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Daniele di Bonaventura Der Eigenartige mit dem Blasebalg

Das Bandoneon, das oft mit dem Akkordeon verwechselt wird, ist im Tango zu Hause. Doch Daniele di Bonaventura entführt seine Fans nicht nach Argentinien – sondern nach Italien.

Er sei bereits als Fünfjähriger ein Musiker gewesen, sagt Daniele di Bonaventura. Damals trieb ihn dieselbe Neugierde an, die er heute immer noch spüre. Während den ersten Jahren spielt er Klavier und Keyboards. Sein älterer Bruder macht ihn mit der Musik der Popgruppe Genesis bekannt, sein Vater mit den Opern von Puccini und Verdi.

In den Bars und Restaurants entdeckt er den Jazz. Und weil er in der Provinz aufwächst, kommt er auch mit der Folklore in Berührung. Seine heutige Musik, sagt er, sei eine Synthese aus all diesen musikalischen Erfahrungen.

Jazzmusiker Daniele di Bonaventura.
Legende: Fand mit seinem Bandoneon eine eigene Sprache: Jazzmusiker Daniele di Bonaventura. Imago/Pacific Press Agency

Künstlerischer «Reboot»

Daniele di Bonaventura studiert am Konservatorium Komposition. Diese eher kopflastige Art des Musizierens, führt bei ihm jedoch mit der Zeit zu einer kreativen und expressiven Krise.

Er spürt, dass er einen Neuanfang braucht. Dann tritt das Bandoneon in sein Leben, in dessen Klang er sich während eines argentinischen Films – mit Musik von Astor Piazzolla – verliebt.

Es fühlt sich für ihn frisch und befreiend an, ein unbekanntes Instrument in den Händen zu halten, das er erst noch erforschen muss. Alles, was er bis anhin gelernt hat, lässt er beiseite und folgt seinem Gehör und seiner Intuition.

Atemlos durch die Musik

Das Bandoneon sei im Vergleich zum Klavier viel archaischer. Dadurch fühle er sich beim Spielen viel geerdeter, sagt Daniele di Bonaventura. Vor allem verschmelze er so sehr mit dem Bandoneon, weil man «damit atmen könne».

Oft laufe die eigene Atmung mit dem Ziehen und Drücken des Blasbalgs synchron. Und dadurch fühle es sich an, als ob man singe oder durch Musik spreche.

Jazz aus Italien

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«Du klingst eigenartig»

Das Bandoneon ist vor allem als Tango-Instrument bekannt und von da stammt auch der grösste Teil der Notenliteratur – es ist gewissermassen das Standardrepertoire. Daniele di Bonaventura versucht aber von Anfang an seine eigene Sprache zu finden, damit er nicht wie alle anderen klingt.

Während einer Argentinien-Tournee sagte einmal ein renommierter Tangokenner zu ihm, er klinge eigenartig. Für Bonaventura sei das eines der schönsten Komplimente überhaupt. Und die Bestätigung dafür, dass er sich musikalisch auf dem richtigen Weg befindet.

Der intime Rahmen

Daniele di Bonaventura ist in zahlreiche Projekte involviert, in denen er oft der Leader oder Co-Leader ist. Er liebt es, im kammermusikalischen Kontext zu musizieren. Am liebsten in kleinen Formationen. Da komme der schöne Klang und die grosse Dynamik des Bandoneons voll zur Geltung.

Zu den bekanntesten Formationen zählt sein eigenes Quartett Band’Union, das Duo mit dem italienischen Trompeter Paolo Fresu und die Formation Mistico Mediterraneo, einem Projekt mit einem korsischen Chor, der eine spezielle und fast vergessene Tradition des mehrstimmigen Gesangs pflegt.

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