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Zivilcourage Unermüdlich, engagiert: Im Kampf für bessere Arbeitsbedingungen

Bozena Domanska arbeitet seit Jahren als Pflegerin und kämpft für bessere Arbeitsbedingungen – oftmals gegen die Interessen ihrer Arbeitgeber. Obwohl ihr wegen ihres Engagements schon mehrmals gekündigt wurde, setzt sie sich umso mehr dafür ein. Dafür wurde sie für den Prix Courage 2013 nominiert.

Bozena Domanska im Porträt.
Legende: Lässt sich nicht entmutigen: Bozena Domanska. Christian Schnur/Beobachter

Wenn Bozena Domanska über ihr Engagement für Pflegerinnen spricht, fällt immer wieder das Wort Respekt. «Firmen verdienen sehr viel Geld mit uns. Respektiert wird unsere Arbeit aber nicht», sagt die Polin, die seit vielen Jahren im Pflege­bereich arbeitet. Sie lebte rund um die Uhr mit Patienten zusammen. Das heisst konkret: hohe psychische Belastung, praktisch keine Freizeit, Dauerbereitschaft – und das für insgesamt bloss 
42 bezahlte Stunden pro Woche.

Gegen diese Ungerechtigkeit kämpft ­Domanska. Im Juni 2013 hat sie mit der Gewerkschaft VPOD das Netzwerk ­Respekt gegründet. Damit will sie den Pflegerinnen, oft aus Osteuropa, Mut ­machen und Ratschläge geben, wie man sich für seine Rechte einsetzt.

Fristlose Kündigung

Domanska weiss, wie schwierig das ist: 
Im Sommer 2011 war ihr Patient ver­storben. Weil die Pflege ihrer kranken ­Eltern in Polen sie zu dieser Zeit stark ­belastete, bat sie ihren damaligen Arbeitgeber, ihr vorerst keinen komplizierten Pflegefall zuzuweisen. Das interessierte den Chef nicht. Domanska sollte neu gar für ein Ehepaar sorgen statt für eine ­Einzelperson – bei gleichem Lohn.

Als sie sich weigerte, wurde sie fristlos entlassen. «Eine unglaubliche Respektlosigkeit», sagt Domanska. Nach einer Klage bekam sie von der Schlichtungsstelle rund 7000 Franken für unbezahlte Überstunden zugesprochen.

«Ich tue das Richtige»

Video
Mutige Pflegerin entlassen
Aus 10 vor 10 vom 23.08.2013.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 15 Sekunden.

Heute arbeitet die 43-Jährige nicht mehr als 24-Stunden-Pflegerin, sondern geht für private Spitex-Firmen von Haus zu Haus. Einen Tag pro Woche wendet sie für das Netzwerk Respekt auf. Sie ist sich bewusst, dass sie sich bei Arbeitgebern mit ihrem Einsatz für bessere Arbeits­bedingungen keine Freunde macht. ­

Nachdem sie sich kürzlich in einem ­Dokfilm des Schweizer Fernsehens zum Thema geäussert hatte, verlor sie ihre Teilzeitstelle bei einer privaten Spitex. Trotzdem macht sie weiter: «Ich habe mich entschieden, das durchzuziehen. 
Ich tue das Richtige.»

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