Wenn Bozena Domanska über ihr Engagement für Pflegerinnen spricht, fällt immer wieder das Wort Respekt. «Firmen verdienen sehr viel Geld mit uns. Respektiert wird unsere Arbeit aber nicht», sagt die Polin, die seit vielen Jahren im Pflegebereich arbeitet. Sie lebte rund um die Uhr mit Patienten zusammen. Das heisst konkret: hohe psychische Belastung, praktisch keine Freizeit, Dauerbereitschaft – und das für insgesamt bloss 42 bezahlte Stunden pro Woche.
Gegen diese Ungerechtigkeit kämpft Domanska. Im Juni 2013 hat sie mit der Gewerkschaft VPOD das Netzwerk Respekt gegründet. Damit will sie den Pflegerinnen, oft aus Osteuropa, Mut machen und Ratschläge geben, wie man sich für seine Rechte einsetzt.
Fristlose Kündigung
Domanska weiss, wie schwierig das ist: Im Sommer 2011 war ihr Patient verstorben. Weil die Pflege ihrer kranken Eltern in Polen sie zu dieser Zeit stark belastete, bat sie ihren damaligen Arbeitgeber, ihr vorerst keinen komplizierten Pflegefall zuzuweisen. Das interessierte den Chef nicht. Domanska sollte neu gar für ein Ehepaar sorgen statt für eine Einzelperson – bei gleichem Lohn.
Als sie sich weigerte, wurde sie fristlos entlassen. «Eine unglaubliche Respektlosigkeit», sagt Domanska. Nach einer Klage bekam sie von der Schlichtungsstelle rund 7000 Franken für unbezahlte Überstunden zugesprochen.
«Ich tue das Richtige»
Heute arbeitet die 43-Jährige nicht mehr als 24-Stunden-Pflegerin, sondern geht für private Spitex-Firmen von Haus zu Haus. Einen Tag pro Woche wendet sie für das Netzwerk Respekt auf. Sie ist sich bewusst, dass sie sich bei Arbeitgebern mit ihrem Einsatz für bessere Arbeitsbedingungen keine Freunde macht.
Nachdem sie sich kürzlich in einem Dokfilm des Schweizer Fernsehens zum Thema geäussert hatte, verlor sie ihre Teilzeitstelle bei einer privaten Spitex. Trotzdem macht sie weiter: «Ich habe mich entschieden, das durchzuziehen. Ich tue das Richtige.»