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Kunst Der «Dictionnaire de la photographie» ist ein Bild von einem Buch

Mit «Le Dictionnaire de la photographie» liegt dieser Tage eine moderne Enzyklopädie der Fotografie vor. Der Wälzer umfasst die Geschichte des Metiers – von der Camera obscura bis zu Photoshop.

17 Jahre hat er gebraucht, jetzt ist er endlich erschienen: Der «Dictionnaire de la photographie». Schwarz und schwer ist er – und umfasst über 448 Seiten. «Es ist kein Buch zum Durchlesen, eher ein Werkzeug für Liebhaber, die darin einzelne Künstler und verschiedene Techniken entdecken können», sagt die Herausgeberin Nathalie Herschdorfer über ihr Werk.

Als das Internet noch löchrig war

Nathalie Herschdorfer ist die Direktorin des Kunstmuseums in Le Locle. Vor allem aber ist sie eine Kennerin der Fotografie. Die Kunsthistorikerin war Konservatorin am Fotomuseum Elysée in Lausanne. In dieser Funktion wurde Herschdorfer auch Ende der 1990er-Jahre angefragt, ob sie einen Dictionnaire der Fotografie herausgeben möchte.

Buch-Hinweis

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Nathalie Herschdorfer: «Le Dictionnaire de la photographie». Éditions de La Martinière, 2015.

Das Internet war damals noch ein löchriges Netz. Google und Wikipedia gehörten nicht zum Alltagswortschatz. Das Projekt eines gedruckten Dictionnaires schien ambitioniert – aber vernünftig. «Damals war so ein Referenzbuch nötig», so Herschdorfer.

Die Bilderflut drohte das Projekt zu zerstören

Ende der 90er-Jahre sei die Fotografie als eigenständige Kunstform anerkannt worden, die nicht nur der Illustration diene, so Herschdorfer. Dann aber sei die Digitalisierung und mit ihr die Bilderflut gekommen, was die Branche verunsichert habe: «Viele Fotografen fühlten sich von der digitalen Fotografie bedroht. Denn jeder hatte jetzt eine digitale Kamera.»

Mit der digitalen Revolution kamen auch ihr Zweifel am Projekt: «Ich zögerte, ein klassisches Buch auf Papier herauszugeben. Zumal man auf Google auch viele hilfreiche Informationen zu Fotografie finden kann».

Es siegte die Freude am Buch

Wie sinnvoll ist es, Wissen auf den begrenzten Raum zwischen zwei Buchdeckeln zu reduzieren – wenn doch das Internet die Überfülle bietet? Diese Frage stellte sich auch Herschdorfer. Das Projekt stockte – jahrelang. Doch dann siegte die Freude am Buch: «Es ist ein echtes Vergnügen, schweres Papier zu fühlen, Seiten umzublättern, statt über einen Touchscreen zu wischen».

Gemeinsam für die Bilder

Doch Nathalie Herschdorfer konnte das Projekt nicht alleine umsetzen: «Ich musste mir ein internationales Netz aus Experten, Kritikern, Historikern aufzubauen, um mit ihnen die Auswahl und die Begriffe zu diskutieren.»

150 Autorinnen und Autoren bürgen nun dafür, dass die Einträge verlässlich sind und Bestand haben. Die Texte selbst sind knapp gehalten. Denn so ein Dictionnaire der Fotografie braucht natürlich Platz für Illustrationen. 300 sind es an der Zahl.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktuell, 25.11.2015, 17:45 Uhr

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