzung und Blockade. Fast schon konspirativ hat die rund 20-köpfige Gruppe um ihn herum über das Wochenende die Besetzungs-Pläne beraten.

Ab dem 22. September wollen sie bis mindestens Mitte November unter dem Hashtag #floodwallstreet einen öffentlichen Platz in Manhattan besetzen. «Wir müssen nun endlich die Protestbewegung auf einen globalen Level bringen», sagt Glenn. Das sei nur durch radikaleren Protest möglich.

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