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International Ebola: «Einen 100-prozentigen Schutz gibt es nicht»

Nachdem das Ebola-Virus zum ersten Mal innerhalb Europas übertragen worden ist, stellt sich auch hier die Frage: Gibt es absolute Sicherheit? Nein, meint Christoph Hatz, Professor für Epidemiologie an der Uni Zürich – aufgrund von Fehlern beim Menschen oder beim Material der Schutzanzüge.

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Epidemiologe Christoph Hatz: Was weiss man über Ebola?
aus SRF 4 News aktuell vom 08.10.2014.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 55 Sekunden.

SRF: Sie beschäftigen sich seit den 70er-Jahren mit Ebola. Konnten Sie sich damals vorstellen, dass sich das Ebola-Virus dereinst auch in Europa ausbreiten könnte?

Christoph Hatz: Wir konnten es von Anfang an nicht ausschliessen, als die ersten Epidemien in Afrika wüteten. Sicher wüteten sie in kleinem Masse, aber sie waren da. Und es bestand natürlich schon damals das Risiko, dass irgendwann ein Patient mit diesem Virus nach Europa kommen könnte.

Sie haben vor gut 20 Jahren eine Forscherin in Basel, die an Ebola erkrankt war, behandelt. Das ist der bisher einzige Fall in der Schweiz. Was wusste man damals über das Virus?

Aus dem Kongo, wo mehrere Ausbrüche passiert sind, wusste man relativ gut, wie man sich zu schützen hat und was man an Vorkehrungen zu treffen hat. Man wusste schon, worum es geht. Der Erfolg hat auch gezeigt, dass man diese Epidemien damals – nicht schnell, aber relativ speditiv – in den Griff bekommen hat.

Obwohl die Krankheit seit bald 40 Jahren bekannt ist, gibt es bis heute kein Gegenmittel. Denken sie manchmal, das wäre nicht der Fall, wenn die Pharmaindustrie nur ein bisschen mehr investieren würde?

Hier ist die Pharmaindustrie vor allem gefragt als Expertin. Sie muss im Prinzip das Know-how liefern, wie wir eine Impfung entwickeln können. Es ist nicht so, dass gar nichts passiert ist. Es wurde eine Impfung an Affen getestet.

Aber: Die Ebola-Ausbrüche waren bisher im Verhältnis sehr limitiert. Und solange wir Probleme wie Malaria, Tuberkulose und HIV nicht im Griff haben, dürfen wir nicht vergessen: Wir haben gegen alle diese drei Hauptseuchen Afrikas keine Impfung, die unseren Bedürfnissen vollumfänglich entspricht. Hier hat man sehr viel investiert in den letzten Jahren.

Ebola ist daneben, auch wenn das jetzt krass klingt, relativ unbedeutend. Das Fachwissen der Industrie hat sich mehr auf die anderen Krankheiten konzentriert.

Wie hat sich die Diskussion um den Schutz vor Ebola verändert in den letzten 40 Jahren?

ETH-Forschungserfolg

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Dank Erbgutdaten haben Forscher der ETH Zürich die Ebola-Epidemie in Afrika genauer beschreiben können. Sie verwendeten Daten von 70 Patienten, die im Mai und Juni in Sierra Leone erkrankten. Im Schnitt steckte eine Person innerhalb einer Inkubationszeit von 5 Tagen 2,18 Menschen an. Aufgrund der kleinen Datenbasis sind die Zahlen jedoch unsicher.

Die Übertragung wurde relativ gut dokumentiert. Sie ist nicht so gefährlich wie beispielsweise bei einer Tröpfcheninfektion. Es gibt bis heute keinen Beweis dafür, dass Ebola via Tröpfchen übertragen werden könnte.

Damit sind die üblichen, sehr sorgfältigen und genauen Kontrollmechanismen genügend. Man müsste sich, bei allem was man heute weiss, nicht in Vollmontur stürzen, um eine Infektion zu verhindern.

Nun ist es aber so, dass der kleinste Fehler bei der Hygiene tatsächlich ein riesiges Problem darstellen kann. Man muss letztlich damit rechnen – aufgrund von Fehlern beim Menschen oder beim Material der Schutzanzüge – dass eine Infektion trotzdem stattfinden kann. Mit den besten Schutzanzügen, die wir jetzt in Europa verwenden: Einen 100-prozentigen Schutz können wir natürlich nicht garantieren, auch wenn das Material und alles perfekt ist und suggeriert, dass kein Risiko besteht.

Das Gespräch führte Anna Lemmenmeier.

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