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Die Bibel als Tagebuch der Evolution

Sie lasen die Bibel durch die Brille der Evolutionsgeschichte: Der Biologe Carel van Schaik und der Historiker Kai Michel schrieben unter dieser neuen Perspektive das «Tagebuch der Menschheit». Darin zeigen sie, dass Bibelgeschichten letztlich unsere Evolution abbilden.

Wir kennen sie alle, die Geschichte vom ersten Menschenpaar, von Adam und Eva. Sie leben im Paradies: Tiere, Früchte, Frieden im Überfluss bis Eva trotz ausdrücklichem Verbot eine Frucht pflückt. Daraufhin weist Gott die beiden ersten Menschen zur Strafe aus dem Paradies.

Adam und Eva werden sesshaft

Die beiden Autoren Carel van Schaik und Kai Michel interpretieren die Geschichte evolutionsbiologisch. Es ist der biblische Eklärungsversuch für die extremste Veränderung der menschlichen Lebensweise: Jäger und Sammler werden sesshaft.

Eva gibt Adam einen Apfel in die Hand.
Legende: «Adam und Eva» von Lucas Cranach der Ältere, 1526. Wikimedia

Zwei Millionen Jahre hatten die Menschen von dem gelebt, was sie fanden oder erjagten. Es mag zwar nicht gerade ein paradiesischer Zustand gewesen sein, aber die Menschen waren für diesen Lebensstil von der Evolution bestens ausgerüstet.

Als die Menschen ungefähr 10'000 vor Christus sesshaft werden und anfangen, Ackerbau zu betreiben, wird alles anders: Bevor sie ernten können, müssen sie pflügen und säen. Einen Apfel einfach so zu pflücken, geht nicht mehr, denn der Baum steht in Nachbars Garten – und gilt als dessen Besitz.

Eigentum schafft Probleme

Die Erfindung des Eigentums ist denn auch eines der Kernprobleme, mit denen die Menschen nach der «Vertreibung aus dem Paradies» als erstes konfrontiert sind: Wie umgehen damit, dass es Reiche und Arme gibt? Wie vererbt man Besitz? Wie verteidigt man diesen?

Ungleichheit und Gewalt sind plötzlich auf der Welt. Kain erschlägt Abel. Auch danach geht es drunter und drüber ausserhalb des Paradieses. Kein Wunder, die ehemaligen Jäger und Sammler sind nicht vorbereitet auf das, was sie als Sesshafte alles zu bewältigen haben.

Gemälde, das den Turmbau zu Babel zeigt.
Legende: «Grosser Turmbau zu Babel» von Pieter Bruegel, 1563. Wikimedia

Turmbau? Keine gute Idee!

Zurück zur Bibel: Als sich die Menschen von der Sintflut erholt haben und sich wieder vermehren, beschliessen sie, eine Stadt zu bauen mit einem grossen Turm, der bis in den Himmel reicht.

Gott findet dies keine gute Idee. Er steigt auf die Erde herab und zerstreut die Turm- und Städtebauer in alle Welt. Gott sorgt dafür, dass sie sich in Zukunft nicht mehr verständigen können. Ab sofort sprechen alle unterschiedliche Sprachen.

Menschen bauen Todesfallen

Literaturhinweis

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«Das Tagebuch der Menschheit: Was die Bibel über unsere Evolution verrät», Carel van Schaik und Kai Michel, Rowohlt, 2016.

Die Bibelautoren, schreiben Carel van Schaik und Kai Michel, hätten sich damit als gute Historiker erwiesen. Denn genau das sei nach der «Vertreibung aus dem Paradies» passiert.

Die Menschen beginnen, immer grössere Siedlungen anzulegen – mit der Zeit auch Städte. Todesfallen nennen sie die beiden Autoren. Viele Menschen auf engstem Raum, darunter viele Fremde, Arme, Sklaven: unterernährt, schutzlos gegenüber Krankheiten und Despoten.

Gott hasst Städte

Die Despoten unterdrücken die Stadtbevölkerung und lassen kühne Bauwerke errichten. Es gibt zahlreiche historische Zeugnisse davon, dass zum Beispiel wegen Seuchen solche Werke nie vollendet wurden. Die Menschen starben einfach weg.

Gott hasst offenbar Städte. Das sieht man auch bei Sodom und Gomorra. Diese Bibel-Geschichte erklärt, warum die Menschen in den Städten so leiden müssen: Es ist die Strafe Gottes für ihr Fehlverhalten. Von übertragbaren Krankheiten, Bakterien und Viren wusste die Menschheit damals noch nichts.

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