Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

Musik Isla Eckinger, der Mann der grossen Ohren und der tiefen Töne

75 Jahre alt ist er mittlerweile, und seit über 50 Jahren legt er das Fundament für Jazzmusiker aller Couleur. Wenige Bassisten in der Schweiz haben seine Erfahrung und mit mehr internationalen Stars gespielt – und machen aus ihren Qualitäten weniger Aufhebens als der Basler Isla Eckinger.

«Fragen Sie einmal einen Orchestermusiker, wann er zu schwimmen anfängt! Fragen Sie ihn! Wenn er den Kontrabass nicht mehr hört. Ein Fiasko. In einer Jazzband ist das ja noch viel deutlicher. Eine Jazzband fliegt explosionsartig auseinander, wenn der Bass aussetzt», sagt der namenlose Kontrabassspieler in Patrick Süskinds Theaterstück. Da hat er natürlich völlig recht, zumindest, was die Jazzband anbelangt.

Grosse Ohren und ein prachtvoller Sound

Isla Eckinger, der Bassist aus Basel, ist vielleicht deshalb so begehrt, weil er eben nicht aussetzt. Im Gegenteil, sein Fundament trägt jede Band; genau besehen ist er deren Gravitationszentrum. Das würde er allerdings nie sagen. Stattdessen sagt er: «Gemessen an den technischen Standards, die heute von jungen Bassisten verlangt und selbstverständlich auch erbracht werden, bin ich ein limitierter Bassist.»

Mag sein. Aber Isla Eckinger verfügt über zwei Dinge, die viel wichtiger sind als schnelle Finger: Er hat grosse Ohren, und einen prachtvollen Sound. Was heisst, er weiss, welcher Ton wann der richtige ist. Und er setzt ihn so, dass der Solist vorne am Bühnenrand abheben kann. Das wissen ebendiese Solisten seit Jahrzehnten.

Üben direkt auf der Bühne

1961 überredete Oscar Klein, arrivierter Dixielandkornettist und -gitarrist den 22-jährigen Posaunisten Isla Eckinger zum Kauf eines Kontrabasses; und nahm ihn gleich in seine Band auf. Damals spielte eine Band wie diejenige Oscar Kleins noch Monatsengagements. Eckinger hatte also genug Zeit zum Üben – auf der Bühne! Es war auch noch die Zeit, als die grossen alten Jazzheroen in Europa ihre Berühmtheit vergoldeten, von Club zu Club zogen und mit lokalen Rhythmusgruppen auftraten. Isla Eckinger war oft dabei, mit Ben Webster, mit Buck Clayton, mit Dexter Gordon, und und und.

Seine wirklichen Gesellenjahre verlebte Eckinger als Hausbassist im Münchner Jazzclub «Domicile». Da wechselten die Solisten zuweilen im Tagestakt: Wer nicht fit genug war, ging unter. Isla schwamm zwar anfänglich, aber unter ging er nicht. Er wurde von Tag zu Tag besser und routinierter. Und er gehörte von da an zu den paar wenigen Europäern, deren Ruf über Europa hinaus reichte.

Erstmals ein geregeltes Einkommen dank der AHV

1985 wanderte Isla Eckinger aus, nach Hollywood. Zumindest ein halbes Standbein behielt er allerdings in Basel; fortan war er dies- und jenseits des Ozeans aktiv.

Seit zehn Jahren hat Isla Eckinger erstmals in seinem Leben ein geregeltes Einkommen, er bezieht jetzt AHV. Einen Job als Festangestellter, sei es als Lehrer oder Orchestermusiker, hatte er nie gehabt. Er vertraute auf seine Ohren und seinen guten Sound und hatte damit Arbeit genug.

Auch heute noch mauert er ein Fundament, auf das man eine ganze Big Band stellen kann, wenn‘s denn sein muss. Wenn man ihn anschaut und hört, wird klar: Falsch kann er damit nicht gelegen haben!

Meistgelesene Artikel