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Kongolesische Literatur «Man muss schreien, um gehört zu werden»

Was während der Diktatur nicht möglich war, bringt der kongolesisch-belgische Autor In Koli Jean Bofane zu Papier.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Der kongolesische Schriftsteller In Koli Jean Bofane lebt heute in Belgien. Als Schriftsteller befasst er sich mit seiner Heimat.
  • Mit seiner Literatur bringt er zu Papier, wovor andere die Augen verschliessen. Um gehört zu werden, hält er Übertreibungen für notwendig.
  • Kürzlich lud er Kulturschaffende aus der Demokratischen Republik Kongo zum Austausch nach Basel ein.

In Koli Jean Bofane

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Legende: Imago/Leemage

Bofane wurde 1954 im Belgisch-Kongo (heute Demokratische Republik Kongo) geboren. Mit seinen Eltern flüchtete er nach der Unabhängigkeit nach Europa und kehrete 1983 zurück. 1993 flüchtete er nach Belgien.

In Koli Jean Bofane ist Schriftsteller und Kurator. Für das Festival «Kongo am Rhein» lud er Ende Juni Kunst- und Kulturschaffende aus der Demokratischen Republik Kongo zum Kulturaustausch nach Basel ein.

Die Stadt als Ort, an dem alles passieren kann

Basel und die Megastadt Kinshasa haben auf den ersten Blick wenig gemein. Tatsächlich aber sei eine Stadt erst mal eine Stadt und in der Stadt finde das Zusammenleben statt, sagt Bofane.

Das Zusammenleben werde immer komplexer. So sei eine Stadt der Ort, an dem alles passieren kann. Gleichzeitig sei sie eben auch ein problematischer Ort.

Diese Ambivalenz, die Chancen und Herausforderungen, zeigt Bofane in seinen Romanen «Sinusbögen überm Kongo» und «Kongo Inc. – Le Testament de Bismarck». Schauplatz ist unter anderem die Megastadt Kinshasa, der Schmelztiegel der Demokratischen Republik Kongo.

Bücher von Bofane auf Deutsch

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  • «Sinusbögen überm Kongo». Horlemann, 2013.
  • «Warum der Löwe nicht mehr König der Tiere ist». Peter Hammer, 1996.

Um gehört zu werden, darf man nicht brav schreiben

Beim Schreiben sei man mit sich alleine, man vergesse die Leser und Leserinnen und schaffe sich seine eigene Sprache, sagt Bofane. Das zeigt er in seinen Romanen auf melodiöse und freche Art.

Realitäten wie der Krieg im Kongo, der Irak-Krieg oder die Auswirkungen der Globalisierung spornen den Schriftsteller an. Das, wovor die Menschen schnell die Augen verschliessen. Vor allem aber die Geschichte des Kongos.

Eine Literatur nach der Diktatur müsse wie ein Schrei sein. Denn nur durch die Übertreibung werde man gehört, so Bofane. Nach dem Krieg brach Bofane 1996 die schriftstellerische Stille im Kongo mit seinem Kinderbuch «Warum der Löwe nicht mehr König der Tiere ist».

«Kongo am Rhein»

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Das Festival fand vom 11. Juni bis 2. Juli 2017 parallel zur «European Conference on African Studies» in Basel statt. In Koli Jean Bofane lud gemeinsam mit Dr. Isabelle Chariatte zeitgenössische kongolesische Kunst- und Kulturschaffende ein.

Zwei Skulpturen und eine Video-Installation sind noch bis zum 6. August im Museum der Kulturen zu sehen.

Schreiben aus einer Notwendigkeit

Bofane wollte von Anfang an mit seiner Literatur gesellschaftliche, soziale und politische Themen aufgreifen. Schon bei seinem ersten Werk war das Verhältnis Demokratie und Diktatur massgebend.

In «Sinusbögen überm Kongo» und «Kongo Inc. – Le Testament de Bismarck» wird die Dringlichkeit, von der Bofane spricht, deutlich: das Schreiben als Notwendigkeit.

Das, was während der Diktatur nicht möglich war, wird zu Papier gebracht. Und so erzählt Bofane in seinen Geschichten eine Wahrheit, die durch die Fiktion der Literatur an Bedeutung gewinnt.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kontext, 16.7.17, 9 Uhr.

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