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Power-Drumming Charly Antolini: Trommeln bis zum Knockout der Lautsprecher

Der Schweizer Charly Antolini spielt das Schlagzeug laut, mit Druck und Groove. Mit seinem Powerdrumming begleitet er Jazzgrössen wie Benny Goodman.

«Wo Antolini draufsteht, ist Antolini drin!», sagt Superdrummer Charly Antolini. Auf seinen eigenen CDs ist das Schlagzeug immer eine Spur lauter als anderswo. Genau das ist es, was seine Fans erwarten: Hochleistungs-Schlagzeugspiel und Powerdrumming, so dass die Lautsprecher vibrieren.

Knockout der Lautsprecher

Bei der LP «Knock Out» von 1979 wurden die Präzision und die Kraft, die den Schlagzeuger Charly Antolini auszeichnet, genauso eingesetzt: Als Testplatte, um Lautsprecherboxen an ihre Grenzen zu bringen. Eine Stereoanlage, die den harten Schlägen Charly Antolinis standhielt, hatte den Test bestanden.

Charly Antolini – in Aktion.
Legende: Charly Antolini – in Aktion. Imago/MiS

Die Musik wurde direkt in eine Lackfolie geschnitten – dieses sogenannte «Direktschnitt-Verfahren» wurde zur Vorlage für besonders klangechte Vinyl-Schallplatten.

«Mehr Disziplin als Talent»

Aber eigentlich ist Charly Antolini nicht Boxentester, sondern einer der technisch besten Schlagzeuger, die es in Europa je gegeben hat. Geboren 1937, wuchs er zwar in Zürich auf, wurde auf der Trommel aber baslerisch sozialisiert. Sein erster Trommellehrer war ein ausgewanderter Basler. Dieser ruhte nicht, bis beim 12-jährigen Charly jeder Wirbel, jeder Paradiddle perfekt sass.

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Pierre Favre war Schweizer Jazzdrummer der ersten Stunde und stand mit Louis Armstrong, Chet Baker und Josephine Baker auf der Bühne. Nun ist er 80. In der «Sternstunde Musik» vom 28.5. blickt er zurück auf sein Leben als Trommelpionier.

Mit dieser Technik ausgestattet entdeckte Antolini dann das ganze Schlagzeug-Set mit seinen verschiedenen Trommeln und Becken, allein und nach dem System von «trial and error». Er sei kein Riesentalent, meinte Antolini später. Alles was er könne, sei das Resultat von Disziplin. Was für ihn hiess: Üben, üben, üben!

Druck, Groove und Lautstärke

Mit knapp 18 Jahren ging Charly Antolini nach Paris und fand sofort Arbeit. Die grossen New-Orleans-Veteranen, die dort lebten, engagierten ihn sofort: der Klarinettist Albert Nicolas etwa und der Trompeter Bill Coleman.

Die nächste Station war dann eine Schweizer Band, die «Tremble Kids». Mit ihnen nahm Antolinis Profikarriere Fahrt auf. Nach Lehr- und Wanderjahren in Deutschland, als Schlagzeuger in allen wichtigen Big Bands und in unzähligen Studio-Sessions, gründete Antolini seine eigene Band.

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Dutzende Schweizer Jazz-Drummer spielen auf internationalem Niveau. Steckt die sprichwörtliche Schweizer Uhrmacherpräzision dahinter? Oder die Basler Trommlertradition? Eine Spurensuche.

«Jazz Power» hiess die. Plattentitel wie «Crash» oder «Drumfire» oder «In the Groove» erzählen, wie Antolini's Musik sein soll: Druckvoll, groovend, swingend – manchmal auch etwas laut.

Grössenordnung Goodman

Neben seinen eigenen Projekten spielte Charly Antolini immer auch als Begleiter, mit den Besten, versteht sich. Als absoluten Karrierehöhepunkt betrachtet er selber sein Engagement beim «King of Swing» Benny Goodman.

Dort trat er in die riesigen Fussstapfen von Gene Krupa, einer der Grossväter des Swingschlagzeugs. Gerade die richtige Schuhgrösse für einen wie Charly Antolini.

Sendungen:

Radio SRF 2 Kultur, Jazz Collection, 23.5.17, 21 Uhr

Musikwelle, Time to Swing!, 24.5.17, 20:03 Uhr

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