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Netzwelt Bâleph – jüdische Geschichte Basels virtuell erleben

Mit Bild, Text und Ton den Juden in Basel näher kommen. Eine neue Stadtrundgang-App macht‘s möglich. In 13 Stationen beleuchtet «Bâleph» das Auf und Ab der 800-jährigen jüdischen Geschichte in der Stadt am Rheinknie.

Keine andere Stadt in der Schweiz ist so zentral für die jüdische Gemeinde wie Basel. Die Geschichte der Juden reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Hier wurde vor über 100 Jahren der Grundstein für den Staat Israel gelegt. Hier fanden einige jüdische Flüchtlinge während des Zweiten Weltkrieges Zuflucht – andere wurden am Zoll zurückgewiesen.

Audio
Neue App für Basel (26.08.2014)
04:00 min
abspielen. Laufzeit 4 Minuten.

Und nun gibt es für Basel auch den ersten virtuellen Streifzug durch die jüdische Geschichte der Stadt, eine App mit 13 Stationen.

Die Anwendungssoftware für Smartphone oder Tablet heisst Bâleph – ein Kunstwort aus Bâle und Aleph, dem ersten Buchstaben im hebräischen Alphabet. Zurzeit noch gratis, soll die App mit über einer Stunde Audiomaterial, vielen historischen Bildern und noch mehr Informationen später drei Franken kosten.

Die Historikerin Isabel Schlerkmann und die Archäologin Sabina Lutz haben diese Stadtrundgang-App entwickelt. Warum? «Eine App bietet einfach sehr viele Möglichkeiten. Man kann sie mit Text bespielen, man kann Ton einfügen und faszinierende Bilder zeigen», sagt Schlerkmann.

Karte von Basel
Legende: Basel mal anders: Jüdische Geschichte wird beim Stadtrundgang erlebbar. google maps

Ob zu Fuss oder virtuell vom Sofa aus: Der Bâleph-Stadtrundgang dauert etwa eineinhalb bis zwei Stunden. Er erzählt von der wechselhaften Geschichte, welche die jüdische Bevölkerung in Basel erlebte.

Der Traum eines jüdischen Staates

Eine der 13 Stationen ist der erste jüdische Friedhof. Auf dem Petersplatz, wo heute Studenten vor dem Universitätsgebäude in der Sonne liegen, befand sich vor 740 Jahren die letzte Ruhestätte der damals rund 100-köpfigen jüdischen Gemeinschaft.

Die nächste Station ist ein dunkles Kapitel in der Geschichte von Basel. 1349 wurden fast 100 Juden auf einer Rheininsel, vermutlich beim Birsköpfli, in eine Holzhütte gepfercht und verbrannt. Der Grund: Die Pest. Die Menschen suchten nach Sündenböcken für die damals unerklärliche Seuche und fanden sie in der jüdischen Gemeinschaft. Man warf den Andersgläubigen vor, mit dem Teufel unter einer Decke zu stecken und die Brunnen zu vergiften.

Über 500 Jahre später, im Jahr 1897, fand im Basler Stadtcasino am Barfüsserplatz der erste Zionistenkongress statt. 200 Juden aus aller Welt trafen sich, um die Idee eines jüdischen Staates in Palästina ins Leben zu rufen.

Die bedeutendste Figur der Zionistischen Weltorganisation war Theodor Herzl, ein Journalist aus Wien. Er rief die Organisation und nach eigenen Worten auch den Staat Israel ins Leben: «Fasse ich den Basler Kongress in einem Wort zusammen, so ist es dieses: In Basel habe ich den Judenstaat gegründet.»

Theodor Herzl 1897 auf dem Balkon des Hotel Drei Könige.
Legende: Theodor Herzl logiert während des Zionistenkongresses 1897 im Hotel Drei Könige. Imago/ United Archives International

Doch tatsächlich erlebte Herzl den Staat Israel nicht mehr. Er starb 1904, 44 Jahre vor der Staatsgründung im Jahr 1948.

In Basel erreichte die Popularität der Juden 1967 ihren Höhepunkt. Als in Nahost der Sechstagekrieg zwischen Israel und den arabischen Staaten Ägypten, Jordanien und Syrien tobte, solidarisierten sich die Basler mit der jüdischen Bevölkerung. Ganze Schulklassen versammelten sich auf dem Basler Barfüsserplatz, um für Israel zu demonstrieren. Ein Symbol für dieses Ereignis ist bis heute der Münsterbergbrunnen – er fungierte als grosse Spendensammelbüchse.

Heute leben die meisten Mitglieder der jüdischen Glaubensgemeinschaft zwar in Zürich. Doch auch in Basel gibt es eine grosse Gemeinde. Besonders deutlich zu sehen, ist dies im Wohnquartier rund um die Synagoge. Da gläubige Juden in der Regel in Fussdistanz zur Synagoge leben, wohnen in dem Quartier viele jüdische Familien. Die Geschichte der Juden in Basel geht weiter.

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