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Ausstellung «Beehave» im Kunsthaus Baselland
Aus Kultur-Aktualität vom 18.09.2018. Bild: Kunsthaus Baselland / Peter Regli
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Ausstellung «Beehave» Gefeiert und gefährdet: Wie Künstler die Biene sehen

Das Kunsthaus Baselland stellt das gefährdete Nutztier ins Zentrum seiner Ausstellung und gewinnt durch Kunst einen neuen Zugang.

Markus Imhoofs Dokumentarfilm «More Than Honey» sensibilisierte 2012 ein grosses Publikum für das globale Bienensterben. Die Berichterstattung darüber ist seither nicht abgebrochen. Was auf dem Spiel steht, ist bekannt: Ohne Bienen keine Ernte.

Die Ausstellung «Beehave» ist eine spanisch-schweizerische Koproduktion zwischen der Fundació Joan Miró in Barcelona und dem Kunsthaus Baselland. In der Schweizer Ausgabe wechselt die Schau mittels Kunst die Perspektive: Sie versucht zu ergründen, was wir an den Bienen haben und warum die gelb gestreiften Wesen seit Jahrtausenden faszinieren.

Live aus dem Bienenstock

Das Künstlerduo Xavi Manzanares & Álex Muñoz übermittelt Videobilder, Klänge und Daten aus Bienenstöcken in den Ausstellungsraum. Dabei wird deutlich: Was da drin passiert, verstehen Augenmenschen nicht.

Bienen kommunizieren unter anderem durch Vibration (auch im sogenannten «Schwänzeltanz»). Diese wird in der Installation der beiden Künstler mittels vibrierender Holzplatten für Menschen sinnlich erfahrbar, aber nicht verständlich.

Nahaufnahme einer Bienewabe mit unterschiedlich gefärbten Zellen
Legende: Für sein Werk «Weaving House» bot Brigham Baker seinem Bienenvolk bunt gefärbtes Zuckerwasser an. Brigham Baker

Brigham Baker geht ein anderen Weg: er macht mit Bienen zusammen Kunst. Sozusagen als Koproduktion. Der US-amerikanische Künstler hält in Zürich selbst Bienenstöcke und bot seinen Tieren gefärbtes Zuckerwasser an: So kommt es zu Waben, die in Primärfarben leuchten, wie Kirchenfenster.

Die Ausstellung zeigt Werke von 24 Künstlerinnen und Künstlern: von einer antiken Bienenplastik über Werke von Beuys und Meret Oppenheim bis hin zu zeitgenössischen Arbeiten.

Das ist keine PR-Veranstaltung für umweltverträgliche Landwirtschaft, wie es der Titel «Beehave» vermuten liesse, im Sinne von: Nehmt euch endlich zusammen! Die Künstler singen vielmehr ein Loblied auf die Biene. Und bewundern ihre rätselhaften Fähigkeiten, wenn es um komplexe Organisation, Kommunikation oder Architekturen geht.

Die perfekte Wabe

Eine der eindrücklichsten Arbeiten stammt von Mirko Baselgia: Der Schweizer Künstler hielt fotografisch fest, wie Bienen ihre sechseckigen Waben bauen. Für die Arbeit gehen die Insekten ausserdem spielerisch mit Ornamenten um, die ihnen Baselgia als Bau-Hilfe zur Verfügung stellte. Die wunderschönen Photogravüren erzählen eine eigene Geschichte von Bienenfleiss.

Einen ganz anderen Zugang hat die Schweizer Bildhauerin Andrea Wolfensberger. Sie arbeitet seit den 1980er-Jahren mit dem Material Bienenwachs. Ihre beeindruckende Plastik «Wachsstele» ist eine Momentaufnahme des Erkaltens und macht sichtbar, wie schön Physik ist: Die Wachsmoleküle sinken ab und steigen wirbelförmig wieder auf.

Jahrtausende alte Kulturgeschichte

Seit Platon und den alten Ägyptern sind und waren Bienen vieles: Symbole der Tugendhaftigkeit oder Modelle für menschliche Gesellschaften. In jüngerer Zeit gelten Bienen als hochsensible Indikatoren für die Auswirkungen von Pestiziden und als gutes Beispiel, um Schwarmintelligenz zu verstehen.

Ein Mann streckt seine Hand in einen Bienenschwarm
Legende: Standbild aus der Installationsperformance «Bees» von Mike Hentz (1981). M. Hentz / R. Pape

Die Werke der Ausstellung aber gehen anderen Dingen nach, jenseits von faktenbasiertem Wissen, sagt Ines Goldbach, Direktorin des Kunsthaus Baselland: «Die Werke erklären erst mal nichts. Sie können uns vielleicht eine andere Komplexität nahebringen. Das macht die Kunst ja aus.»

Während Wissenschaft forscht, lässt uns die Kunst staunen. Darum funktioniert die Ausstellung «Beehave» im Grunde wie eine Wunderkammer: Sie schafft ein Bewusstsein für die vielfältigen Fähigkeiten eines der ältesten Nutztiere der Welt und sorgt für offene Münder bei den Betrachterinnen und Betrachtern. In den offenen Mund kann man übrigens nach dem Ausstellungsbesuch einen Löffel Honig stecken.

Ausstellung «Beehave»

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Die Ausstellung «Beehave» findet noch bis zum 11. November 2018 im Kunsthaus Baselland statt.

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