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Tierische Forschung «Es gibt Beweise, dass Elefanten tanzen können»

Warum können manche Tiere tanzen? Diese Frage beschäftigt den Neurowissenschaftler Aniruddh Patel.

Das Wichtigste in Kürze

  • Aniruddh Patel forscht zu tanzenden Tieren. Bisher wurde angenommen, dass Rhythmusgefühl und Tanz etwas ist, das nur uns Menschen vorbehalten ist.
  • Der Papagei Snowball hat die Forschung eines besseren belehrt. Inzwischen wurden auch tanzende Elefanten, Wale, Robben und Fledermäusen beobachtet.
  • Aniruddh Patel Hypothese lautet: Nur Tiere, die Laute lernen und imitieren, können die eigenen Bewegungen einem bestimmten Rhythmus anpassen.

SRF: Was dachten Sie, als Sie zum ersten Mal den tanzenden Kakadu entdeckten?

Aniruddh Patel: Ich konnte es kaum glauben. Denn bis zu diesem Zeitpunkt war ein solches Verhalten noch nie dokumentiert worden. Und es wurde angenommen, dass Rhythmusgefühl und Tanz etwas ist, das nur uns Menschen vorbehalten ist.

Das Video zeigte aber, dass der Vogel Schaltungen in seinem Gehirn für die Verarbeitung eines Beats haben muss, welche ähnlich wie unsere funktionieren könnten.

Neben Vögeln ist das nur bei Elefanten, Walen, Robben und Fledermäusen beobachtet worden.
Video
Tanzende Tiere
Aus Kultur Extras vom 18.05.2017.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 22 Sekunden.

Welche Schlüsse zogen Sie aus dem Verhalten des Papageis?

Ich nahm Kontakt auf mit dem Vogelheim, in dem Snowball lebte und fragte an, ob wir ein Experiment mit dem Vogel machen könnten, um zu sehen, ob er tatsächlich seine Bewegungen zur Musik synchronisieren kann. Wir nahmen das Lied der Backstreet Boy und liessen es schneller und langsamer laufen. Dabei filmten wir Snowball.

Tanzen bis die Wände wackeln

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Und tatsächlich hat er sich im Rhythmus der Musik bewegt. Das bedeutete, dass er die Musik in seinem Gehirn verarbeitet und die Muskeln entsprechend reagieren. Sprich: Er kann Gehörtes mit Bewegung verbinden. Das bedeutet, dass es eine enge Kopplung zwischen auditorischen und motorischen Hirnstrukturen geben muss.

Was verbindet uns also mit dem Kakadu? Wir beide können komplexe Laute lernen. Diese Fähigkeit ist sehr selten in der Natur. Neben Vögeln ist sie nur noch bei Elefanten, einigen Walen, Robben und Fledermäusen beobachtet worden.

Meine Hypothese ist deshalb, dass nur Tiere, die Laute lernen und imitieren auch die eigenen Bewegungen einem bestimmten Rhythmus anpassen können. Zur gleichen Zeit gab es nämlich auch Studien zu Affen, denen man das Tanzen beibringen wollte. Aber die Affen waren dazu nicht in der Lage. Das korrespondiert also mit meiner These.

Elefanten und Seelöwen sind stimmlich sehr flexibel.

Welche anderen Tiere können tanzen?

Aniruddh Patel

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Legende: Tufts University

Aniruddh Patel ist Professor für Psycholgie an der Tufts University. Er studierte an der Universität von Virginia und der Harvard Universität. Patels Forschung fokussiert auf der Wahrnehmung von Musik.

Wirklich solide Beweise von Tieren, die in der Lage sind, sich zu einer breiten Palette von verschiedenen Tempi rhythmisch zu bewegen, gibt es bis heute in erster Line von diverse Papageiarten. Es gibt Videobeweise, dass Elefanten es ebenfalls können.

Neben den Papageien ist aber ein Seelöwe am interessantesten, bei dem gezeigt wurde, dass man ihn trainieren kann, sich spontan zum Takt von Musik zu bewegen. Er kann ebenfalls auf wechselnde Tempi reagieren. Sowohl Elefanten wie auch Seelöwen sind stimmlich sehr flexibel.

Woran arbeiten Sie jetzt?

Im Moment starten wir eine gemeinsame Studie mit der Universität von Massachusetts zu Rhythmus und Pferden. Bei diesen Tieren gibt es ebenfalls Hinweise, dass sie spontan auf den Takt von Musik reagieren und ihren Gang darauf synchronisieren, auch wenn sie keinen Reiter haben.

Doch Pferde können keine Laute nachahmen. Und auch keine mit ihnen verwandten Spezies ist dazu fähig. Deshalb eignen sich Pferde ideal, um meine These zu überprüfen. In Experimenten werden wir testen, ob sie tatsächlich auf den Takt von Musik reagieren. Falls sie es können, wäre meine These widerlegt.

Das Gespräch führte Anatol Hug.

Sendung: SRF 1, Einstein, 18.5.2017, 22.25 Uhr.

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