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Gesellschaft & Religion Kultobjekt Fussballbilder: Panini war nicht zuerst

Vor jeder WM oder EM grassiert das Fussball-Sammelfieber. Jung und Alt, Mann und Frau kaufen und tauschen in Scharen die Porträts der kickenden Stars. Was viele nicht wissen: In der Schweiz hat dies eine lange Tradition, die weit vor Panini beginnt und gar eine künstlerische Alternative kennt.

  • 1. Die internationale Marke: Panini-Bilder

    Panini-Bilder.
    Legende: Panini-Bilder. Silvan Lerch

    Die Geschichte des heute weltbekannten Unternehmens beginnt im italienischen Modena. 1945 eröffneten die Brüder Benito und Giuseppe Panini einen Kiosk, gründeten bald darauf einen Zeitungsvertrieb und begannen ab 1961 mit der Herstellung desjenigen Produkts, das sie berühmt machen sollte: Aufklebebilder von Fussballern. Die Premiere lotete den heimischen Markt aus – mit einem Sammelalbum zur höchsten italienischen Liga. Aufgrund der positiven Resonanz weitete das Unternehmen (mittlerweile mit vier Panini-Brüdern an der Spitze) seinen Tätigkeitsbereich kontinuierlich aus. 1970 gab es das erste Album zu einer Fussball-Weltmeisterschaft, 1980 sein Pendant zur EM. Unterdessen umfasst die Panini-Gruppe über 1000 Mitarbeiter in mehr als 120 Ländern. Der Umsatz im WM-Jahr 2014 belief sich gemäss Firmenangaben auf 751 Millionen Euro.

  • 2. Schweizer Variationen: Karten aus der «Frühzeit»

    Nicht-Panini-Beispiele aus der Schweiz.
    Legende: FCZ-Sammelbilder: Ein Beispiel für Nicht-Panini-Bilder aus der Schweiz. Silvan Lerch

    Panini lanciert auch Sammelalben zu nationalen Fussball-Meisterschaften ausserhalb Italiens. Für die Schweizer Liga tat das die Firma zwischen 1979 und 1988. Damit reihte sie sich in eine Tradition von Fussball-Sammelbildern hierzulande ein. Diese nahm schon in den 30er-Jahren ihren Lauf – mit Zigaretten- und Schokoladen-Päckchen, denen Karten der hiesigen Kicker beigelegt waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen Kaffee- und Kaugummi-Hersteller nach. Im Bild oben zu sehen: ein Bild des späteren Schweizer Fussballnationaltrainers Jakob «Köbi» Kuhn als Jungspund beim FC Zürich anfangs der 60er-Jahre.

  • 3. Teure Erinnerungen: Das Nimbus-Album

    Inhalt des Nimbus-Albums.
    Legende: Inhalt des Nimbus-Albums. Silvan Lerch

    Wie Vorgänger der Panini-Alben in der Schweiz aussahen, zeigt zum Beispiel dieses Exemplar aus der Saison 1972/73. Es stammt vom Zürcher Nimbus-Verlag. Solche Alben sind unter Fussball-Nostalgikern heiss begehrt. Sie kosten auf Sammlerbörsen schnell einmal mehrere hundert Franken – sofern sie komplett und gut erhalten sind.

  • 4. Die kunstvolle Alternative: Das «tschutti heftli»

    Das «Tschuttiheftli» zeigt keine herkömmliche Fotos der «Tschütteler», sondern spezielle Porträts.
    Legende: Das «Tschuttiheftli» zeigt keine herkömmlichen Fotos der «Tschütteler», sondern spezielle Porträts. Tschuttiheftli

    Heutzutage halten kreative Köpfe aus Luzern die Tradition von Schweizer Fussball-Sammelalben aufrecht. Der 2006 gegründete Verein «tschutti heftli» will den Sport mit Kultur verbinden – und zelebriert dies jeweils im Jahr einer WM oder EM mit einem eigenen Album. Das Besondere daran ist, dass nicht etwa herkömmliche Fotos der «Tschütteler» gezeigt werden, sondern Zeichnungen. Jede Nationalmannschaft «erhält» eine Künstlerin oder einen Künstler. Diese Person gestaltet dann den Auftritt ihres Teams nach eigenem Gutdünken. Das «tschutti heftli» vereint so «einen Überblick über die besten Fussballer» mit «verschiedensten Gestaltungsstilen zeitgenössischer Porträt-Illustration», wie die Herausgeber mit berechtigtem Stolz verkünden. Ein weiterer Unterschied zu Panini besteht im nichtkommerziellen Hintergrund der Publikation.

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