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Wie die Schweiz an der Zukunft der Roboter arbeitet

Ferngelenkte Roboter, die Minen räumen, auf dem Mars Proben sammeln oder den Meeresboden absuchen sind bereits Alltag. Das Interesse der Robotik-Forschung richtet sich vermehrt auf eigenständige, autonome Systemen auch im militärischen Bereich - mit dabei ist der Schweizer Technologie-Konzern Ruag.

Weltweit, nicht nur in den USA, wird zum Thema robotischer Systeme intensiv geforscht. Die Palette reicht von hundeähnlichen Spährobotern bis hin zu Allzwecksystemen, denen man derzeit mühsam das Laufen, Rollen und ein bescheidenes Mass an künstlicher Intelligenz beibringt. Auch in der Schweiz wird geforscht: in Thun entwickelt die Schweizer Rüstungsfirma Ruag unbemannte Landsysteme.

Rüstungskonzen Ruag arbeitet an Schlüsseltechnologie

Ruag ist ein Schweizer Technologie- und Rüstungsunternehmen, das mit einem vergleichsweise bescheidenen Umsatz von jährlich 1,1 Milliarden Franken mehr im Hintergrund der weltweiten Rüstungsbranche agiert, aber im Bereich autonomer Landfahrzeuge für Polizei und Militär immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Ruag entwickelt derzeit verschiedene autonome Systeme für das Schweizer Heer und für den internationalen Markt. Die neueste Entwicklung ist eine Art Bausatz, der praktisch in jedes Militär- oder Zivilfahrzeug eingesetzt werden kann.

Ferngelenkte Truppentransporter

In Zusammenarbeit mit dem US-Rüstungskonzern General Dynamics hat Ruag den Eagle IV gebaut, einen bulligen über fünf Meter langer Mannschaftstransporter, der von einem mobilen Laptop oder aus einem Container heraus ferngelenkt werden kann.

Eagle IV ist kein Roboter, sondern ein unbemanntes Militärfahrzeug, das in die Struktur asymmetrischer Kriege passt. Es fügt sich in die strategischen Planungen einer Kriegsführung, die Selbstmordattentätern automatisierte Systeme entgegensetzt.

Artor - der lernfähige Roboter fürs Gelände

Ein panzerähnliches, dunkelgrünes Fahrzeug mit einem Minikameraaufsatz fährt durch unwegsames Gelände.
Legende: Der rund ein Meter grosse Roboter Artor steuert selbständig auch durch unwegsames Gebiet. Ruag

Einen Schritt weiter geht es bei dem Projekt Artor. Der olivgrüne Mini-Roboter ist knapp 1x1 Meter lang und fährt auf sechs Rädern. Das Kürzel Artor steht für Autonomous Rough-Terrain Outdoor Robot und ist ein Versuchsträger für einen fahrenden Roboter, der selbständig und ohne Satellitensteuerung durch unwegsames Gelände fahren kann. Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich arbeitet bei diesem Projekt mit der Ruag und dem Schweizer Rüstungsbeschaffer Armasuisse zusammen.

Es ist der Prototyp eines Roboters, der sowohl zivil als auch militärisch für die Minenräumung eingesetzt werden kann. In greifbarer Zukunft könnte Artor als «lernfähiger» Roboter selbständig und nicht ferngelenkt auf Reisen gehen.

Science-Fiction oder Schlachtfeld der Zukunft

Dass wir es in zukünftigen Kriegen mit martialischen Roboterarmeen und Metallkämpfern, die mit autonomen Fahrzeugen ausgestattet sind, zu tun haben werden, die durch verwüstete Landschaften und Städte marschieren, ist eher unwahrscheinlich.

Vorstellbar ist mehr eine bionische Verstärkung klassischer Soldaten mit Spezialanzügen oder Exo-Skeletten, einer Art intelligenter Aussenhülle, die den Soldaten trägt, beschleunigt und robotisch unterstützt. Robotisierte Minenräumer, ferngesteuerte Aufklärer und rollende Granatwerfer könnte es als Kombi-Pack geben. Robocop lässt grüssen.

Forschungslaboratorien der US-Streitkräfte und technischer Universitäten arbeiten seit Jahren schon an vielen, teils bizarren Konzepten, die militärisch genutzte Informations-, Steuer- und Angriffstechnologie immer näher zusammenrücken lassen zu einem Mensch/Maschine-Kriegsszenario.

Verbot von automatisierten Waffensystemen?

Der Münchener Sicherheitsexperte und Politologe Armin Krishnan warnt vor einer Verselbständigung militärischer Technik: «Die erschreckendste Version wäre ein strategisches Verteidigungssystem, das von einem Computer kontrolliert wird. Es sollte ganz klar verboten werden, dass Computer autonom Verteidigungssysteme kontrollieren dürfen.»

Armin Krishnan steht mit dieser Forderung nicht allein da. Menschen- und Völkerrechtler sowie das «International Committee for Robot Arms Control» engagieren sich für einen weltweiten Bann automatisierter Waffensysteme. Militärs halten diesem Aufruf regelmässig entgegen, dass es zu einer vollständigen Automatisierung von tödlichen Waffen nicht kommen wird. Der Mensch sei immer das Mass aller Dinge, heisst es immer wieder beschwichtigend.

Da der Mensch aber jetzt schon kaum noch in der Lage ist, die Informationsflut der militärischen Überwachungs- und Kontrollsysteme in Echtzeit zu bewältigen, sollte man die Befürchtungen internationaler Wissenschaftler und Friedensforscher ernst nehmen.

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