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Erforschung der Antarktis Schweizer Expedition birgt Datenschatz aus dem ewigen Eis

Sie ist gross, kalt und kaum erforscht. Aus der Antarktis gibt es jetzt Neues über Wale, Klima und Plastikpartikel.

  • Am 20. Dezember 2016 brach die Antarctic Circumnavigation Expedition auf zu einer Rundreise um die Antarktis.
  • Das internationale Forscherteam der Schweizer Expedition hat Daten für 22 Projekte gesammelt.
  • Der Walbestand erfreute die Forscher, während sie der Fund von Plastikpartikeln negativ überraschte.

In 89 Tagen rund um den antarktischen Kontinent: Im Hafen von Kapstadt ist eine aussergewöhnliche Expedition zu Ende gegangen – die schweizerische Antarctic Circumnavgiation Expedition. Kurz: ACE.

Organisiert hat die Forschungsfahrt auf dem südlichen Ozean das Schweizer Polarinstitut, finanziert hat sie ein schweizerisch-schwedischer Mäzen. An einer Medienkonferenz haben die Forscher erste Resultate bekanntgegeben.

Tiefe Ströme, grosse Klima-Wirkung

Grosses Schiff umgeben von Eis.
Legende: Die Akademik Treshnikov war die schwimmende Heimat der ACE. AARI/epfl

Expeditionen in die abgelegenste Region der Erde gibt es ab und zu. Doch eine Fahrt mit dem Forschungsschiff rund um den ganzen antarktischen Kontinent, das ist rar.

Entsprechend stolz ist der Unternehmer Frederik Paulsen, der die ACE-Expedition finanziert und mitgeplant hat. Die beiden Polregionen, Arktis und Antarktis, seien wichtig für die Erde.

Im südlichen Ozean entstehen beispielsweise gigantische Tiefenströmungen. Diese beeinflussen wesentlich, wie viel Treibhausgas CO2 die Meere aus der Atmosphäre aufnehmen – und wie stark sie folglich die Klimaerwärmung bremsen.

Der unerforschte Kontinent

Leute lehnen über Schiffsbrüstung. Sie beobachten, wie ein rundes Objekt aus dem Meer gezogen wird.
Legende: Aus den Wasserproben erhoffen sich die Forscher neue Erkenntnisse. F. Brucker/Parafilms/epfl

Trotz ihrer Bedeutung ist die Antarktis zu wenig erforscht. Einige Lücken hat die ACE-Expedition gestopft, sagt ihr Chefwissenschaftler David Walton. An 60 Stellen rund um die Antarktis haben die Forscher verschiedene Eigenschaften des Ozeanwassers bis in 1500 Metern Tiefe gemessen.

Sie wollen die Vorgänge in der Region besser verstehen: Wird die Menge CO2 kleiner, die das Meer aufnimmt? Wie wirkt es sich aus, dass von abschmelzenden antarktischen Gletschern mehr Süsswasser in den Ozean fliesst?

Ein Datenschatz für 18 Länder

Vier Leute stehen in einer Schneelandschaft um eine Bohrstelle.
Legende: Das Eis gibt seine Geheimnisse langsam preis. Sharif Mirshak/epfl

Etwa 150 Forscher aus 18 Ländern haben auf der Expedition solche Fragen untersucht. Mäzen Frederik Paulsen ist stolz auf diese internationale Ausrichtung: «Die internationale Zusammenarbeit ist unerlässlich. Die Kosten für eine solche Expedition sind immens. Nur gemeinsam können die Länder erfolgreich sein.»

Diese Zusammenarbeit ist nach der dreimonatigen Reise nicht vorbei. Im Gegenteil: Sie fängt erst richtig an. Nun muss der gesammelte Datenschatz ausgewertet werden.

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Erste provisorische Resultate können die Forscher aber schon vermelden. Sie lassen sich einteilen in positive, negative und erstaunliche Überraschungen.

Zuerst zu den guten Nachrichten: Die Luft in der Antarktis war sauberer, als die Forscher angenommen haben, berichtet Frederik Paulsen: «Mancherorts war die Luft reiner als in einem Speziallabor für sterile Arbeiten.»

Auch aus dem Tierreich gibt es Positives zu berichten: Die Forscher haben viele Wale gezählt. Es könnte sein, dass sich die Meeressäuger besser vom früheren intensiven Walfang erholt haben, als bisher gedacht. Manchen Wasservögeln scheint es ebenfalls besser zu gehen als vermutet.

Zu den schlechten Nachrichten gehören Plastikpartikel: Im ganzen antarktischen Ozean fanden die Forscher feinste Plastikpartikel im Wasser. Selbst in Regionen, die von menschlichen Siedlungen besonders weit entfernt sind. Was das genau bedeutet, muss weitere Forschung nun zeigen.

Der verfressene Schlangenstern

Hand mit Gummihandschuh hält ein Seekraut an einer Pinzette, daran hängt ein fünfarmiges Seetierchen.
Legende: Ein Verwandter der Seesterne: der Schlangenstern. F. Brucker/Parafilms/epfl

Gestaunt haben die Forscher schliesslich, als ein Tauchroboter auf dem Meeresgrund auf folgende Szene gestossen ist, erzählt Chefwissenschaftler David Walton: «Ein Schlangenstern frass einen Fisch – ein noch nie beobachtetes Verhalten.» Normalerweise ernähren sich Schlangensterne von totem organischen Material und kleinen Krebschen oder Würmern.

In den nächsten Monaten und Jahren werden die Forscher ihre Daten aus der Antarktis auswerten – und dabei wohl auf weitere Überraschungen stossen.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Echo der Zeit, 20. März 2017, 19 Uhr

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