Flurina Rothenberger ist als Fotografin zwischen zwei Welten unterwegs. Sie mag das Pulver der Baobabfrucht, welches man hierzulande nur in Afro-Shops kaufen kann, und der Duft von Sheabutter ruft in ihr das Gefühl von Heimat wach.
Heimat ist Afrika, nicht die Schweiz
Ihren allerersten «pagne» – ein buntbedruckter Stoff, den ihre Mutter ihr geschenkt hatte, hat Flurina Rothenberger sorgsam aufbewahrt.
Die gebürtige Zürcherin ist seit Kindsbeinen geprägt vom vielfältigen Alltag in Ländern Afrikas und bewegt sich als Fotografin hauptsächlich dort.
Doch Fotografie studierte sie an der Zürcher Hochschule der Künste, um neue Bilder von Afrika zu schaffen. Die tradierten Vorstellungen des Kontinents hält sie für historisch konstruiert und unbegründet.
Ein anderes Bild von Afrika erschaffen
Deshalb fokussiert sie in ihrer Arbeit hauptsächlich auf die junge Generation, die von den schnellen Entwicklungen durch die Globalisierung, von Mobilität und Migration stark geprägt ist.
Flurina Rothenberger möchte das Bild des afrikanischen Kontinents mitschreiben. Gemeinsam mit den von ihr porträtierten Menschen arbeitet sie am Bild der Gegenwart, aber auch der Zukunft.
So schreibt Flurina Rothenberger mit am Bild Afrikas
1. Prägung in der Kindheit
«Meine Faszination für Bilder wuchs aus der Kultur heraus, in der ich meine Kindheit verbrachte. Wie jedes Kind prägte und lehrte mich meine Umgebung den Sachbezug zu den Dingen, die ich sah und erlebte.»2. Die Kraft des Porträts
«Ein Porträt sagt viel über die Wünsche und Bestrebungen eines Menschen aus. Und ein Porträt tut immer beides: es legt sowohl den Kontext frei, in dem sich der oder die Porträtierte bewegt und den, in welchem sich die Fotografin bewegt.»3. Junge Generation zwischen Stadt und Land
«Gegenwärtig beschäftige ich mich mit dem Thema, wie Mobilität und Migration die junge Generation zwischen ländlicher Verwurzelung und urbaner Orientierung beeinflussen.»4. Stereotypen als Orientierungshilfe
«Stereotypen sind eine menschliche Haltung. Die Welt ist kompliziert und wir alle brauchen Stereotypen, um uns darin zurecht zu finden. Ausschlaggebend ist für mich die Frage, wann Stereotypen zur Abwertung des Gegenübers führen.»5. Spiel mit der Selbstdarstellung
«Wenn es ums Spielen mit Stereotypen geht, sind Afrikanerinnen und Afrikaner Weltmeister. Da werden permanent Klischees herbeigezogen, überhöht und veräppelt. Es gibt keine Trennung zwischen Wahrheit und Fake.»6. Weisse Frau mit Kamera
«Ich als weisse Frau in Afrika mit einer Kamera – das ist eines der grössten Klischees überhaupt. Meine weisse Haut erinnert mich immer daran, dass ich eine Verantwortung habe. Denn jedes Bild, das gemacht wird, fliesst ins kollektive Gedächtnis ein.»7. Neue Stereotypen schaffen
«Um neue Bilder von Afrika zu schaffen, muss man die vergangenen und verzerrten Ideen benennen und deren Folgen für die Gegenwart akzeptieren. Es ist leicht, Stereotypen herauszufordern. Man tut es, indem man neue schafft.»
Sendung: SRF 2 Kultur, Kontext, 18.11.16. 9.05 Uhr