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Sicherheitskräfte arbeiten im ausgebrannten Grenfell-Tower.
Legende: Sicherheitskräfte arbeiten im ausgebrannten Grenfell-Tower. Keystone
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Nach Grenfell-Brand Dutzende gefährliche Hochhäuser in Grossbritannien entdeckt

Mindestens 60 Gebäude fielen bei Sicherheitstests durch. Die Versicherungsbranche warnte bereits früher vor Brandgefahr.

Das Wichtigste in Kürze:

  • In Grossbritannien wird die Liste der brandgefährdeten Hochhäuser immer länger.
  • Mittlerweile haben 60 Gebäude in mehreren Städten Tests der Aussenfassade nicht bestanden, wie das zuständige Ministerium mitteilt.
  • Insgesamt sollen 600 Blöcke überprüft werden.
  • Gemäss eigenen Angaben habe die britische Versicherungsbranche bereits einen Monat vor dem Brand im Grenfell Tower die Regierung vor Brandgefahr gewarnt.

Der verheerende Hochhausbrand in London vor knapp zwei Wochen entwickelt sich zu einem landesweiten Bauskandal. Experten entdeckten nach neuen Zahlen mindestens 60 Hochhäuser, die bei Sicherheitstests durchfielen. Das teilte das zuständige Ministerium mit. Betroffen sind nicht nur Gebäude in London, sondern etwa auch in Manchester, Plymouth, Portsmouth und Norwich. Insgesamt sollen bei 600 Hochhäusern die Fassadenverkleidungen untersucht werden.

Nicht alle Gebäude werden evakuiert, betonte der für Kommunen zuständige Minister Sajid Javid. Am Freitagabend mussten bereits rund 4000 Menschen vier Hochhäuser im Norden Londons wegen Brandgefahr räumen.

Die Feuerwehr hatte in den 22-stöckigen Gebäuden im Stadtteil Camden eine ganze Reihe von Sicherheitsmängeln festgestellt: unter anderem brennbare Fassaden, Fehler bei der Isolierung von Gasleitungen und das Fehlen von Brandschutztüren.

Die Arbeiten an den geräumten Gebäuden werden drei bis vier Wochen dauern, wie Georgia Gould vom Bezirksrat sagte. Etwa 650 Wohnungen sind den Angaben zufolge betroffen. Der Hochhaus-Komplex ist von 2006 bis 2009 von derselben Firma saniert worden wie der am 14. Juni ausgebrannte Grenfell Tower. Das Feuer dort konnte sich über die Fassadenverkleidung binnen kürzester Zeit stark ausbreiten.

Betroffene kritisieren Evakuation

Die Betroffenen verbrachten die ersten beiden Nächte in Notunterkünften, Hotels oder bei Freunden. Mehr als 80 Bewohner weigerten sich allerdings zunächst, ihre Wohnungen zu verlassen. Die meisten von ihnen räumten dann am Sonntag ihre Bleibe.

In Interviews kritisierten Bewohner die Evakuierung als Überreaktion. Vor allem Senioren fiel der schnelle Aufbruch schwer. Ein 94-Jähriger berichtete Journalisten, dass er nicht ausreichend Tabletten mit sich genommen habe. «Ich habe für so etwas nicht mehr die Kraft.» Eine Seniorin verbrachte die erste Nacht sitzend auf einem Stuhl.

Londons Bürgermeister Sadiq Khan verteidigte die Massnahme. «Man kann doch nicht russisches Roulette mit der Sicherheit von Menschen spielen», sagte er dem Sender Sky News.

Video
Aus dem Archiv: Feuerwehr kämpft gegen Flammen im Grenfell-Tower
Aus SRF News vom 14.06.2017.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 21 Sekunden.

Nach Ansicht von Labour-Chef Jeremy Corbyn sollte Premierministerin Theresa May eine Krisensitzung einberufen. Nur so könnten Massnahmen gegen mangelhaften Brandschutz besser koordiniert werden. Es handele sich um eine «landesweite Bedrohung», warnte Corbyn.

Ein defekter Kühlschrank hatte das Feuer im Grenfell Tower entfacht. Der Brand griff auf den ganzen 24-stöckigen Sozialbau über. Mindestens 79 Menschen kamen ums Leben. Fünf Verletzte lagen am Sonntag noch im Krankenhaus. Die Ermittler erwägen eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung. Man prüfe alle Firmen, die am Bau und an der Sanierung des Hochhauses beteiligt gewesen seien, hiess es.

Versicherungsbranche warnte vor Brandgefahr

Die britische Versicherungsbranche hat die Regierung in London einen Monat vor der Feuerkatastrophe im Grenfell Tower vor Brandgefahr gewarnt. Der Verband der britischen Versicherer teilte mit, man habe die Abgeordneten aufgefordert, die Brandschutzbedingungen seit 2009 zu überprüfen. Ausserdem habe die Vereinigung im Mai davor gewarnt, dass das Dämm-Material an den Aussenfassaden an den Hochhäusern die Ausbreitung von Bränden beschleunigen könnte. Die britische Regierung bezog bislang keine Stellung.

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