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Wildforschung Schweiz Wölfe heulen für die Wissenschaft

Jeder Wolf heult anders. Das nutzt ein Wädenswiler Wildforscher aus, um die Tiere in der Schweiz zu zählen.

  • Der Wolfsbestand in der Schweiz ist schwierig zu erfassen
  • Eine neue Methode aus Wädenswil nutzt das Heulen des Wolfs zur Bestandsüberprüfung.
  • Bald soll die «Bioakustik»-Methode in der ganzen Schweiz angewendet werden.

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In der Schweiz leben derzeit rund 35 Wölfe. Vor fünf Jahren hat sich am Calanda im Kanton Graubünden das erste Rudel gebildet. Zwei weitere Rudel kamen später hinzu: eines im Valle Morobbia im Kanton Tessin, ein anderes im Gebiet Augstbord im Oberwallis.

Schwer zu fassen

Bekannt ist auch, dass im Gebiet Gantrisch im Kanton Freiburg ein Wolfspaar lebt. Deshalb gehen die Forscher der Frage nach, ob es in der Zwischenzeit ein weiteres Rudel in der Westschweiz gibt und ob das kleine Rudel im Tessin im vergangenen Spätsommer Nachwuchs bekommen hat.

Wolfsjunges, unscharf
Legende: Eine Fotofalle hat den Nachwuchs im Valle Morobbia im Tessin erwischt. Kanton Tessin

Um solche Fragen zu klären, setzen die Forscher auf Fotofallen und Genanalysen. Doch die Reichweite von Fotofallen ist auf wenige Meter beschränkt. Die Genanalyse ist aufwendig, teuer und nur möglich, wenn der Wolf bei einem Riss Spuren hinterlässt.

Bioakustik soll Antworten liefern

Forscher um Stefan Suter von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wädenswil gehen einen anderen Weg – sie setzen auf «Bioakustik».

Denn jeder Wolf hat seine individuelle Stimme, die am Computer grafisch dargestellt werden kann. Die Idee: Wenn die Stimmen aller Wölfe in einer Datenbank erfasst sind, können schnell und einfach Aussagen über die Zusammensetzung der Rudel gemacht werden.

Ein Tier polarisiert

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Mikrofone im Wald

Dafür hat Wildbiologe Stefan Suter im Freiburger Gantrisch und im Tessiner Valle Morobbia Mikrofone aufgestellt, die rund um die Uhr alle Geräusche aufzeichnen. Im Gegensatz zur Fotofalle können Mikrofone die Anwesenheit von Wölfen grossflächig anhand ihrer Heuler nachweisen.

Nachdem er Hintergrundgeräusche – wie zum Beispiel das Geräusch von Autopneus oder das Heulen von Hunden – entfernt hat, wertet Suter die verschiedenen Wolfsheuler aus. Alphatiere heulen eher in tiefen Frequenzen, die Welpen haben eine hohe Stimmlage.

Erste Erfolge

Die Resultate zeigen, dass das Wolfspaar in der Westschweiz im vergangenen Jahr keinen Nachwuchs bekommen hat. Anders das Paar im Tessin: Hier hat es bereits zum zweiten Mal Junge gegeben.

Stefan Suter möchte nun seine «Bioakustik»-Methode in Zusammenarbeit mit den Kantonen in der ganzen Schweiz anwenden.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Wissenschaftsmagazin, 12:40 Uhr, 12.2.2017.

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