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Neuer Roman Paul Auster erzählt (s)ein Leben in vier Versionen

Pünktlich zu seinem 70. Geburtstag ist Paul Auster Roman «4 3 2 1» erschienen. Mit seinen 1260 Seiten ein gewichtiges Buch, das sich leicht liest.

Das gleiche Leben in vier verschiedenen Versionen erzählen: Das hat sich Paul Auster für seinen neusten Roman vorgenommen. Es ist die Geschichte von Archibald Ferguson, der Ende der 1940er-Jahre in New Jersey geboren wurde und in den 1950er- und 60er-Jahren in den USA aufwächst.

Beiträge zum Thema

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  • «Das Experiment scheint mir missglückt.» Martin Ebel über Paul Austers Roman im Literaturclub.
  • Auch im «Bericht aus dem Inneren» schreibt Auster über sein eigenes Leben – nicht nur zum Guten, wie Annette König meint.

Auster erzählt dieses Leben anhand vier verschiedener Archibalds nebeneinander – nicht nacheinander. Sie haben Gemeinsamkeiten wie die Vorliebe für Base- und Basketball, fürs Kino und Literatur.

Aber die Lebenswege unterscheiden sich: Einmal lassen sich Archibalds Eltern scheiden, einmal kommt der Vater um, einmal ist Archie bisexuell, einmal geht er nach Paris. Ein Archie stirbt jung, ein anderer wird als junger Erwachsener vom Auto überfahren.

Parallelen zu Austers Leben

Das Leben aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, ist kein neues literarisches Stilmittel. Aber das Leben in unterschiedlichen Abläufen zu erzählen, ist etwas Besonderes und wirft die Fragen auf, die Paul Auster schon immer in seinen Romanen beschäftigt: Was ändert sich am gesamten Leben, wenn sich eine Kleinigkeit der Biografie ändert, was machen wir aus unserem Leben, was macht das Leben aus uns?

Diese Fragen beschäftigen Auster auch in seinem eigenen Leben. Denn «4 3 2 1» ist ein eindeutig autobiografisch fundiertes Buch. Wie Auster ist Archibald Ferguson 1947 geboren, wächst in New Jersey auf, erlebt die Scheidung seiner Eltern und verliert den Kontakt zum Vater.

Wie Auster erlebt Archie in einem Sommerferiencamp, wie ein Junge durch einen Blitzschlag zu Tode kommt – eine Schlüsselszene im Roman.

Buchhinweis

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Paul Auster: «4 3 2 1 ». Rowohlt, 2017.

Brachial und hart

Neben einigen unsäglich langen Baseball-Passagen packt der Autor aber auch politische Zeitgeschichte in das Buch, den Tod Kennedys, den Vietnamkrieg – und die Rassenunruhen.

Diese stellen einen der spannendsten Stränge des Buches dar. Sie zeigen ein Bild der USA von unglaublicher Brachialität und Härte und wirken erstaunlich aktuell.

Trotz der vielen Geschichten in einer und trotz des gewaltigen Buchumfangs – «4 3 2 1» hat 1260 Seiten – ist der Roman ein «page turner». Das ist wohl einer gewissen Oberflächlichkeit des Buches zuzuschreiben: Auster geht mehr in die Breite als in die Tiefe. «4 3 2 1» ist eine leichte und rasche Lektüre für Schnellleser und Vielleserinnen, die keine Scheu vor dicken Büchern haben.

Sendung: Literaturclub, SRF 1, 31.1.17, 22.25 Uhr.

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