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International Geduldsprobe für Bahnreisende in Deutschland

Geduldsprobe für Bahnkunden in Deutschland: Die Lokführergewerkschaft GDL hat ihren Streik auch auf den Personenverkehr ausgeweitet. Im Regional- und Fernverkehr geht auf vielen Strecken nichts mehr. Eine Annäherung in dem Streit um Löhne, Arbeitszeiten und Macht ist nicht in Sicht.

Deutschlands kleine Lokführergewerkschaft GDL macht Ernst: Sie weitete ihren Bahnstreik vom Güter- auch auf den Personenverkehr aus. Der Ausstand soll bis zum Sonntagmorgen dauern und trifft Pendler, Reisende und die Wirtschaft mit voller Härte.

Geduldsprobe für die Pendler

Millionen von Bahnkunden bekamen am Dienstagmorgen einen Vorgeschmack auf die kommenden Tage. Im Regionalverkehr fielen nach Angaben der Deutschen Bahn gut ein Drittel der Züge aus, im Fernverkehr etwa zwei Drittel.

Die Bahn hat Ersatzfahrpläne aufgestellt: Nach Angaben des Unternehmens sollen so im Fernverkehr 245 der sonst üblichen rund 800 Züge eingesetzt werden. Im Regionalverkehr seien je nach Gebiet zwischen 15 und 60 Prozent der Züge unterwegs. Die meisten fahren dort, wo private Konkurrenten der Bahn Strecken übernommen haben.

Einschätzungen von SRF-Korrespondent Casper Selg in Berlin

Der Streik der Lokführer ist nicht der erste seiner Art. Haben die Menschen Verständnis für die Forderungen der GDL? «Für diese spezielle Streiksituation findet sich nur ganz, ganz wenig Verständnis», berichtet Casper Selg aus Berlin. «Man versteht diese Aktion als eine üble Zwängerei auf dem Rücken der Allgemeinheit.» Allerdings: Das Streikrecht an sich werde nicht in Frage gestellt. Kann sich die Politik einschalten und die Gewerkschaften zur Schlichtung zwingen? «Nein, das kann sie nicht», sagt Selg. Allerdings gebe es inzwischen Überlegungen in diese Richtung. «Diskutiert wird, ob es eine gesetzliche Regelung geben sollte, eine Gewerkschaft ab einem gewissen Punkt in eine Schlichtung zu zwingen.»

Nicht alle Lokführer streiken mit

Allerdings fiel der Streik offenbar auch auf anderen Strecken weniger schlimm aus als befürchtet. Die Deutsche Bahn hatte vor allem im Osten Deutschlands mit grossen Problemen gerechnet. Dort gibt es kaum verbeamtete Lokführer, die nicht streiken dürfen.

Allerdings sagte ein Bahnsprecher, dass in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen etliche Züge mehr fahren als geplant, weil mehr Lokführer zur Arbeit erschienen seien als erwartet. Die Gewerkschaft selbst hat sich bisher nicht zur Streikbeteiligung geäussert.

Güterverkehr stark betroffen

Besonders stark betroffen ist der Güterverkehr, der bereits seit Montag bestreikt wird. Die Deutsche Bahn spricht von massiven Verspätungen und Einschränkungen für Kunden im In- und Ausland. Vorrang haben nach Angaben der Bahn derzeit zeitkritische Transporte.

Wirtschaftsexperten rechnen damit, dass sich die Kosten für den aktuellen Streik auf bis zu 750 Millionen Euro summieren könnten. Noch gefährlicher schätzen Ökonomen die langfristigen Folgen ein – der Ruf des Standorts Deutschland könnte Schaden nehmen.

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) befürchtet nach drei bis vier Tagen Streik Produktionsunterbrechungen, weil die Logistikketten unterbrochen sind.

Besonders betroffen seien Branchen, deren Güter nicht so einfach auf Lastwagen oder Schiffe umgeladen werden können – also die Stahlindustrie, aber auch der Fahrzeugbau und die chemische Industrie.

Annäherung nicht in Sicht

Der Streik ist nicht der erste im laufenden Tarifkonflikt, aber er ist der bislang längste. Eine Annäherung zwischen GDL und Unternehmen ist bislang nicht in Sicht. Der Chef der GDL, Claus Weselsky, lehnt eine Schlichtung ab und hat bereits mit neuen Arbeitsniederlegungen gedroht.

Die Bahn ihrerseits pocht auf eine Schlichtung – und findet dabei auch Unterstützer in der Politik. Mehrere Politiker haben bereits eine Zwangsschlichtung ins Gespräch gebracht.

Sie wollen mit dem Zug von der Schweiz nach Deutschland reisen? Hier finden Sie aktuelle Informationen der SBB, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen.

Auswirkungen auf die Schweiz

Auch in der Schweiz wird man den deutschen Bahnstreik spüren, wie SBB-Sprecher Reto Schärli sagt: «Ab Zürich fahren die Züge nur bis zur Grenze. Dann gibt es keine Reisemöglichkeiten mehr mit der Bahn nach Stuttgart oder München.» In Basel sehe die Situation etwas besser aus, «dort fällt nur rund die Hälfte der Züge aus». Die SBB rät den Reisenden die Durchsagen auf den Bahnhöfen zu beachten.

Worum geht es in dem Streik?

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Worum geht es in dem Streik?

Im Streik zwischen der kleinen Lokführergewerkschaft GDL geht es um höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten – und mehr Macht. SRF-Korrespondent Casper Selg erklärt die Hintergründe. Mehr.

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