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Ebola in Afrika: «Menschen stecken sich immer wieder an»
Aus SRF 4 News aktuell vom 16.05.2017.
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WHO bestätigt Todesfälle Ebola flammt erneut auf – diesmal im Zentrum Afrikas

Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler hat sich intensiv mit dem Ebola-Virus befasst. Er sagt, der Ausbruch in Kongo-Kinshasa sei nicht mit der Epidemie in Westafrika vergleichbar.

SRF News: Die WHO meldet drei Tote und rund 20 Ebola-Verdachtsfälle in Kongo-Kinshasa. Wie ernst ist die Lage?

Thomas Häusler: Das lässt sich derzeit erst schwer sagen. Der aktuelle Ausbruch findet im Norden des Landes statt. Diese Gegend ist sehr abgelegen und es gibt nur eingeschränkte Kommunikationsmöglichkeiten. Das heisst, die Hilfsteams, die schon dort sind oder jetzt dorthin unterwegs sind, müssen sich zuerst einen Überblick verschaffen. Fürs erste ist wohl nicht mit einem verheerenden Ausbruch zu rechnen wie in Westafrika. Weil die Gegend so schlecht erschlossen ist, ist die Gefahr kleiner, dass das Virus durch Menschen auf der Durchreise rasch verbreitet wird.

Weil die Gegend so schlecht erschlossen ist, ist die Gefahr kleiner, dass das Virus durch Menschen auf der Durchreise rasch verbreitet wird.

Hinzu kommt, dass Kongo-Kinshasa im Vergleich zu westafrikanischen Ländern viel Erfahrung mit Ebola-Ausbrüchen hat. Es kommt dort regelmässig zu solchen. 2014 starben in Kongo-Kinshasa 35 Menschen an Ebola. Das Land konnte bisher aber alle Ausbrüche eindämmen, ohne dass es zu grossen Epidemien kam.

Die WHO nimmt diese Ebola-Fälle trotzdem sehr ernst. Was wird unternommen, um die Ausbreitung zu verhindern?

Es geht nun darum, alle Menschen zu finden, die im Kontakt waren mit Menschen, die schon infiziert sind. Diese müssen sich von anderen fernhalten, und wenn sie auch erkranken, werden sie behandelt. Gleichzeitig versucht man, die Bevölkerung in der Gegend zu informieren, dass sie auf keinen Fall Kontakt zu Kranken oder Toten haben sollen. Vor allem dürfen jene, die dem Ebola-Virus zum Opfer gefallen sind, nicht ungeschützt begraben werden. Bei früheren Ausbruchswellen war dies eine grosse Ansteckungsquelle. Die WHO prüft auch, ob ein neuer Impfstoff eingesetzt werden soll. Dieser Impfstoff wurde am Ende der grossen Epidemie in Westafrika getestet. Man konnte diese Tests damals aber nicht mehr ganz abschliessen, weil es noch zu wenig Fälle dazu gab.

Eine Hilfsorganisation hat 300'000 Dosen des Impfstoffs produzieren und einlagern lassen.

Lässt sich dennoch sagen, wie vielversprechend der Impfstoff ist?

Trotz nicht abgeschlossener Tests verspricht er ziemlich viel. Die Bewertung der damaligen, vorläufigen Tests ergab ein sehr positives Ergebnis. Der Impfstoff schützte vermutlich alle Menschen, die damals geimpft wurden. Für eine definitive Aussage gab es einfach zu wenig Fälle. Eine Hilfsorganisation hat 300'000 Dosen des Impfstoffs produzieren und einlagern lassen. Diese kann man nun einsetzen. Vorbereitungen für einen Einsatz laufen offenbar. Entschieden ist noch nichts.

Letztes Jahr wurde die Epidemie in Westafrika für beendet erklärt. Wieso gibt es eigentlich trotzdem wieder neue Fälle von Ebola?

Das war nicht anders zu erwarten. Das Virus zirkuliert in wilden Tieren in Afrika; vermutlich vor allem in Flughunden. Von diesen kann es immer wieder auf andere Tiere überspringen. In den Menschen gelangt es vermutlich, weil in vielen Gegenden Afrikas regelmässig Wildtierfleisch gegessen wird. Dieses sogenannte Bushmeat ist gerade auf dem Land eine willkommene Ergänzung des Menus. So können sich immer wieder Menschen anstecken und es kommt zu neuen Fällen.

Das Gespräch führte Hans Ineichen.

Die Ebola-Epidemie von 2014 und 2015 in Westafrika

In Westafrika kam es 2014/2015 zum bisher grössten Ebola-Ausbruch in der Geschichte. In den hauptsächlich betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone erkrankten mehr als 28'000 Menschen, mehr als 10'000 starben, berichtet das Robert-Koch-Institut.
Erstmals waren damals Länder grossflächig von Ebolafieber betroffen: In Guinea, Sierra Leone und Liberia trat die Krankheit in fast allen Provinzen, auch in grossen Städten mit Flug­hafen-Anbindung auf.
Nach dem Höhepunkt des Ausbruchs im Herbst 2014 sank die Zahl der Neuinfektionen im Laufe des Jahres 2015 kontinuierlich. Seit August 2015 wurden nur noch Einzelfälle registriert. Der Ausbruch kann damit als weitgehend beendet angesehen werden.
Am 29. März 2016 erklärte die Welt­ge­sund­heits­orga­ni­sa­tion (WHO) die seit August 2014 bestehende «Gesund­heit­li­che Notlage von Internationaler Tragweite» (Public Health Emergency of International Concern, PHEIC), für beendet.

Thomas Häusler

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Porträt Thomas Häusler.

Seit 2013 leitet Thomas Häusler die Redaktion Wissenschaft von SRF, zu der er bereits 2007 stiess. Zuvor war er Ressortleiter Wissenschaft beim damaligen Magazin «Facts».

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