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Wieviel Baze steckt in seinen Büchern?
Aus Kultur Extras vom 22.05.2015.
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Musik Rapper Baze über Bücher «von Leuten, die ihr Ding durchziehen»

Comics oder Diktatoren – Rapper Baze macht keine halben Sachen: Wenn er sich für einen Stoff interessiert, saugt er möglichst viele Bücher zum Thema auf. Das Buch als Lebensabschnittsbeziehung. Baze verrät, welche Bücher zu ihm gehören.

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Am Dienstag, 26. Mai, ist Rapper Baze Feuilleton-Gast:

Radio SRF 2 Kultur

7:45 bis 8:15 Uhr

Nein, nicht die Freude am Abgründigen treibt die Leselust von Baze an – vielmehr das Interesse an psychologischen Vorgängen. So hat er Con Coughlins Porträt des Diktators Saddam Hussein schon mehrfach gelesen. Dabei versucht Baze dem Handeln und Denken der Menschen auf den Grund zu gehen, vor allem oder erst recht, wenn der Mensch entgegengesetzte Wertvorstellungen vertritt.

Seine Neugier beschreibt Baze so: «Mich fasziniert einfach wie Menschen ticken. Solche Leute, die viel Schlimmes tun und gut schlafen können – was Hussein wohl konnte. Das ist sehr spannend.»

Comics muss man gut behandeln

Ein Blick ins Bücherregal des Rappers verrät: Sein Interesse ist breit gefächert – von Hermann Hesses «Steppenwolf» über den Manga «Kirihito» von Osamu Tezuka aus den 70ern bis hin zu den «Elementarteilchen» von Skandalautor Michel Houellebecq. Aber auch Asterix und Thomas Pynchon finden ihren Platz.

Über Baze

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Legende: SRF

Der Berner Mundartrapper Basil Anliker tritt unter seinem Künstlernamen Baze solo und auch in Gruppen auf. 2015 erschien das Album «Wiso immer mir?» mit der Band Chlyklass.

Baze hängt an seinen Büchern. Beim letzten Umzug jedoch hat er es getan. Ist schweren Herzens «Ballast» losgeworden. Das scheint zu ihm zu passen – seine ganze Wohnung ist aufs Nötigste reduziert.

Neben Romanen und Sachbüchern stehen in seinem Bücherregal auch viele Comics. Nachlässigkeit ist da nicht erlaubt: «Wenn da jemand einen Riss reinmacht oder ich seh, wie jemand schnell durchblättert, dann weise ich ihn darauf hin, dass er sich doch bitte Mühe geben soll. Bei einem so guten Zeichner – und jemand macht Eselsohren rein, da dreh ich durch, das macht mich hässig.» Das Gegenteil gelte fürs Regal. Das sei ein billiges. Mehr brauche er nicht.

Zugeben, was sonst niemand zugibt

Baze' Augen fangen an zu Leuchten, wenn er seine Comics in die Hand nimmt. Bei manchen muss er sofort lachen. Ein Comic-Autor, der ihn besonders fasziniert, ist Robert Crumb: «Mir gefallen Leute, die eine eigenständige Persönlichkeit haben. Crumb ist ein genialer Zeichner. Er hat einen Fetisch für Frauen mit dicken Beinen und grossem Po – seine Psyche steht meistens im Mittelpunkt.» Crumbs entlarvende Ehrlichkeit, sich selbst und seinem Publikum gegenüber, fesselt Baze. «Ich lese lieber Sachen von Leuten, die nicht meine Meinung haben, die aber ihr Ding durchziehen.»

«Crumb gibt Sachen zu, die andere nie zugeben würden. In ‹Mein Ärger mit den Frauen› beschreibt Crumb: ‹Wie ich mit 13 Sexbesessen und pervers wurde.› Und dann geht es in der ganzen Geschichte darum, wie ein Mädchen, das ihm sehr gefällt, immer das Bein nach vorne hält: Sie kommen sich immer näher. Dann berühren sich die Beine. Und irgendwann darf er seine Hand auf ihr Bein legen. Und das ist dann das Grösste.»

Zum Weinen gut

Ein anderer Comic, den Baze empfiehlt, ist «Maus. Die Geschichte eines Überlebenden» in dem Art Spiegelman den Holocaust thematisiert. Bücher bringen Baze in der Regel nicht zum Weinen, dennoch muss er gestehen: «Wenn es ein Buch gab, dass mich zum Weinen gebracht hat, dann war das ‹Maus›. Da beschreibt der Sohn seinen Vater, der im KZ war. All die Filme, die ich über den Zweiten Weltkrieg gesehen habe, haben mich weniger mitgenommen als dieser Comic – das ist ein Meisterwerk.»

«Maus» – wiederum ein sehr ehrliches Buch. Rassismus und Antisemitismus werden dort ganz anders beleuchtet, so Baze. In der Geschichte erlebt der Vater als KZ-Insasse grösstes Grauen. Er spürt am eigenen Leib, was Ausgrenzung im schlimmsten Fall bedeuten kann. Dennoch schreckt er Jahre später in Amerika nicht davor zurück, Schwarze und Homosexuelle zu diskriminieren.

Was in Baze' Hirn abgeht

Auf seine Musik hätten seine papiernen Lebensbegleiter jedoch keinen Einfluss, meint Baze. Das Zitieren sei nicht so sein Ding. «Wie ich die Welt sehe, was in meinem Hirn abgeht», das interessiere ihn bei Texten – beim Lesen hingegen fokussiere er auf das Leben anderer.

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