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Gerichtsfall im Tessin Wie die sozialen Medien Diebstähle begünstigen

In Lugano ist ein Paar aus der Ukraine verurteilt worden, das seine Opfer über die sozialen Medien ausspioniert und dann überfallen hat. Der Fall zeigt, welche Folgen es haben kann, wenn man persönliche Informationen auf den sozialen Medien preisgibt.

Die Kriminalität habe sich in eine Richtung entwickelt, die nicht mehr dem entspreche, was wir uns gewohnt seien. Das sagte die Staatsanwältin Veronica Lipari diese Woche vor einem Gericht in Lugano. Dort sass eine 27-jährige Ukrainerin auf der Anklagebank, eine Ingenieurin für Aerodynamik und Expertin für Cybersicherheit. Diese Kenntnisse nutzte sie, um mit zwei Diebstählen im Tessin, wo sie und ihr Partner vor einem Jahr Asyl beantragt hatten, fast eine halbe Million Franken zu erbeuten.

Die Ratschläge der Expertin für IT-Sicherheit (dt. Untertitel)

Auffällig ist das Vorgehen: Sie überwachte wohlhabende Personen über soziale Medien und leitete dann aus der Ferne den Mann zu den Wohnungen, um dort einzubrechen und die Tresore zu leeren. Die 27-jährige Frau wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Sie war verhaftet worden, als sie kurzzeitig ins Tessin zurückkehrte. Der Partner befindet sich vermutlich noch in der Ukraine, wohin er mit der Beute geflüchtet war.

«Upload-Generation» als dankbares Opfer

Wie einfach ist es für Kriminelle, online Informationen über ihre Opfer zu sammeln? Elisa Nannini, Expertin für Informatiksicherheit, sagt gegenüber dem Radio und Fernsehen der italienischsprachigen Schweiz (RSI): «Im Allgemeinen ist diese Recherche einfacher, als man denkt. Um die Informationen miteinander zu verknüpfen, braucht es einige Tricks. Aber Fakt bleibt, dass all diese Informationen abgerufen werden können.»

Und Nannini ergänzt: «Bis vor wenigen Jahren beschränkte sich die Nutzung des Internets darauf, Informationen herunterzuladen. Inzwischen sind wir zu einer ‹Upload-Generation› geworden, die alles online veröffentlicht, was sie tut.»

Ein Daumen über Social Media-Logos
Legende: Von Posts über Ferien bis zu Bewertungen von Restaurants, in denen man war: All diese Informationen sind tendenziell für alle zugänglich, so die Expertin. Imago

Dann gibt es noch die Daten, die von unseren Geräten geliefert werden, zum Beispiel die, die mit einer sportlichen Aktivität verbundenen sind. Die Geolokalisierung birgt laut der Expertin diverse Risiken: «Man muss bei Anwendungen dieser Art aufpassen. Wenn das Profil öffentlich ist, kann jeder Zugang zur Position des Nutzers haben. Folglich können böswillige Personen, wie das diebische Paar in diesem Fall, Personen überwachen, um ihre Gewohnheiten zu erlernen und dann einen gezielten Angriff zu starten.»

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Um dies zu verhindern, sei es wichtig, den Datenschutz auf seinen Geräten so restriktiv wie möglich einzustellen. Ausserdem sei es ratsam, Accounts zu löschen, die man nicht mehr benutze. Denn oft würden Accounts eröffnet, die dann wieder vergessen werden.

KI erleichtert Überwachung

Auch die künstliche Intelligenz erleichtert den Kriminellen das Handwerk. «Es gibt viele Software-Anwendungen, die KI nutzen, um diese Art von Recherchen zu beschleunigen», berichtet Nannini. «Einige sind wirklich beeindruckend bezüglich der Geschwindigkeit und der Menge an Informationen, die sie über eine bestimmte Person finden können.»

Mitglieder eines Zürcher Sportclubs machen am Boden Dehnungsübungen und tragen Smartwatches am Arm.
Legende: Geräte, die die eigene Fitness tracken, wie Smartwatches, können missbraucht werden, um ihre Opfer auszuspionieren. KEYSTONE/Gaetan Bally

Der Rat der Expertin zum Schutz gegen diese technologische Entwicklung ist folgender: «Ich empfehle, nicht immer denselben Benutzernamen zu verwenden, wenn man Konten erstellt, und verschiedene E-Mails für jedes Konto zu haben. Das macht die Arbeit dieser Software beim Verknüpfen der Informationen etwas schwieriger.»

RSI, Seidisera, 29.10.2025, 18 Uhr;weds

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