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Heute vor 153 Jahren Plötzlich Kaiser: Wie ein Österreicher unverhofft Mexiko regierte

Maximilian steht von Beginn an im Schatten seines älteren Bruders, des österreichischen Kaisers Franz Joseph. Doch seine Frau, die belgische Prinzessin Charlotte, hatte ehrgeizigere Pläne für ihren Gatten.

1863 erhält Erzherzog Ferdinand Maximilian von Österreich ein erstaunliches Angebot. Der französische Kaiser Napoleon III. bietet ihm die mexikanische Kaiserkrone an – nicht ohne Hintergedanken.

In Mexiko tobte ein Bürgerkrieg. Benito Juarez, Führer der Liberalen, erklärte sich zum Diktator und weigerte sich, französische Schulden zu begleichen. Frankreich hielt seit zwei Jahren einen Teil Mexikos besetzt und Maximilian sollte nun dort mit Hilfe französischer Truppen für Ordnung sorgen.

Schlafen auf dem Billardtisch

Porträt von Charlotte.
Legende: Charlotte von Belgien, Kaiserin von Mexiko. Wikimedia

Auf Drängen seiner ehrgeizigen Frau Charlotte und nachdem ihm Napoleon III. gefälschte Unterlagen zeigte, die vorgaben, das Volk wolle ihn als Herrscher, willigt er ein.

Voller Eifer entwirft er Gardeuniformen, einen Verfassungstext und bietet Juarez brieflich einen Ministerposten an, den dieser höhnisch ausschlägt. Am 10. April 1864 wird Maximilian auf Schloss Miramare bei Triest gekrönt. Sechs Wochen später betritt er in Veracruz erstmals den Boden seines neuen Reiches.

Doch statt eines Ehrenspaliers wird er im Hafen von ein paar grölenden Bettlern begrüsst, die ihre Musikinstrumente mehr malträtieren, als dass sie auf ihnen spielen. Den Triumphbogen hat ein Sturm umgeworfen; das Kaiserpaar muss sich seinen Weg durch den Morast bis zu seiner Residenz bahnen. Diese ist so verwahrlost, dass der Kaiser aus Angst vor Bettwanzen die erste Nacht in seinem Palast auf dem Billardtisch verbringt.

Die Habsburger

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Legende: Keystone

Treue oder Tod

Maximilian lässt eine, den Champs-Élysées nachempfundene, Prachtstrasse bauen und erlässt diverse kaum beachtete Gesetze. Mit Pferd und Sombrero durchstreift er das Land, setzt sich für die Indios ein, fördert die Kunst, eröffnet Schulen und Museen – und macht sich den Klerus zum Feind.

Schliesslich wird ihm klar, dass die Mehrheit des Volkes Juarez unterstützt und in ihm selbst nicht viel mehr als eine unerwünschte europäische Einmischung sieht. Also erlässt er ein Dekret, das Juarez‘ Anhänger zu Banditen stempelt, die ohne Gerichtsurteil hingerichtet werden dürfen. 9000 von ihnen finden dadurch den Tod.

Unglückseliger Glücksbringer

Nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs muss Frankreich seine Truppen aus Mexiko abziehen und Juarez gewinnt mit amerikanischer Unterstützung endgültig die Überhand. Mit seinen letzten Getreuen verschanzt sich Maximilian zuletzt in der Stadt Querétaro, doch er wird verraten, vor ein Kriegsgericht gestellt und steht am 19. Juni 1867 vor einem Erschiessungskommando. Der 35-Jährige trägt das bevorstehende Ende offenbar mit Fassung: Er bittet die Schützen, auf sein Herz zu zielen um es seiner Familie zu erleichtern, den Leichnam zu identifizieren.

Nur gerade drei Jahre währte sein Traum vom habsburgisch-mexikanischen Kaiserreich, doch in Mexiko selbst ist Maximilian bis heute nicht vergessen. Dort werden immer noch auf Hochzeiten Münzen mit seinem Konterfei verteilt – damit das Brautpaar mehr Glück habe als er.

Sendung: Radio SRF 4 News, Tageschronik, 10.04.2017, 10:55 Uhr

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