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Legende: Zack, bumm, tätsch: Welche Bücher, Filme oder Serien 2015 eine Bruchlandung hinlegten. Photocase/Saimen.
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Das war 2015 Das waren die Kulturflops 2015

So wie manche Kulturereignisse raketenmässig in den Himmel der Best-Of-Listen schiessen, so tief versinken andere im Sumpf der Enttäuschungen: zu langfädig, zu vorhersehbar, zu kitschig oder zu platt. Fünf Flops haben wir für Sie nochmals herausgefischt.

  • 1. Film

    «Mortdecai» von David Koepp
    Ein Mann in Blazer und Hemd schnüffelt an einem Papier.
    Legende: Jonny Depp spielt einen aristokratische Lebemann mit Geldsorgen – nicht seine beste Rolle. Ascot Elite Entertainment Group

    Johnny Depps durchgeknallte Figurenoberflächen funktionieren nur innerhalb einer wohlstrukturierten Wahnsinnswelt wie den «Pirates»-Filmen, oder bei Tim Burton, wo die Tiefe bloss unendlich in die Breite geht – aber das mit Stil. Als stutzerhafter Kunstbetrüger Mortdecai dagegen war Depp dermassen psychotisch unlustig, dass schon im Januar 2015 fest stand: «50 Shades of Grey» würde sich im Februar allenfalls noch den Titel des zweitschlechtesten Filmes erkämpfen können. (Michael Sennhauser)

  • 2. Serie

    «The Returned»
    Eine Frau sitzt auf einem Sofa, sie weint.
    Legende: Vorhersehbar und kitschig: «The Returned», die Neuverfilmung der gleichnamigen französischen Serie. A+E Studios

    Die überflüssigste Serie 2015 war die US-amerikanische Mystery-Serie. Da tauchen in der amerikanischen Kleinstadt Caldwell vor Jahren Verstorbene auf einmal wieder bei ihren Familien auf. Falls Sie gerade den Artikel «Die besten Serien 2015» gelesen haben, kommt Ihnen das Szenario bekannt vor. Das hat seinen Grund: «The Returned» ist das völlig überflüssige Remake der französischen Kultserie «Les Revenants – Sie kehren zurück». Anders als das Original ist die Kopie vorhersehbar und kitschig. (Enno Reins)

  • 3. Buch

    Harper Lee: «Gehe hin, stelle einen Wächter»
    Eine weibliche Hand hält das Buch «Go set a Watchman».
    Legende: Oft nur skizzierte Szenen und seitenlange historische Abhandlungen: Das neue Buch von Harper Lee ist eine Enttäuschung. Reuters

    Harper Lees erster Roman «Wer die Nachtigall stört» gehört seit 1960 zu den meistgelesenen Büchern der Welt. Im Zentrum steht Atticus Finch, ein aufrechter Kämpfer für die Gleichheit aller Menschen. Im Sommer 2015 wurde nun – nach über 50 Jahren – Lees zweites Buch veröffentlicht: «Gehe hin, stelle einen Wächter». Wieder geht es um Atticus Finch. Aber dieses Mal ist er ein Rassist! Und die wunderbaren, eindringlichen, humorvollen Schilderungen aus dem ersten Buch weichen skizzierten Szenen und seitenlangen historischen Abhandlungen. Welche Enttäuschung! Gut zu wissen, dass Lees zweiter Roman lediglich ein erster Entwurf von «Wer die Nachtigall stört» ist. (Britta Spichiger)

  • 4. Comic

    Jiro Taniguchi: «Die Wächter des Louvre»
    Comiczeichnung: Ein Mann in Jacket steht in einer Kirche und schaut kritisch.
    Legende: Taniguchi schickt den Leser auf eine traumähnliche Reise durch den Louvre – die leider zu vorhersehbar ist. Carlsen/Jiro Taniguchi

    Jiro Taniguchi ist ohne Zweifel einer der bedeutendsten japanischen Comicautoren. Deshalb war man gespannt auf seine Auseinandersetzung mit den Schätzen des Louvre. Diese Begegnung fällt in «Die Wächter des Louvre» enttäuschend platt aus: Ein japanischer Kunstfreund irrt im Fieberwahn durch Raum und Zeit und begegnet historischen Figuren wie Van Gogh, Corot oder westlich geprägten japanischen Malern. Das ist alles zu vorhersehbar und vermittelt keine neuen Erkenntnisse über den künstlerischen Austausch zwischen Ost und West. (Christian Gasser)

  • 5. Theater

    «Schweizer Schönheit» von Dani Levy, Schauspielhaus Zürich
    Durch vier grosse Fenster bekommt man Einblick in vier Wohnungen.
    Legende: Ohne formale oder inhaltliche Konsequenz: Dani Levys Satire «Schweizer Schönheit». Tanja Dorendorf / T+T Fotografie

    Ein Bünzli rastet an seinem 50. Geburtstag aus und bringt von seinem Gartenhaus aus die Nation in Notlage. Das klingt gut, wird im Theaterdebut von Regisseur Dani Levy aber leider verschenkt. Seine «fundamentalistische Komödie» erzählt er ohne formale oder inhaltliche Konsequenz. Als genügte es, ein komplettes Filmset mit Duplexvilla und Gartengrill auf die Pfauenbühne zu hieven. Das Obst in der Früchteschale muss echt sein! Und echt ist auch der Stress, dem das zwölfköpfige Ensemble ausgesetzt ist. Es scheint, als würde sich hier niemand fürs Theater interessieren, sondern nur für das Ausstattungsbudget. So verfängt sich «Schweizer Schönheit» in den Strukturen eines Stadttheaters, dem kein Aufwand zu gross scheint für einen Star wie Levy. Der Rest ist pseudoelitäre Volksbelustigung aus sicherer Distanz. Wer lacht hier eigentlich über wen? (Kaa Linder)

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