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Maschinelles Übersetzen Bei «Harry Potter» kommt der Computer ins Grübeln

An literarischen Texten dürften sich Übersetzungsprogramme noch lange die Zähne ausbeissen, erklärt Computerlinguistik-Professor Martin Volk.

  • Computer werden im Übersetzen von Texten immer besser. Bei Fachtexten sind sie fast so gut wie menschliche Übersetzer.
  • Bei künstlerisch gestalteten Texten ist die maschinelle Übersetzung viel schwieriger.
  • Schwierigkeiten bereiten ihnen Wörter mit mehreren Bedeutungen und der unterschiedliche Aufbau verschiedener Sprachen.

Zur Person

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Martin Volk ist Professor für Computerlinguistik an der Universität Zürich.

SRF: Wie funktioniert maschinelles Übersetzen?

Martin Volk: Die modernen Systeme zur maschinellen Übersetzung lernen anhand einer grossen Menge von menschlich übersetzten Texten, wie Übersetzungen funktionieren. Das System wird trainiert mit Millionen von Sätzen, die bereits in hoher Qualität übersetzt sind. Daraus lernt es, wie neue Sätze zu übersetzen sind.

Was sind aktuell die grössten Schwierigkeiten bei der maschinellen Übersetzung?

Die sind eigentlich gleich geblieben. In der natürlichen Sprache können Wörter ganz verschiedene Bedeutungen haben. Denken wir an das englische Wort «table», das im Deutschen mit «Tisch» oder mit «Tabelle» übersetzt werden muss, je nach Satzkontext. Der Computer muss entscheiden, welche Bedeutung dieses Wort in einem gegebenen Satz hat.

Bis ‹Harry Potter› perfekt übersetzt werden kann, wird es noch eine Weile dauern.

Das zweite grosse Problemfeld sind die unterschiedliche Reihenfolge der Wörter und die unterschiedlichen Abhängigkeiten der Wörter voneinander in den verschiedenen Sprachen. Eine Übersetzung vom Englischen ins Deutsche ist immer noch eine grosse Herausforderung für den Computer. Das Verb steht an ganz unterschiedlichen Stellen, je nachdem, ob es sich um einen Hauptsatz oder um einen Nebensatz handelt.

Wie beurteilen Sie die Qualität der Übersetzungen von «Google translate», dem meistbenutzten maschinellen Übersetzungsdienst?

Einige Sprachpaare funktionieren sehr gut, wie zum Beispiel Englisch-Spanisch oder Englisch-Französisch. Sprachen wie das Deutsche, das sehr viel mehr Wortformen und sehr viel mehr unterschiedliche Wortendungen kennt als das Englische, sind schwieriger zu übersetzen.

Sprachen, die nochmals ganz anders aufgebaut sind – zum Beispiel das Chinesische – stellen natürlich auch eine Herausforderung für ein maschinelles Übersetzungssystem dar.

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Werden Computer einst alles übersetzen, was Menschen übersetzen können?

Das ist schwer vorherzusagen. Bei Fachtexten nähern wir uns der Übersetzungsqualität von menschlichen Übersetzern an. Es kann sein, dass in ein paar Jahren grosse Teile solcher Fachtexte vollautomatisch und in hoher Qualität übersetzt werden können.

Bei der Literatur ist das anders. Bis «Harry Potter» perfekt vom Englischen ins Französische oder ins Deutsche übersetzt werden kann, wird es noch eine ganze Weile dauern – wenn das überhaupt jemals möglich ist. Das sind künstlerisch gestaltete Texte, da ist es sehr viel schwieriger, mit automatischen Verfahren zu übersetzen.

Das Gespräch führte Sarah Herwig.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 24.02.2017, 12:10 Uhr

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