«Remixen ist wie Legospielen – mit ein und denselben Bausteinen kann ich ein Flugzeug oder ein Schiff bauen», sagt François Larini. Er ist der Gewinner des Remix-Wettbewerbs, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen, der 2016 zum zweiten Mal stattfand. Die Bausteine für den Remix stellte das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin (DSO) zur Verfügung. Insgesamt 20 Ausschnitte aus dem Finale der 4. Sinfonie Anton Bruckners (1824–1896) spielten die Musiker für den Wettbewerb ein. Diese standen anschliessend zum Download bereit. Musiker weltweit waren eingeladen, daraus neue Versionen zu kreieren.
Die Stärken herausarbeiten
Dieses Legospiel tut den alten Werken aus der Klassik gut. Denn: Ein Remix verfolge ein kommerzielles Ziel, sagt Jurypräsident und DJ Henrik Schwarz. Ein Werk, das es schon gäbe, könne dadurch eine höhere Aufmerksamkeit erzeugen – «indem man es jemandem in die Hände gibt, der das Original anders betrachtet und der die Stärken anders herausarbeitet». Jeder der ausgezeichneten Remixe hat eine andere Kombination aus den 20 Passagen verarbeitet und damit auch ganz unterschiedliche Stärken in Bruckners Werk erkannt.
1. Preis: François Larini (London) – «Mässig Bewegt»
Die Idee von François Larini überzeugte die Jury am meisten. Der in London lebende Franzose hebt in seinem Remix strukturelle und akustische Elemente des Originals hervor: die Zweiteiligkeit des Werkes, die unvorbereiteten Tonartenwechsel, Dissonanzen und die Wichtigkeit der Bläser. Mit Horn, Klarinette, gestrichenen und gezupften Streichern aus der Originalversion schuf Larini, wie er sagt, einen postromantischen, dystopischen Soundscape.2. Preis: Lambert Windges (Grevenbroich) – «Something Went Wrong»
Zuerst erstellte Lambert Windges das Gerüst von «Something Went Wrong», welches auf den gezupften Streichern und dem Horn-Sample basiert. Daraufhin flogen dem 20-Jährigen zahlreiche Ideen zu, die er ohne Zensur in den Remix einfliessen liess. Dadurch entstand ein Track, bei dem die Bruckner-Samples eher episodisch auftreten, als dass sie eine runde Komposition ergeben.3. Preis: Rabon Aibo (Lübeck) – «Sonel»
Wie ein roter Faden führt das prägnante Motiv der Oboen- und der Flötenpassage durch den Track «Sonel». Mit Kontrabässen und einer Holzbläser-Fraktion kreierte Rabon Aibo gemeinsam mit seinem Partner Cacciatore einen Track, der neben dem konstruierten Klang, der an ein präpariertes Klaviers erinnert, auch eine Gesangsstimme einbringt.4. Preis: Oscar Finch (Toronto) – «Moments de lucidité consciente»
Der Kanadier Oscar Finch verwandelte Bruckners Werk in einen abstrakten, leuchtenden Traum. Dafür veränderte er die Spuren des Originals mit der Remix-Software so stark, dass sie kaum mehr erkennbar sind – ausser man hört genau hin.5. Preis: Alexandre J. Maurer (Berlin): «Arctic Joy»
Mit acht verschiedenen Spuren aus Bruckners Sinfonie und einem Beat aus eigenen Klangquellen entsteht in «Revolution of the Chaos» ein poetisches Bild: Der Track sei eine Reise durch die emotionale Schönheit eines Ozeans, die in einem Chaos endet, sagt der in Berlin lebende Musiker. Aus eben diesem Chaos kommen dann die Schönheit und die neuen Impulse.