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«Who Is Who» bei Wagner «Who Is Who» bei Wagner – Siegfried

Wer Siegfried ist? «Göttlich. Siegfried ist mein größtes Werk», sagte Richard Wagner. Und gab seinem Helden ein eigenes, strahlendes Heldenmotiv. Doch eigentlich ist der Held ein armer Hund.

Siegfried ist die Gestalt der Zukunft: Muskelgestählt, blaue Augen, wahrscheinlich graublau, oder stahlblau. Er ist wild und entschlossen. Ein wenig beschränkt vielleicht, um nicht zu sagen, naiv bis dort hinaus. Aber stark ist er, sehr stark. Mit Adern, die am Bizeps schwellen und am Hals pochen.

Er schmiedet sich selber ein Schwert, ersticht einen Drachen, bekommt Drachenblut an die Zunge und versteht fortan die Vögel. Siegfried kennt keine Furcht. Aus eigener Kraft bahnt er sich seinen Weg. Es macht nichts, dass er am Ende scheitert an den Intrigen der Herrscherclique. Denn er stirbt als Held, mit erhobener Faust. Siegfried gibt seine utopische Vision nicht preis, die Vision, dass das neue Menschengeschlecht schön, stark und furchtlos sein werde. Er selbst ist schliesslich der Prototyp dieses neuen Geschlechts – und Brünnhilde. Aber eben – leider, leider – es ist nichts daraus geworden.

Wer Siegfried ist? Ein armer Hund.

Siegfried ist ein Spielball der Mächte, von denen er nichts versteht. Einer, der zu allem eine Meinung, aber von nichts eine Ahnung hat. Ein impulsiver Halbstarker und ausserdem ein Inzestkind. Kennt seinen Vater nicht, ist schuld am Tod seiner Mutter. Wächst auf bei einem hässlichen Zwerg, der ihn nur benutzt, damit er ihm eines Tages den Ring holt.

Siegfried kennt sonst keine Menschen. Er wächst auf im Wald, spricht mit den Tieren, weiss nicht wie er aussieht, war nie in der Schule, hat gar keine Bildung. Er verliebt sich unsterblich in die erste Frau, die er sieht, erkennt die Frau dann aber nicht wieder wegen einem Vergessenstrank. Zuletzt trinkt er einen anderen Trank, erkennt sie wieder, wird dann aber von hinten erstochen.

Kein schönes Ende. Aber das einzig mögliche für einen wie ihn. Siegfried im Kampf gefallen? Undenkbar. Siegfried als milder Grossvater. Lächerlich. Es geht nur so.

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