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Kunst «Visionen eines Genies»: Hieronymus Bosch ist wieder zu Hause

Ein halbes Jahrtausend nach seinem Tod haben die Gemälde von Hieronymus Bosch ihre Faszination nicht verloren. Der Grossteil seiner Kunstwerke, die häufig von seltsamen Kreaturen bevölkert werden, wird nun in seiner ehemaligen Heimatstadt s’Hertogenbosch gezeigt. Eine sensationelle Ausstellung.

Vom Paradies bis zur Hölle: Mit dieser Themenpalette setzte sich Hieronymus Bosch am liebsten auseinander. In seiner unnachahmlichen Art und Weise komponierte er (religiöse) Szenen, die er mit den bizarrsten Figuren bereicherte. Manchmal mit kleinen Teufeln, dann wieder mit schrägen Monstern oder menschlichen Figuren mit Insektenfüssen. Die skurrilen Gestalten sind sein Markenzeichen geblieben. Und obwohl er seit 500 Jahren tot ist, erfreuen sich seine Werke nach wie vor grosser Beliebtheit.

Heuwagen und Habgier

«Visionen eines Genies» lautet der treffende Titel der Ausstellung im Noordbrabants Museum in s’Hertogenbosch. Schon im ersten der sechs thematisch eingerichteten Säle wird klar, dass die Kuratoren nicht übertrieben haben. Unter dem gemeinsamen Nenner «Lebenspilgerschaft» hängen dort das berühmte «Narrenschiff», auf dem Bosch eine bunt gewürfelte Gesellschaft gemalt hat, die ihrem Untergang entgegenfährt, aber auch der «Tod und der Geizhals». Auf diesem Gemälde voller Symbole hat der Sterbende die Wahl zwischen Engel (der auf einen gekreuzigten Christus zeigt) und Teufel (der ihm ein gefülltes Portemonnaie hinstreckt).

Ausstellungshinweis

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«Visionen eines Genies»: Die grandiose Ausstellung im Noordbrabants Museum in Hieronymus Boschs Heimatort dauert noch bis zum 8. Mai 2016.

Ein erster Höhepunkt in diesem Saal ist der «Heuwagen». Auf diesem normalerweise im Madrider Prado hängenden Triptychon hat Bosch auf der linken Tafel eine Paradiesszene samt Sündenfall und Vertreibung geschaffen.

Die Szene in der Mitte zeigt dominant einen Heuwagen, auf dem ein musizierendes Liebespaar sitzt. Um das Gefährt herum sind unzählige Menschen aus unterschiedlichen sozialen Gruppen zu sehen, die alle versuchen, eine Handvoll Heu, Symbol für Geld, zu ergattern. Auf der rechten Seite ist ersichtlich, dass die Habgier den Männern und Frauen nicht bekommen ist, denn sie landen in der lodernden Hölle.

Übrigens hängt der «Heuwagen» nicht an einer Wand, sondern «steht» in der Mitte des Raumes. Dadurch sind nun erstmals auch die beiden mit dem «Landstreicher» bemalten Rückwände zu sehen, die man sonst nur betrachten kann, wenn das Triptychon geschlossen ist.

Ein kleines Wunder

Alle Gemälde – Bosch hat auf Eichenholztafeln gemalt – befinden sich in klimatisierten Glasvitrinen wo sie mit kräftigen Lichtquellen angeleuchtet werden. Das starke Licht in den abgedunkelten Räumen erlaubt es, die Kunstwerke aus nächster Nähe zu betrachten, was bei diesem Maler quasi Pflicht ist. Das Glas der Vitrinen würde es sogar zulassen, dass die Betrachtenden ihre Nase plattdrücken, ohne dass ein Wärter mahnt, Abstand zu halten. Der grosse Publikumsaufmarsch lässt dies aber kaum zu.

Das Noordbrabants Museum besitzt keinen einzigen echten Hieronymus Bosch. Dass es dem Direktor trotzdem gelungen ist, insgesamt 17 Originalwerke sowie 19 Zeichnungen aus bedeutenden europäischen und amerikanischen Museen für diese Ausstellung nach s’Hertogenbosch zu holen, ist ein kleines Wunder.

Geholfen hat dabei, dass ein internationales Expertenteam den Grossteil der Werke wissenschaftlich untersucht und mit dem Geld der Stadt, des niederländischen Staates sowie diversen Stiftungen für die Restauration von zwölf Gemälden gesorgt hat.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Nachrichten, 15.02.2016, 16:20 Uhr

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